Eine Frau sitzt mit dem Rücken zur Wand und hält ihre Hände abwehrend vor das Gesicht. © NDR Foto: Julius Matuschik

Gewalt gegen Frauen: Umfrage erschüttert Sozialminister Philippi

Stand: 12.06.2023 18:35 Uhr

Die Hilfsorganisation "Plan International" hat Menschen im Alter von 18 bis 35 zu ihrem Männlichkeitsbild befragt. Niedersachsens Sozialminister Philippi zeigte sich von den Ergebnissen erschüttert.

In der Umfrage gaben zum Beispiel 34 Prozent der Männer an, dass sie gegenüber Frauen "schon mal handgreiflich werden, um ihnen Respekt einzuflößen". Ebenfalls ein Drittel hält es demnach für akzeptabel, wenn ihnen im Streit "gelegentlich die Hand ausrutscht". Sozialminister Andreas Philippi (SPD) bezeichnete die Umfrage-Ergebnisse als "ungeheuerlich und beschämend für das männliche Geschlecht". All denjenigen, die Gewalt gegen Frauen richteten, sei dringend angeraten, ihr Rollenbild zu überdenken und zu verändern, sagte der Minister.

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Umfrage zum "Spannungsfeld Männlichkeit"

Die Umfrage lief unter dem Titel "Spannungsfeld Männlichkeit - So ticken junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren in Deutschland". Befragt wurden 1.000 Männer und 1.000 Frauen. Bei der Online-Umfrage, die im März durchgeführt wurde, sollten die männlichen Teilnehmer Aussagen darüber treffen, wie Männlichkeit in Deutschland im Alltag gelebt wird. Die befragten Frauen wurden nach ihrer Vorstellung von Männlichkeit befragt. Nach Angaben von "Plan International" ist die Studie repräsentativ.

Fast die Hälfte der Männer stört Homosexualität in Öffentlichkeit

Im Zusammenhang mit der Umfrage meldete sich auch der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen zu Wort. "Die Studie zeigt ganz klar: Frauenfeindlichkeit, das Festhalten an veralteten Geschlechterrollen und Klischees, Homo- und Transfeindlichkeit - das sind gesamtgesellschaftliche Probleme", erklärte die Vorsitzende Kerstin Tack. 48 Prozent der Männer hatten angegeben, dass es sie störe, wenn Männer ihre Homosexualität in der Öffentlichkeit zeigen. Darüber hinaus geht es in der Umfrage unter anderem um die Aufgabenverteilung im Haushalt und den Umgang mit Gefühlen.

Margot Käßmann: "Zutiefst deprimierend"

Die evangelische Theologin Margot Käßmann aus Hannover zeigte sich desillusioniert und bezeichnete die Ergebnisse als "zutiefst deprimierend". "Ich hatte gehofft, dass sich Vorstellungen von Männlichkeit in der Gesellschaft grundlegend geändert haben", sagte Käßmann.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 12.06.2023 | 10:00 Uhr

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