Prozess gegen "Maddie"-Verdächtigen: Verteidigung will Freispruch
Im Braunschweiger Prozess gegen Christian B. fordert die Verteidigung einen Freispruch. Der 47-Jährige, der auch im Fall "Maddie" als tatverdächtig gilt, ist wegen mehrerer Sexualdelikte angeklagt.
Vor dem Landgericht Braunschweig wird indes nicht der Fall "Maddie" verhandelt. Stattdessen lastet die Staatsanwaltschaft dort Christian B. drei andere Vergewaltigungen sowie zwei andere Fälle von Kindesmissbrauch an. Die Taten sollen sich zwischen 2000 und 2017 ereignet haben. "Es gab nie einen hinreichenden Tatverdacht", sagte aber Verteidiger Friedrich Fülscher zu Beginn seines Abschlussplädoyers am Montag.
Anwalt sieht handwerkliche Fehler
Für die Verteidigung wäre ein Freispruch der einzig richtige Ausgang des Verfahrens, erklärte Fülscher weiter. Unter anderem fehlten Beweise, auch seien Zeugen nicht glaubwürdig. Den Ermittlern warf er grobe handwerkliche Fehler vor und vermutete, dass es ohne den Tatverdacht im Fall Maddie McCann gar nicht erst zur Anklage gekommen wäre. Die damals Dreijährige war 2007 aus ihrem Zimmer in einer Ferienanlage in Portugal verschwunden. Der Aufsehen erregende Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.
Staatsanwaltschaft fordert 15 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung
Alle jetzt in Braunschweig verhandelten Taten soll Christian B. ebenfalls in Portugal begangen haben. Der Prozess neigt sich nach mehr als 30 Verhandlungstagen dem Ende zu. Die Staatsanwaltschaft forderte bereits in der vergangenen Woche 15 Jahre Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Zwar fehlten eindeutige Beweise, doch ein stets ähnliches Tatvorgehen, einschlägige Vorstrafen und glaubhafte Zeugenaussagen deuteten eindeutig auf den Angeklagten als Täter hin, sagte Oberstaatsanwältin Ute Lindemann. Das Urteil soll am Dienstag am Landgericht Braunschweig gesprochen werden.
Anwalt will auch früheres Urteil anfechten
Der mehrfach vorbestrafte Christian B. verbüßt derzeit bereits eine Gefängnisstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin, wozu er 2019 vom Landgericht Braunschweig verurteilt worden war. Weil sich im Zuge des aktuellen Prozesses neue Tatsachen ergeben hätten, will sein Anwalt Fülscher auch das damalige Urteil anfechten. Das kündigte der Anwalt am Montag an.