Plant VW Abbau Zehntausender Stellen?
In den vergangenen zwölf Monaten schien eine Sache bei Volkswagen wie in Stein gemeißelt: Die Antwort auf die durch den Abgas-Skandal ausgelöste Krise sollte nicht die unternehmerische Allzweckwaffe "Stellenabbau" sein. Doch nun kommt das Wolfsburger VW-Management offenbar nicht mehr um dieses Mittel herum. Nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ, Donnerstagausgabe) plant Volkswagen den Abbau Zehntausender Stellen in Niedersachsen.
Volkswagen dementiert Zeitungsbericht
Ein Dementi aus Wolfsburg erfolgte aber umgehend. Ein VW-Sprecher erklärte, dass es noch keine konkrete Zahlen für den geplanten Stellenabbau gebe. Sowohl das Tempo als auch der Umfang der Umstrukturierung seien noch völlig offen. Auch ein Sprecher des Konzernbetriebsrates wollte sich zu konkreten Zahlen nicht äußern. Der Betriebsrat könne derzeit auch nicht erkennen, dass das Unternehmen die schon bestehenden Möglichkeiten zur Altersteilzeit ausnutze. Die Produktion sei bereits sehr schlank aufgestellt, die Kollegen dort würden absolut am Anschlag arbeiten.
VW bietet Altersteilzeit
Die "HAZ" hatte zuvor berichtet, dass das Wolfsburger Unternehmen vor allem jene im Blick, die 50 Jahre oder älter sind. Für diese Jahrgänge solle es neue und weitreichende Altersteilzeit-Angebote geben. Danach könnten sie zunächst für einen geringeren Lohn weiterarbeiten und später bei diesen Bezügen freigestellt werden. Details dazu will VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, der am Montag seinen 60. Geburtstag feierte, dem Bericht zufolge im "Zukunftstarifvertrag" regeln.
"Hartes Fitnessprogramm"
Volkswagen-Personalvorstand Karlheinz Blessing hat laut Konzern-Mitteilung am Mittwoch auf der nichtöffentlichen Betriebsversammlung in Wolfsburg vor einem steinigen Weg gewarnt: "Wir haben ein hartes Fitnessprogramm vor uns. Qualifizierung, neue Aufgaben, neue Arbeitsweisen - alles das kommt auf uns zu. Auch Personalreduzierung beispielsweise durch Altersteilzeit gehört dazu. Wir werden das gemeinsam packen. Der Zukunftspakt stellt die ersten Weichen dafür."
Beunruhigende Idee oder verlockendes Angebot?
Gut ein Jahr nach Bekanntwerden der Manipulationen von Diesel-Motoren wollte die VW-Konzernspitze auf der Betriebsversammlung verlorenes Vertrauen beim Personal zurückgewinnen. Rund 20.000 Beschäftigte hatten sich im Stammwerk eingefunden. Die Altersteilzeit-Angebote, die Volkswagen offenbar jetzt macht, haben beim Autobauer eine lange Tradition. In der Vergangenheit waren diese Offerten bei den Beschäftigten so begehrt, dass die Zahl der Interessenten wesentlich größer war, als die Plätze die VW anbot. Deshalb ist zu bezweifeln, ob das Wort Altersteilzeit die VW-Beschäftigten wirklich schockiert.