Aufgabenflut und Geldsorgen: Städte fordern mehr Unterstützung

Stand: 20.02.2024 22:07 Uhr

Bei einem Treffen in Göttingen haben die Niedersachsens Oberbürgermeister am Dienstag gemeinsame Forderungen an Land und Bund aufgestellt. Viele kommunale Aufgaben würden nicht ausreichend finanziert.

von Benedikt Bathe

Die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister sorgen sich nach eigenen Angaben darum, dass die Städte in Niedersachsen bald nicht mehr alle kommunalen Aufgaben erfüllen können. Der Grund: Land und Bund würden den Kommunen immer mehr Aufgaben auftragen - aber deren Finanzierung häufig nicht ausreichend sicherstellen. Das gehe unter anderem zu Lasten der Kindergärten und der Schulen, so der Vorsitzende der Oberbürgermeisterkonferenz Claudio Griese (CDU).

Städte fühlen sich mit Krankenhaus-Notlage allein gelassen

Bei dem zweitägigen Treffen im Neuen Rathaus der Stadt Göttingen ging es unter anderem um die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Niedersachsen. Viele Häuser unter Trägerschaft der Kommunen, besonders solche in kleineren und mittleren Städten, seien klamm bei Kasse. "Bund und Länder nehmen billigend in Kauf, dass die Kommunen aktuell Ausfallbürgen für die finanziellen Risiken der Krankenhäuser sind", kritisiert Griese, der auch Oberbürgermeister in Hameln ist.

Videos
Eine Baustelle. © Screenshot
1 Min

Erneute Finanzhilfe für das Klinikum Wilhelmshaven

Damit ist die Insolvenz vorerst abgewendet. Das Investment der Stadt liegt jetzt bei 56 Millionen Euro. (23.10.2023) 1 Min

Oberbürgermeister fordern Rettungsschirm für Krankenhäuser

"Die Kommunen sind am Ende ihrer Leistungskraft und können diese Last nicht länger tragen", warnt Griese. Die geplante Krankenhaus-Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lasse auf sich warten. Es brauche jetzt einen Rettungsschirm vom Land und vom Bund, um die medizinische Versorgung sicherzustellen und weitere Krankenhaus-Insolvenzen zu verhindern. Dies haben die Stadtoberhäupter in einem Forderungskatalog festgeschrieben. Dieser wurde am Dienstag an das Sozialministerium überreicht.

Fehlende Gelder: Ganztag an Schulen kaum umsetzbar

Sorgen bereitet den 18 niedersächsischen Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern außerdem die Umsetzbarkeit der Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Ab 2026 wird es bundesweit einen gesetzlichen Anspruch darauf geben. Vielerorts müssen Mensen und Aufenthaltsräume gebaut werden, denn laut Bildungsministerium hat knapp ein Drittel der Schulen in Niedersachsen bislang noch kein derartiges Angebot. Doch für diese Investitionen fehlten bislang feste Förderungszusagen vom Bund, so Claudio Griese. "Die Kommunen verlieren dadurch wertvolle Zeit für erforderliche Investitionen", sagt er. Flächendeckend sei die Ganztagsbetreuung bis 2026 kaum umsetzbar.

Bildungsministerium stellt Fördergelder in Aussicht

Vom Bildungsministerium in Hannover heißt es, das Land beteilige sich "aus eigenem Verantwortungsbewusstsein heraus in erheblichem Maße finanziell und personell an der Umsetzung des Rechtsanspruches". Die Förderrichtlinie für den Ausbau der Ganztagsbetreuung sei auf der Zielgeraden. "Wir rechnen nach aktueller Auskunft des Bundes sehr zeitnah mit der Rückmeldung, sodass die Förderrichtlinie dann unverzüglich in Kraft gesetzt werden kann", sagte ein Sprecher dem NDR Niedersachsen. Ein Datum gebe es aber noch nicht.

Weitere Informationen
Das Bettenhaus des Agaplesion Krankenhauses in Holzminden. © NDR Foto: Marco Schulze

Holzminden: Insolventes Krankenhaus beginnt mit der Sanierung

Als erstes wird Ende November die Frauenklinik geschlossen. Ab 21. November werden keine Patientinnen mehr aufgenommen. (16.11.2023) mehr

Außenansicht des Klinikums in Wilhelmshaven. © picture alliance / dpa | Lars Klemmer Foto: Lars Klemmer

Millionenhilfen retten Klinikum Wilhelmshaven vor Insolvenz

Der Stadtrat hat ein 24-Millionen-Euro-Paket beschlossen. Davon soll die Klinik unter anderem bis Dezember Gehälter bezahlen. (06.05.2023) mehr

Klinikpersonal während einer OP in einem OP-Saal eines Krankenhauses. © Screenshot
1 Min

Kliniken in Not: Städte verlangen Geld vom Land

Zehn Städte mit eigenen Kliniken haben mehr als 800 Millionen Euro investiert, um sie vor der Insolvenz zu bewahren. (31.08.2023) 1 Min

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 20.02.2024 | 18:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Das Gebäude des Wissenschaftsmuseums Phaeno in Wolfsburg am Abend betrachtet. © picture alliance / imageBROKER | Schoening

VW muss sparen - hat das Auswirkungen aufs Kultursponsoring?

Niedersachsens größter Arbeitgeber unterstützt seit Langem die Kultur. Die Kultureinrichtungen vor Ort sind optimistisch, dass das so bleibt. Auch auf Dauer? mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen