Abgas-Skandal wird für Volkswagen immer teurer
Der Abgas-Skandal hinterlässt immer tiefere Spuren in der Bilanz des Wolfsburger Autobauers Volkswagen. Wie am Mittwoch bekanntgebeben wurde, hat der Konzern weitere 2,2 Milliarden Euro zur Bewältigung der Krise zurückgelegt. Dieses Geld braucht VW nach eigener Einschätzung vor allem, um weitere Rechtsstreitigkeiten in den USA bezahlen zu können. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen sank deshalb im ersten Halbjahr um 22 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Darin enthalten seien die "negativen Sondereinflüsse in Höhe von 2,2 Milliarden Euro". Insgesamt haben die Wolfsburger für die Aufarbeitung des Diesel-Skandals damit fast 18 Milliarden Euro eingeplant. Ohne den neuerlichen Dämpfer wäre der Halbjahresgewinn aus dem laufenden Geschäft auf 7,5 Milliarden Euro geklettert. In diesem Fall hätte sich bei den operativen Erträgen ohne die Abgas-Affäre ein Plus von rund sieben Prozent ergeben. Vor allem die VW-Kernmarke habe sich nach einem schwachen Startquartal erholt, hieß es.
Vorwürfe aus den USA wecken Interesse in Braunschweig
Drei Klagen von US-Bundesstaaten könnten den Konzern weiter in Bedrängnis bringen. Die zuständigen amerikanischen Staatsanwälte sind der Ansicht, dass der Diesel-Betrug auf höchster Management-Ebene geplant wurde. Für die Vorwürfe aus den USA interessieren sich auch Ermittler in Deutschland: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig will die Klageschrift aus den USA jetzt auswerten und mit eigenen Erkenntnissen abgleichen, sagte ein Sprecher dem NDR. Ob sich daraus neue Informationen oder Konsequenzen ableiten lassen, sei aber noch nicht klar.
Auch Müller soll von den Manipulationen gewusst haben
Die Staatsanwälte aus den USA werfen Volkswagen einen systematischen und kalkulierten Rechtsbruch vor und sprechen von einer korrupten Unternehmenskultur. Demnach soll Ex-VW-Chef Martin Winterkorn schon 2014 konkret über die verbotene Motor-Software Bescheid gewusst haben. Und auch der neue VW-Chef Matthias Müller soll schon während seiner Zeit als Audi-Manager 2006 zumindest von Problemen mit Diesel-Autos in den USA gehört haben. Die neuen Klagen könnten VW mehrere Hundert Millionen Dollar kosten.
Kein Kommentar von VW
Volkswagen will sich zu den laufenden Ermittlungen nicht äußern. Grundsätzlich halte man die Vorwürfe aber für unbegründet, sagte ein Sprecher. Der Konzern betont seit Monaten immer wieder, dass für den Diesel-Betrug nur ein kleiner Kreis von Ingenieuren verantwortlich gewesen sei; der Vorstand habe von den Manipulationen nichts gewusst.
Kosten von bis zu 30 Milliarden Euro
Volkswagen hatte sich bereits im Juni bereit erklärt, in den USA zur Bewältigung der Affäre knapp 15 Milliarden Dollar (rund 13,5 Milliarden Euro) zu zahlen - ein Großteil davon als Entschädigung für betroffene Kunden. Experten gehen aber davon aus, dass der Skandal den Autobauer letztlich bis zu 30 Milliarden Euro kosten wird.
Fußball-Sponsoring bleibt unverändert
Trotz dieser erheblichen Belastungen will VW seine Ausgaben für das Sponsoring des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg nicht kürzen. "Das Engagement ist selbstverständlich wie alles andere auch geprüft worden. Danach hat sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch keine finanzielle Änderung ergeben", sagte ein Sprecher gegenüber der "Bild". Damit wird der Konzern auch in der kommenden Saison wieder rund 100 Millionen in den VfL investieren.