VW-Bilanz: Kernmarke bleibt 2016 schwach
Der Volkswagen-Konzern hat am Dienstag seinen Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vorgelegt. Trotz Dieselkrise und Konzernumbaus sprach VW-Chef Matthias Müller von einem "bemerkenswert erfolgreichen Jahr". Dank ertragreicher Töchter wie Porsche und Audi konnte das Unternehmen nach einem Milliardendefizit in 2015 im vorigen Jahr wieder einen Gewinn einfahren. Mit 5,1 Milliarden Euro Gewinn kehrte VW in die schwarzen Zahlen zurück, der Umsatz stieg um 2 Prozent auf 217 Milliarden Euro.
Gewinnschwäche bei der Kernmarke
Die Kernmarke VW allerdings kämpft weiter mit ihrer Gewinnschwäche: Auch ohne die Folgen der Diesel-Affäre und anderer Sondereinflüsse ging das Ergebnis 2016 im laufenden Geschäft um 11,1 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz schrumpfte leicht um 0,6 Prozent auf 105,7 Milliarden Euro. Der Markt in Südamerika machte große Probleme, während vor allem in China die Geschäfte gut liefen.
Vier Millionen Fahrzeuge umgerüstet
Der von einigen Beobachtern erwartete Absatzeinbruch infolge der Abgasaffäre blieb aus. Für die Einigung mit Zivilklägern wie VW-Kunden und Behörden in den USA stellte VW allein 2016 mehr als 6 Milliarden Euro zurück. Insgesamt dürften die Folgen des Abgas-Skandals wohl mit mehr als 22 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Der Rückruf der weltweit über 11 Millionen betroffenen Wagen quer durch die Marken nehme weiter Fahrt auf, sagte Müller: "Allein in Deutschland haben wir inzwischen mehr als 1,5 Millionen Konzernfahrzeuge umgerüstet, weltweit sind es bereits 4 Millionen." Der Vorstandschef bekräftigte das Ziel, bis Ende 2017 alle Autos "in Ordnung zu bringen". Der Diesel sei auch durch das Verschulden von Volkswagen in Misskredit geraten. "Wir müssen dafür sorgen, dass das Image vom Diesel wieder besser wird", sagte Müller. Denn der Diesel spiele eine "fundamentale Rolle", um strengere CO2-Vorgaben zu erreichen.
Bekenntnis zu US-Standorten
Mitten in den Diskussionen um die wirtschaftliche Abschottungspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump bekannte sich Konzernchef Müller am Dienstag zu den Standorten des Autobauers in den Vereinigten Staaten. Das Land bleibe - trotz der dort zuerst bekannt gewordenen Dieselkrise - ein "strategischer Kernmarkt" sowohl für den VW-Gesamtkonzern als auch für die Hauptmarke VW-Pkw. "Wir stehen zu unseren Investitions- und Standortentscheidungen und wollen langfristig in den USA eine deutlich größere Rolle spielen als heute", sagte Müller. Vor allem die Töchter Porsche und Audi seien dort erfolgreich.
Ziele: Sparkurs und mehr Umsatz
Parallel zur Aufarbeitung der Abgaskrise ringt VW mit der Umsetzung des im Herbst beschlossenen Umbauprojekts "Zukunftspakt". Damit will VW seine Hauptmarke rentabler machen, die jährlichen Kosten sollen bis 2020 um rund 3,7 Milliarden Euro sinken. Vorgesehen sind in den nächsten Jahren auch bis zu 30.000 Stellenstreichungen - allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratschef Bernd Osterloh gerieten deswegen mehrfach heftig aneinander. Für das laufende Jahr bekräftigte der Konzern das Ziel, den Umsatz um bis zu vier Prozent zu steigern und eine operative Rendite zwischen 6 und 7 Prozent einzufahren. Müller sagte, der Pakt sei zusammen mit der neuen Strategie 2025 "das Fundament für eine kraftvolle Neuausrichtung unserer Kernmarke".
Managergehälter jetzt gedeckelt
Der Vorstand muss nun kleinere Brötchen backen. So nahm etwa die Gesamtvergütung für die Riege um Konzernchef Matthias Müller von mehr als 63 Millionen Euro im Jahr 2015 auf zuletzt rund 39,5 Millionen Euro ab. Spitzenverdiener unter den neun obersten VW-Führungskräften war im vergangenen Jahr das inzwischen ausgeschiedene Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt mit einer Gesamtsumme von 10,05 Millionen Euro - bei ihr stammt ein Großteil aber aus einer Abfindung nach dem Verlassen des Unternehmens im Januar. Auf Platz zwei folgt Vorstandschef Matthias Müller, der etwa 7,25 Millionen Euro einstrich. Personalchef Karlheinz Blessing kam an dritter Stelle auf rund 3,33 Millionen Euro. Nach Kritik an der Abfindung für Hohmann-Dennhardt hatte der Konzern unter anderem eine Höchstgrenze von 10 Millionen Euro Jahresgehalt für den Vorstandschef und eine Verschärfung der Bonusregeln bekanntgegeben. Die Mitglieder des Aufsichtsrats sollen künftig gar keine Boni mehr erhalten.