Protest: Viele Zahnärzte in Niedersachsen lassen Praxis zu
Aus Protest gegen die aktuelle Gesundheitspolitik hatten verschiedene zahnärztliche Organisationen in Niedersachsen am Dienstag zu vorübergehenden Praxisschließungen aufgerufen.
Mehr als 1.100 Zahnärztinnen und Zahnärzte wollten nach Angaben der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN) ihre Praxen schließen. Sie fordern weniger Bürokratie und mehr Geld. Für zahnmedizinische Notfälle sei eine Notfallbereitschaft organisiert worden. "Patientinnen und Patienten werden in der Regel via Anrufbeantworter darüber informiert, welche Praxis in dem jeweiligen Bereich - insbesondere für die Behandlung von Schmerzpatienten - am Aktionstag zur Verfügung steht", teilte die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN) auf Anfrage von NDR Niedersachsen mit.
Versorgungslücken in ländlichen Regionen befürchtet
Die Protestaktion hatte das Motto "Mund auf - Praxis zu!". "Die wohnortnahe Patientenversorgung ist gefährdet wie nie zuvor", so ZKN-Präsident Henner Bunke. Bürokratie, Budgetierung, Inflation und Fachkräftemangel hinderten immer mehr junge Zahnärztinnen und Zahnärzte daran, eine eigene Praxis zu gründen, heißt es in einer Mitteilung der ZKN. Gleichzeitig näherten sich viele ältere Zahnärzte dem Ruhestand. Dies führe zu einem drohenden Praxissterben und dramatischen Versorgungslücken, besonders in ländlichen Regionen Niedersachsens.
51 Tage pro Jahr nur für Verwaltung
Schon jetzt müssen Patientinnen und Patienten oft lange auf einen Zahnarzttermin warten. Laut ZKN werden in zahnärztlichen Praxen inzwischen durchschnittlich 51 Arbeitstage pro Jahr nur für Verwaltungstätigkeiten aufgewendet. "Diese Zeit würden wir lieber in die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten investieren", sagte Markus Braun, Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ).
Protest auch in anderen Bundesländern
Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie deren Fachpersonal konnten am Aktionstag laut ZKN ein digitales Fortbildungsangebot nutzen, um sich weiterzubilden. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung im Land Bremen und die Zahnärztekammer Bremen teilten mit, dass sie den Protesttag in Niedersachsen unterstützen. Parallel dazu sollen auch in Berlin, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Protestaktionen der Zahnärztinnen und Zahnärzte stattfinden. In den vergangenen Monaten hat es in mehreren Bundesländern immer wieder Proteste von Zahnarztpraxen gegen die Gesundheitspolitik gegeben.