8,2 Millionen VW-Autos können umgerüstet werden
Für den Wolfsburger Autobauer Volkswagen wird es offenbar deutlich einfacher als gedacht, die manipulierten Dieselmotoren umzurüsten: Rund 8,2 Millionen Autos mit 1,6- und 2-Liter-Motoren könnten ab Januar kommenden Jahres so eingestellt werden, dass sie die Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide einhalten, teilte VW am Mittwoch mit. Möglich machen sollen es neue Luftgitter und Software-Updates. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat die Vorschläge bereits genehmigt. Warum hat VW die Risiken von gezielten Manipulationen überhaupt auf sich genommen, wenn die Lösung nun offenbar so einfach ist? Erst "Forschritte in der Motoren-Entwicklung" sowie eine "verbesserte Strömungssimulation innerhalb von komplexen Ansaugsystemen" machten die Umrüstung möglich, so VW in einer Mitteilung.
Umrüstung dauert 30 bis 60 Minuten
Um die gültigen Emissionsnormen zu erreichen, können beim 1,6-Liter-Antrieb ein sogenannter Strömungstransformator und ein Software-Update eingesetzt werden. Das hatte VW-Chef Matthias Müller bereits angekündigt. Der Transformator soll dafür sorgen, dass die Luft besser angesaugt und Treibstoff besser verbrannt werden kann. Zwar machte VW noch keine Angaben zu den Preisen der Teile, doch allein der Materialwert dürfte sich auf weniger als einen Euro belaufen. Bei den größeren 2,0-Liter-TDI-Motoren reiche sogar das Aufspielen eines neuen Programms aus. Der Zeitaufwand für die Umrüstung ist überschaubar: Nach Konzernangaben beläuft er sich bei den größeren Motoren auf 30 Minuten, bei den kleineren auf etwa eine Stunde.
VW will Kunden kontaktieren
Eine Lösung für die kleinen 1,2-Liter-Motoren soll bis zum Monatsende vorliegen - auch hier ist ein Software-Update im Gespräch. Man werde "mit jedem Kunden Kontakt aufnehmen" und den betroffenen Autobesitzern während des ab Januar geplanten Rückrufs eine kostenlose "Ersatzmobilität" anbieten, hieß es. Auf eine Verjährung von Gewährleistungsansprüchen verzichte der VW-Konzern bis Ende 2016. Ziel sei es, "die gültigen Emissionsziele zu erreichen, ohne Beeinträchtigung der Motorleistung, des Verbrauchs und der Fahrleistungen", so Volkswagen in einer Mittteilung. VW machte aber auch klar, dass dies bisher nicht garantiert werden könne.
Vorschläge betreffen nur Modelle in der EU
Bisher gelten die Umrüstungspläne nur für die in der EU verkauften Wagen - nicht für Modelle in den USA und in Kanada. Die amerikanischen Umweltbehörden prüfen derzeit noch die Vorschläge des Autobauers. Allein schon wegen der dort schärferen Grenzwerte sei die Lösungssuche anspruchsvoller als in Europa, erklärte der Konzern. VW hatte nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals 6,7 Milliarden für den Umbau zurückgelegt.
Acht Mitarbeiter beurlaubt
Unterdessen wurde bekannt, dass VW bislang acht Konzernmitarbeiter beurlaubt hat. Offenbar handelt es sich um Beschäftigte aus dem Umfeld der Motorenentwicklung. Darunter sind auch die Entwicklungsvorstände der Marken VW, Audi und Porsche. Ein Konzernsprecher betonte, dass die Beurlaubungen zunächst nur vorübergehend seien. Es gelte die Unschuldsvermutung.
Längere Werksferien in Wolfsburg?
Der Abgas-Skandal hat auch Auswirkungen auf die Belegschaft des Stammwerks in Wolfsburg. VW erwägt offenbar längere Werksferien - möglicherweise könnten die Mitarbeiter drei Wochen in den Urlaub geschickt werden. Normalerweise stehen bei Volkswagen die Bänder nur zwischen Weihnachten und Neujahr still. Die Mitarbeiter der Golf-Fertigung haben nach einer ersten Entscheidung zunächst drei Tage länger frei. Zu den Gründen für die Verlängerung des Urlaubs hat VW keine Angaben gemacht.
Änderungen in der Konzernstruktur?
Derweil zeichnen sich in der Unternehmensstruktur weitere Änderungen ab: Der Konzern und die Pkw-Marke VW sollen stärker auseinandergezogen werden. "Der Konzern und die Marke stehen vor unterschiedlichen kommunikativen Herausforderungen. Wir wollen beide stärker positionieren", sagte Volkswagen-Kommunikationschef Hans-Gerd Bode.