VW: Kein Stellenabbau - aber weniger Verkäufe
Der Abgas-Skandal schlägt sich nun offenbar auf die Verkaufszahlen nieder. Volkswagen hat im Oktober weltweit rund 5,3 Prozent weniger Fahrzeuge der Kernmarke VW verkauft als ein Jahr zuvor. Das teilte das Unternehmen am Freitag in Wolfsburg mit. In Europa gab es einen Rückgang von 1,1 Prozent, in Russland und Südamerika sank der Absatz kräftig. Im weltweit größten Automarkt China und auch in Deutschland legte der Autobauer hingegen zu. Seit Jahresanfang wurden konzernweit 4,7 Prozent weniger Autos ausgeliefert als 2014. Weil zwischen Bestellung und Auslieferung der Autos in Deutschland oft mehrere Wochen oder Monate liegen, kann sich der Abgas-Skandal laut VW auch erst später in den Verkaufszahlen niederschlagen. Bisher gibt es laut VW aber kein größeres Nachfrage-Minus.
"Hohe Rabatte verstellen den Blick"
Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer sieht in den Zahlen erste Anzeichen für eine nahende Schwächeperiode. Die Reaktionen auf den Diesel-Skandal würden allmählich erkennbar, so Dudenhöffer: "Die Marktreaktionen kommen jetzt." So müsse das leichte Verkaufsplus von 0,2 Prozent in den USA auch vor dem Hintergrund hoher Rabatte für Modelle wie zum Beispiel den Passat gesehen werden: "Der wird in den USA ja fast schon verschenkt." Er übte auch Kritik an hohen Rabatten für Kunden in Deutschland.
Offenbar Annäherung zwischen Betriebsrat und Management
Im Zuge der Abgas-Krise hatte Bernd Osterloh, Chef der VW-Arbeitnehmervertretung und Mitglied des Aufsichtsrats, vor einer Woche in einem Brief an die Belegschaft gefordert, dass der Konzernvorstand unverzüglich in geordnete Gespräche mit dem Betriebsrat eintreten solle. Dabei hatte sich Osterloh insbesondere an den neuen VW-Boss Matthias Müller und VW-Markenchef Herbert Diess gerichtet und kritisiert, dass der Vorstand bisher nicht mit dem Betriebsrat zusammenarbeite. Nun haben Management und Betriebsrat offenbar die Zusammenarbeit gesucht: Der Deutschen Presse Agentur gaben Osterloh und Diess ein gemeinsames Interview. Darin betonte Osterloh noch einmal, dass es in der aktuellen Lage Geschlossenheit und eine gute Kommunikation zwischen Vorstand und Betriebsrat brauche. Wichtige Entscheidungen müssten die Arbeitnehmervertreter mittragen.
"Vorerst kein Abbau von Arbeitsplätzen"
Zu solchen Entscheidungen gehöre auch die Auszahlung der Boni, über die im Frühling verhandelt werde. Das Unternehmen werde weniger verdienen, daher könne man nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert, so Diess. "Ich kann heute schon sagen, dass der Bonus nicht auf dem Niveau des Vorjahres liegen kann", ergänzte Osterloh. Und: Man schaue jetzt natürlich auch genau hin, wie der Vorstand mit eigenen Bonuszahlungen umgehe. Die Konzernspitze müsse nun das richtige Zeichen setzen. Zur Frage, ob der Vorstand auf sämtliche Bonuszahlungen verzichten werde, antworte Diess, das müsse der Vorstand gemeinsam entscheiden. Einen Abbau von Arbeitsplätzen werde es vorerst nicht geben, sagte Diess: "Daran arbeiten wir mit ganzer Kraft. Ich glaube schon, dass wir die Stammbelegschaft halten können." Bei der Übernahme von Leiharbeitern müsste das Unternehmen aber nun "vorsichtig sein".
"Wir hatten uns zu viel vorgenommen"
In den Falschangaben zum CO2-Verbrauch sieht Diess nach eigenen Angaben keinen systematischen Missstand. Es sei aus fachlicher Sicht ein eingrenzbares Thema. Aber er räumt ein: "Wir hatten uns zu viel, vielleicht Unmögliches vorgenommen." Derzeit gebe es aber keine Hinweise darauf, dass in der Abgas-Affäre noch etwas hinzukomme, so Diess. Es könne heute keiner sagen, ob es 10, 50 oder sogar 100 Menschen gewesen seien, die Gesetze gebrochen haben, so Osterloh. "Es geht jetzt darum, dass sich so etwas nie wiederholen kann. Das ist völlig inakzeptabel, weil so der ganze Konzern gefährdet werden kann."