CSD in Hannover: Offenbar weitere Teilnehmende attackiert
Beim CSD Ende Mai wurde ein 17-jähriger Transmann angegriffen und verletzt. Offenbar hat es weitere Angriffe auf Teilnehmende des CSD gegeben. Die Veranstalter wollen das Sicherheitskonzept anpassen.
Nach Aussage der CSD-Veranstalter gab es mehrere Pöbeleien gegen Teilnehmende. Ihnen seien Regenbogenfahnen aus der Hand gerissen worden, auch seien Menschen zu Boden geschubst worden. Zudem habe es Eierwürfe auf Besuchende des Christopher Street Days (CSD) gegeben. Darüber hinaus soll es nach Angaben der Veranstaltenden sexuelle Übergriffe gegeben haben, die aber nicht im Zusammenhang mit queerfeindlichen Hass-Attacken stehen sollen. Der Polizei liegen nach eigener Aussage bislang keine weiteren Anzeigen vor - lediglich die des Angriffs auf den Transmann vor dem Hauptbahnhof Hannover.
Veranstalter wollen Sicherheitskonzept überarbeiten
Die Veranstalter kündigten am Dienstag an, das Sicherheitskonzept anpassen zu wollen. Teilnehmende sollen besser vor tätlichen Angriffen oder Pöbeleien geschützt werden. Teilnehmende des nächsten CSD sollen vor allem bei der An- und Abreise besser geschützt werden, wenn sie in kleinen Gruppen oder als Einzelpersonen unterwegs sind, sagte Mitorganisatorin Corinna Weiler. Dabei habe man besonders den Bereich zwischen Opernplatz und Hauptbahnhof im Blick. Man stehe dazu bereits in Kontakt mit der Stadt und der Polizei, sagte Weiler.
Angriff auf 17-jährigen Transmann am Hauptbahnhof
Zwei junge Männer hatten Ende Mai am Rande des CSD am Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof eine Gruppe von CSD-Besuchenden zunächst beschimpft. Ein 18-jähriger nicht-binärer Mensch wurde von den Angreifern geschlagen. Ein 17-jähriger Transmann, der versuchte zu schlichten, wurde geschlagen und zu Boden gestoßen. Anschließend traten die Täter ihm mehrmals gegen den Kopf. Der 17-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht. Wie die Polizei Hannover am Montag mitteilte, gebe es für die Ermittler dank mehrerer Zeugenaussagen gute Aussichten, die Täter zu fassen. Für die Polizei habe dieser Fall eine hohe Priorität.
Gewalt sei für queere Menschen Alltag
Als Reaktion auf den Angriff Ende Mai haben am Sonntag rund 350 Menschen in Hannover gegen queerfeindliche Gewalt demonstriert. Aufgerufen zu der Demonstration hatte der Verein "Andersraum", der auch Organisator des Christopher Street Days (CSD) in Hannover ist. Man wolle zeigen, dass man weiter gemeinsam gegen alle Formen der Diskriminierung kämpfe, sagte eine Sprecherin vom Verein "Andersraum". "Wir rufen die Stadtgesellschaft Hannovers dazu auf, sich mit uns zu verbünden und für uns einzustehen." Gewalt sei für queere Menschen Alltag. In den vergangenen Jahren habe man aber zudem eine "zunehmende Verrohung" wahrgenommen, so Weiler.
Staatsschutz ermittelt wegen queerfeindlicher Hasskriminalität
Die Polizei leitete Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls und Beleidigung ein. Weil es sich um Teilnehmende des CSD handelt, ermittelt der polizeiliche Staatsschutz zu queerfeindlicher Hasskriminalität. Die Landesregierung und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatten sich nach Bekanntwerden des Angriffs tief betroffen gezeigt. Der Ministerpräsident, Innenministerin Daniela Behrens (SPD) und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) verurteilten die Gewalt.