Drückjagd bei Gifhorn: Wurden Wildtiere illegal angefüttert?
Eine Drückjagd im Landkreis Gifhorn ist abgebrochen worden: Jagdgegner hatten sich aus Protest im Wald aufgehalten. Der Grund: Die Wildtiere seien zuvor massiv und damit illegal angefüttert worden.
Auf Fotos von Wildtierschützern sind im Privatwald im Naturschutzgebiet Giebelmoor Hunderte Rüben zu sehen, die auf oder an Wegen liegen. Laut Jagdgesetz ist das Anfüttern von Wildtieren, um sie zu jagen, zwar nicht grundsätzlich verboten - in der angeblich gefundenen Menge allerdings schon. Aus Protest hatten sich laut Polizei Gifhorn Jagdgegner am Samstag in dem Privatwald aufgehalten. Diese mussten das Gebiet dann verlassen, dennoch sagten die Verantwortlichen die geplante Jagd ab: Das Risiko, dass sich doch noch Personen dort aufhielten, wurde als zu groß eingeschätzt.
Jagdbehörde stuft Fotos als echt ein
Mitglieder des Vereins "Wildtierschutz Deutschland" haben der Gifhorner Jagdbehörde die Fotos vorgelegt. Die Behörde stuft sie als echt ein. Das hätten Begehungen des betreffenden Gebiets ergeben, erklärte Andreas Fricke, Fachbereichsleiter Ordnung beim Landkreis Gifhorn, im NDR. Das Material werde jetzt ausgewertet und die betreffenden Jäger befragt, heißt es weiter. Die Jagdbehörde ermittelt. Ob die beteiligten Jäger mit Folgen zu rechnen haben, sollten sich die Anschuldigungen als wahr herausstellen, ist noch unklar. Dass ihnen beispielsweise der Jagdschein entzogen wird, gilt laut Jagdbehörde des Landkreises Gifhorn aber als unwahrscheinlich.
Jagdgesetz: Nur eingeschränkte Futtermenge erlaubt
Laut Niedersächsischem Jagdgesetz dürfen auf einem 75 Hektar großen Gebiet an einer Stelle maximal vier Kilogramm "artgerechtes Futter" ausgelegt werden. Dazu zählen zum Beispiel Mais oder Rüben. Üblich ist das aber nur bei einer Ansitzjagd, wenn also eine Jägerin oder ein Jäger auf dem Hochsitz auf Wild wartet. Bei einer sogenannten Drückjagd wird das Wild dagegen durch Treiber in Unruhe versetzt, sodass die Tiere geschossen werden, wenn sie laufen. Die Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) erklärte dem NDR auf Anfrage, dass es aus jagdfachlicher Sicht keinen Sinn ergebe, Futtermittel bei Drückjagden zu verteilen.
Landesjägerschaft geht von Einzelfall aus
Wenn der Fall sich so zugetragen habe, sei das ein Einzelfall, erklärte die Landesjägerschaft weiter: "Er bildet in keiner Weise die jagdlich geübte Praxis ab", teilte Sprecher Florian Rölfing auf Anfrage mit. Der Kreisjägermeister der Jägerschaft in Gifhorn, Karsten Lacü, erklärte, dass ein solches Verhalten mit einer ethischen und waldgerechten Jagdausübung nichts zu tun habe. Wildtierschützer bemängeln neben dem illegalen Anfüttern zudem, dass die Natur in dem Naturschutzgebiet unter den großen Futtermengen leide. Der Besitzer des Privatwaldes wollte sich auf NDR Anfrage nicht äußern. Zuerst hatte die "Gifhorner Rundschau" über den Fall berichtet.