Weniger Umsatz in Restaurants wegen "Dry January" und "Veganuary"
Einen Monat auf Alkohol oder tierische Lebensmittel verzichten - das nehmen sich von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen im Januar vor. Zwei Neujahrsvorsätze, die die Gastronomie stark zu spüren bekommt.
Das Braunschweiger Lokal "Treuer Husar" ist an diesem Freitagabend im Januar gut besucht. Aber anders als im restlichen Jahr sind heute einige Tische unbesetzt. "Es ist weniger los. Im Januar ist immer weniger los", sagt Inhaber Deniz Güven resigniert. "Aber ab Februar, März, da sieht das zum Glück schon wieder anders aus!"
Neujahrsvorsätze: Vegan, vegetarisch, kein Alkohol
Wie viele seiner Kollegen und Kolleginnen bekommt auch der Gastronom aus Braunschweig die Neujahrsvorsätze seiner Kundschaft zu spüren: "Dry January", den sogenannten trockenen Januar und "Veganuary", den veganen Januar - zwei Bewegungen, die seit einigen Jahren zunehmend über die Sozialen Medien verbreitet werden und denen sich vor allem junge Menschen anschließen. Ihre Absicht: Das eigene Konsum- und Essverhalten nach dem teuren und reichhaltigen Vormonat Dezember zurückfahren, bewusster, gesünder und nachhaltiger leben.
Ein Trend zu Neujahr wirkt sich auf eine ganze Branche aus
"Es lässt sich regelmäßig feststellen, dass der Januar vor allem beim Ausschank von Getränken der schwächste Monat des Jahres ist", so Alexander Krack von der DEHOGA Niedersachsen. Viele Menschen verzichten im Januar nicht nur im Restaurant, sondern auch beim Einkauf im Supermarkt - das bestätigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. So wurde im Januar 2024 49,7 Prozent weniger Alkohol gekauft als im Vormonat Dezember. Auch Fleisch ging im selben Zeitraum knapp 30 Prozent weniger über die Ladentheken. Und der Verzicht nimmt laut Statistik von Jahr zu Jahr zu.
Der Wille ist stark, das Durchhaltevermögen oft schwach
Auch im "Treuen Husar" wird heute an einigen Tischen verzichtet. Silvia Geng ist mit drei Freundinnen zu Gast, vor ihr steht ein alkoholfreies Bier. "Ja, ich verzichte im Januar auf Alkohol - als Ausgleich zur Weihnachtszeit. Ich versuche, alles ein bisschen zu reduzieren. Auch wenn ich befürchte, den Januar nicht komplett zu schaffen", sagt sie und lacht. Ihre Freundinnen stimmen ein. Am Nebentisch bei Achim Hartmann Kretschmer war der Neujahrsvorsatz "Kein Alkohol im Januar" schon nach wenigen Tagen Geschichte: "Versucht habe ich es, aber am dritten Tag aufgegeben. Das geht mir jedes Jahr so."
Verzicht auf Fleisch und Alkohol: Erster Schritt für eine Ernährungsumstellung
Einen Monat auf Alkohol und auch Fleisch zu verzichten, sehen Experten wie Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als einen ersten guten Schritt für eine generelle Ernährungsumstellung. Damit lasse sich das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen deutlich senken und auch die Darmgesundheit profitiere. Aber entscheidend sei die Zeit nach dem "'trockenen" und "veganen Januar", meint Antje Gahl: "Auch schon nach vier Wochen profitieren Leber und Blutdruck. Aber wenn ich dann wieder in übliche Gewohnheiten zurückfalle, sind die gesundheitlichen Vorteile weg."
Restaurants passen im Januar Speisekarte an
In der Küche des Braunschweiger Restaurants wird an diesem Abend viel Gemüse zubereitet. "Im Januar wird danach generell mehr verlangt. Mehr vegane Sachen, mehr Gemüse. Es wird auf Fleisch verzichtet oder weniger davon bestellt, das merken wir schon", so Deniz Güven. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre hat der Gastronom gelernt. Er kauft deshalb im Januar 30 Prozent weniger Fleisch ein, und auch deutlich weniger Bier als in anderen Monaten. Der Wunsch nach weniger Fleisch hat kürzlich mehr vegetarische und vegane Gerichte auf die Speisekarte des "Treuen Husar" gebracht. "Es ist unser Gast, der entscheidet, was er essen möchte. Und wir passen uns daran gern an!"