Abgas-Skandal: Erster VW-Ingenieur gesteht
In den USA hat sich ein Mitarbeiter von Volkswagen nach einer ersten Strafanzeige im Abgas-Skandal vor einem Bezirksgericht in Detroit schuldig bekannt. Das teilte das US-Justizministerium am Freitag mit. Damit kann die Schuldfrage im Diesel-Skandal mithilfe einer ersten aktiv beteiligten Person weiter aufgeklärt werden. Der Ingenieur habe zugesichert, der Regierung bei den weiteren Ermittlungen zu helfen. Der 62 Jahre alte Mann gab nach Angaben des Justizministeriums zu, bis Mai 2008 am Konzernsitz in Wolfsburg Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein. Ziel sei es gewesen, durch die Entwicklung spezieller Betrugs-Software zur Manipulation von Emissionstests US-Behörden und Kunden hinters Licht zu führen.
"Einer von vielen, die in Skandal verwickelt sind"
Der Anwalt des Angeklagten sagte, dass sein Mandant vor Gericht "Verantwortung für seine Taten" übernehmen wolle. Er sei "einer von vielen, die bei Volkswagen" in den Abgas-Skandal verwickelt seien. Der 62-Jährige "bereut sehr, was geschehen ist", so der Anwalt.
"Arbeit an Manipulations-Software begann 2006"
Von 1983 bis Mai 2008 war der Angeklagte laut Gerichtsunterlagen bei der Volkswagen AG in Wolfsburg angestellt. Anschließend habe er in den USA bei der Einführung der manipulierten Autos geholfen. Der 62-Jährige gab zu, im Rahmen des Zulassungsverfahren von Dieselwagen in den USA persönlich bei Gesprächen zwischen VW-Vertretern und den Umweltbehörden anwesend gewesen zu sein, bei denen bewusst falsche Aussagen zum Schadstoffausstoß der Autos gemacht worden seien. Dem Angeklagten zufolge begann die Arbeit an den Schummelprogrammen für den US-Markt etwa im Jahr 2006 in der Entwicklungsabteilung für Dieselmotoren. Hintergrund sei die Erkenntnis gewesen, dass VW die strengeren US-Emissionsstandards auf legalem Wege nicht hätte einhalten können.
Angeklagtem drohen fünf Jahre Haft und Geldstrafe
Bis zur Anklage bekleidete der 62-Jährige laut Gerichtsunterlagen im VW-Testlabor in Kalifornien einen gehobenen Posten. Er ist nach Angaben seines Anwalts noch immer bei VW angestellt. Die Strafanzeige wegen Betrugs und Verstößen gegen Umweltgesetze datiert bereits vom 1. Juni, wurde aber erst jetzt im Zuge der Einigung mit den Behörden öffentlich gemacht. Am 11. Januar soll das Urteil fallen. Dem 62-Jährigen drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 250.000 Dollar. Das Strafmaß könnte milder ausfallen, je nachdem, wie der VW-Mitarbeiter bei der Aufklärung des Falls mithilft.
VW will weiterhin mit US-Justiz zusammenarbeiten
Erstmals haben die seit rund einem Jahr andauernden Ermittlungen der US-Justizbehörden auf strafrechtlicher Ebene ernsthafte Konsequenzen. Eine Sprecherin von VW teilte mit, dass das Unternehmen bei der Aufarbeitung des Falls weiterhin mit dem US-Justizministerium kooperieren werde. Darüber hinaus könne man sich nicht äußern.
Manipulation kostet VW in den USA Milliarden
VW hatte sich bereits mit Hunderten US-Zivilklägern auf einen Vergleich über bis zu 15,3 Milliarden Dollar geeinigt. Auch mit Vertragshändlern gibt es einen außergerichtlichen Kompromiss, der den Konzern rund eine Milliarde Dollar kosten soll. Darüber hinaus laufen nach Informationen des "Wall Street Journal" (WSJ) Gespräche zwischen VW und dem US-Justizministerium, um auch die strafrechtlichen Ermittlungen in einem Vergleich beizulegen. Dem Bericht zufolge sind vorläufige Verhandlungen bereits im Gang und ein Kompromiss werde bis Ende des Jahres angestrebt. Das WSJ beruft sich bei dem Bericht auf Insider.