Rekord-Stromtrasse Wahle-Mecklar wird eingeweiht
Mit der Fertigstellung der Stromtrasse Wahle–Mecklar wird am Mittwoch ein bedeutendes Infrastrukturprojekt abgeschlossen, das die Energiewende in Deutschland maßgeblich unterstützt.
Die rund 230 Kilometer lange Höchstspannungsleitung verbindet das niedersächsische Wahle bei Braunschweig mit dem hessischen Mecklar in der Gemeinde Ludwigsau. Die Stromleitung erleichtert den Transport von Windenergie aus dem Norden Deutschlands in den Süden und trägt dazu bei, Netzengpässe zu reduzieren. Das Projekt, das 2018 startete, wurde in vier Abschnitten realisiert. Besonders innovativ war der Einsatz von Erdkabeln auf 20 Kilometern der Strecke – ein Novum für Höchstspannungsleitungen dieser Art.
Rekord-Projekt ist Kind der 2000er
Die 380.000-Volt- Stromtrasse Wahle–Mecklar markiert einen wichtigen Meilenstein im deutschen Netzausbau, doch ihre Realisierung war nicht ohne Kontroversen. Die Planungen begannen bereits in den 2000er-Jahren als Teil des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG), das 2009 in Kraft trat. Dieses Gesetz sollte zentrale Infrastrukturprojekte beschleunigen, um die Energiewende voranzutreiben. Entlang der geplanten Trasse kam es zu erheblichen Protesten von Anwohnern und Umweltverbänden.
Forderung: Erdkabel statt 100 Meter hohe Strommasten
Die Bedenken der Bürger und Verbände reichten von der optischen Beeinträchtigung durch die rund 100 Meter hohen Strommasten bis hin zu möglichen gesundheitlichen Risiken durch Elektrosmog von elektromagnetischen Feldern, die bei Höchstspannungsleitungen auftreten. In einigen Regionen forderten Bürgerinitiativen den Einsatz von Erdkabeln, die jedoch technisch und finanziell aufwendiger sind.
Deutschlands längstes Erdkabel
Auf insgesamt 20 Kilometern verläuft die Strom-Autobahn jetzt unterirdisch. Die Trasse ist damit auch ein Pilotprojekt für den Einsatz von Erdkabeln, die auch bei weiteren Vorhaben in Deutschland verbaut werden sollen. Der längste Untergrund-Abschnitt ist 13 Kilometer lang – ein Rekord in diesem Spannungsbereich. Dazu wurden 155 Kilometer Leerrohre verlegt, 300.000 Kubikmeter Erde bewegt und 30.000 Meter Bohrungen durchgeführt, wie die Betreiberfirma Tennet berichtet. Zum Schluss wurden die Kabel durch die Leerrohre gezogen. Eine sehr aufwendige Bauweise, die vor allem durch die hartnäckigen Proteste von Anwohnern gegen Freileitungen angestoßen wurde. Mit Blick auf die teils massiven Eingriffe in den Boden ist aber auch diese Bauform nicht unumstritten. Insgesamt aber konnten so die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Umwelt verringert werden, heißt es von der Betreiberfirma.
Feierlicher Startschuss - Weitere Trassen in Niedersachsen
Für die feierliche Inbetriebnahme der Trasse hat sich unter anderem Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) angekündigt. Doch mit dem Projekt Wahle-Mecklar ist erst der Startschuss für den Stromtrassen-Boom in Niedersachsen gefallen. Die Bauarbeiten für die 700 Kilometer lange Mega-Leitung "Südlink"laufen bereits bei Scheeßel. Und mit der A-Nord-Trasse zwischen Emden und Osterath wartet bereits die nächste Trassen-Großbaustelle.