VW-Betriebsrat: "Zehn Prozent von null ist null"
Alle Jahre wieder bekommen die Vollzeit-Mitarbeiter von VW einen Bonus ausgezahlt - zehn Prozent des operativen Gewinns der Pkw-Kernmarke werden auf 120.000 Haustarif-Beschäftigte verteilt. Normalerweise. Für 2014 waren das immerhin 5.900 Euro pro Kopf. Doch nach dem Abgas-Skandal sieht es für 2015 nach einer Nullrunde aus. Darauf hat der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh die Beschäftigten eingestimmt: "Zehn Prozent von null ist null", so seine einfache Rechnung. Die Vorauszahlung von 1.500 Euro ist jedoch im Tarifvertrag garantiert - und sei bereits gezahlt worden, hieß es am Freitag. Niemand müsse das Geld zurückgeben, so ein Betriebsratssprecher.
Auch der Vorstand soll zurückstecken
Im Gegenzug erwarte er auch vom Management, dass es bei seinen Bonuszahlungen zurücksteckt. Die Vorstandsmitglieder hätten eine "moralische Verpflichtung", betonte Osterloh. Mitte November hatte Osterloh noch eine "geringere Bonuszahlung" für möglich gehalten. Der neue VW-Markenchef Herbert Diess schränkte bereits damals ein: "Das Unternehmen wird weniger verdienen, und die finanzielle Anspannung steigt beträchtlich."
"Es gibt eine Kaufzurückhaltung"
Auch das scheint sich laut Betriebsratschef Osterloh zu bestätigen: Die Marke Volkswagen habe mit sinkenden Verkäufen zu kämpfen. "Das Thema CO2 hat eine Vertrauenskrise ausgelöst", sagte Osterloh, der auch im Aufsichtsrat sitzt. "Es gibt eine Kaufzurückhaltung." Die geschönten CO2- und damit auch Spritverbrauchswerte bei rund 800.000 Autos seien dabei für die Kunden deutlich entscheidender als die Manipulationen beim Stickoxid-Ausstoß. Bereits im Oktober hatte die Marke Volkswagen mehr als fünf Prozent weniger Autos an die Kunden ausgeliefert als ein Jahr zuvor. Dies wurde aber noch nicht als Auswirkung des Skandals bewertet. In der Regel vergehen zwischen Bestellung und Auslieferung mehrere Wochen oder gar Monate.