Unwetter: Schlammlawine wälzt sich durch Häuser in Thal
Von den Unwettern am Montagabend im Norden war vor allem das Weserbergland in Niedersachsen betroffen. Schwere Regenfälle überschwemmten Straßen und Keller. Besonders getroffen hat es den Bad Pyrmonter Ortsteil Thal.
In dem hügeligen Ort haben die Häuser in den Senken die Wassermassen abbekommen, die sich wie ein Sturzbach durch den Ort wälzten. Von den umliegenden Ackerflächen hatten die Niederschläge viel Erde mitgenommen. Bis zu einem Meter hoch sei das Wasser durch den Ort geflossen, sagte Thals Bürgermeister Werner Ritterbusch. 20 Keller wurden überflutet und in vier Fachwerkhäusern aus dem 18. Jahrhundert schob sich die braune Brühe durch die Erdgeschosse.
Zehn Zentimeter hoch steht der Schlamm im Wohnzimmer
Zehn Zentimeter hoch habe der Schlamm in ihrem Wohnzimmer gestanden, sagte Lucie Flebbe im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen. "Der Garten ist weg, die Auffahrt ist weg - katastrophal." Ähnlich die Situation im Haus von Claudia Ritterbusch: Auch dort stand der Schlamm zehn Zentimeter hoch - und das nach einer erst erfolgten Renovierung.
"In dem Ausmaß noch nicht erlebt"
Noch in der Nacht zu Dienstag beseitigten Hunderte Helfer den gröbsten Dreck aus den Häusern und von den Straßen. "Es ging um Schnelligkeit, damit das nicht trocken wird", sagte Michael Klocke von der Feuerwehr in Thal. Wenn der Schlamm erst einmal hart werde, müsse er rausgestemmt werden. Und das galt es zu verhindern. Doch die Spuren des Schlamms sind noch deutlich zu erkennen. Einige Häuser seien unbewohnbar, sagte Kreisbrandmeister Lay Leinemann. "In dem Ausmaß habe ich das noch nicht erlebt." Wie hoch der Schaden insgesamt ist, weiß er noch nicht.
S-Bahn-Verkehr ist eingeschränkt bis Freitag
Auch die S-Bahn-Strecke von Bad Pyrmont nach Hameln wurden durch die Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen. Zwischen den beiden Orten fahren die Züge der Linie S5 nur im Zweistundentakt, wie die S-Bahn-Hannover am Mittwoch mitteilte. Ersatzbusse füllen demnach die Lücke im eigentlichen Einstundentakt. Die Einschränkungen sollen bis Freitagnachmittag gegen 17 Uhr anhalten. Die S-Bahn zwischen Bad Pyrmont und Paderborn fährt ebenfalls im Zweistundentakt, Ersatzbusse gibt es hier nicht.
Klimafolgen: Manager soll Konzept für Stadt erstellen
Bad Pyrmonts Bürgermeister Klaus Blome (CDU) erklärte, dass die Stadt bereits Anfang des Jahres einen sogenannten Klimafolgen-Anpassungsmanager eingestellt habe. Dieser solle Konzepte entwickeln, wie den Folgen des Klimawandels in der Stadt begegnet werden sollte. Beispielsweise müsse mit den Landwirten besprochen werden, ob Feldfrüchte angebaut werden können, die das Wasser besser zurückhalten. Möglicherweise müssten zudem am Fuß der Berghänge Regenrückhaltebecken gebaut werden. Darüber hinaus sei sehr wichtig, dass die Abflusskanäle immer sauber seien und genügend Wasser aufnehmen könnten. Dort wo das nicht der Fall ist, müssten größere Abwasserrohre verlegt werden. Laut Blome sei schon in wenigen Monaten die erste Baumaßnahme geplant.
Schlammlawine begräbt Bundesstraße unter sich
Das Unwetter hat auch im Landkreis Holzminden für Schäden gesorgt: Eine Schlammlawine begrub Teile der Bundesstraße 64 unter sich. Der Abschnitt zwischen Negenborn und Eschershausen war vorübergehend komplett gesperrt. Denn der Starkregen hatte Bereiche neben der Straße unterspült. Die Umgehungsstraße Negenborn war nach sieben Jahren Bauzeit erst Mitte April eröffnet worden.
Unfall auf A1 bei Starkregen
Bei einem Verkehrsunfall auf der A1 zwischen den Anschlussstellen Sittensen (Landkreis Rotenburg-Wümme) und Elsdorf wurden zwei junge Männer verletzt. Der 20-jährige Autofahrer hatte bei Starkregen die Kontrolle über sein Auto verloren und war von der Fahrbahn abgekommen. Der Wagen überschlug sich. Der Fahrer und sein 24-jähriger Beifahrer kamen leichtverletzt in ein Krankenhaus.
Unwetter: Elf Einsätze der Feuerwehr in Goslar
Weniger drastisch wüteten die Unwetter in Steinhorst und Wahrenholz (beide Landkreis Gifhorn). Dort mussten aber immerhin noch fünf Keller ausgepumpt werden, wie ein Feuerwehr-Sprecher sagte. In Ischenrode (Landkreis Göttingen) hatte der Starkregen ebenfalls eine Straße überflutet. Und in Goslar rückte die Feuerwehr zu elf Einsätzen aus - wegen vollgelaufener Gullys und Keller. Außerdem stand ein Dachstuhl nach einem Blitzeinschlag in Flammen.