US-Zölle: Schmerzlich für VW, Conti und Co.
Die USA sind für Niedersachsen das wichtigste Exportland außerhalb der EU. Die Zölle auf Fahrzeuge treffen vor allem VW und die Zulieferindustrie. Viele Unternehmen produzieren allerdings jetzt schon in den USA.
Die Chefs der großen niedersächsischen Unternehmen aus der Automobilbranche halten sich beim Thema US-Zölle bedeckt. Möglicherweise, weil niemand riskieren möchte, mit einer Äußerung zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen und den Handelsstreit weiter anzufachen. Denn klar ist: Auf die USA ist man in Niedersachsen angewiesen, Amerika ist wichtigster Handelspartner und zugleich größter Absatzmarkt für deutsche Neufahrzeuge.
VW warnt vor negativen Folgen der Zölle
Auf Nachfrage von NDR Niedersachsen wies ein VW-Sprecher am Donnerstag darauf hin, dass der Konzern in jüngster Zeit mehr als 14 Milliarden Dollar in den US-Markt investiert habe. Man unterstütze so Tausende "gut bezahlter Arbeitsplätze" und trage zu "Wohlstand und Wachstum bei". Im Übrigen teile man die Einschätzung der meisten Experten, "dass US-Zölle und etwaige Gegenzölle negative Folgen für Wachstum und Wohlstand in den USA und anderen Wirtschaftsräumen haben werden", so der VW-Sprecher. "Wir werben weiter für einen regelbasierten Warenaustausch, offene Märkte und stabile Handelsbeziehungen", heißt es in der Stellungnahme von Volkswagen weiter. Gleichzeitig setze man auf konstruktive Gespräche, um Planungssicherheit zu gewährleisten und einen Handelskonflikt zu vermeiden.
VW exportiert aus Deutschland und Mexiko
Für Volkswagen sind die USA wichtig. So wird aus Wolfsburg bisher noch der Golf in die USA geliefert und aus Hannover der Elektro-Bus ID.Buzz. Der Tiguan wiederum wird in Mexiko gefertigt und von dort in die USA importiert - ist damit aber ebenfalls von Zöllen betroffen. Nach eigenen Angaben hat VW 2024 in Nordamerika 592.300 Fahrzeuge ausgeliefert, das war eine Plus von 18,4 Prozent gegnüber 2023. Auch den Handelskonflikt der USA mit Kanada beobachtet VW genau. An den Plänen, in Kanada eine Batteriezellfabrik hochzuziehen, hält der Autobauer aber fest.
Conti will Lösung auf EU-Ebene
Beim Automobil- und Industriezulieferer Continental mit Sitz in Hannover will man sich noch nicht zu möglichen Folgen der US-Zölle für das Geschäft äußern. Wichtig sei aber, "dass sich die EU langfristig für eine offene Handelsordnung einsetzt", sagte Continental-Chef Nikolai Setzer jüngst im Rahmen der Jahrespressekonferenz. "Trump will Deals - und genau die müssen jetzt von der EU in Gesprächen mit den USA zügig auf den Weg gebracht werden", sagt wiederum Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes NiedersachsenMetall.
Branchenexperte: 25 Prozent sind "Verhandlungsmasse"
"Ich gehe davon aus, dass die von Trump angekündigten 25 Prozent erst einmal als Verhandlungsmasse dienen", analysiert Automobilexperte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover. Hintergrund: Die USA erheben bisher nur 2,5 Prozent Zoll auf europäische Autos, die EU schlägt aber zehn Prozent auf amerikanische Autos auf. Für Pick-ups verlangen die USA schon jetzt 25 Prozent. Mit Blick auf den VW-Konzern geht Schwope davon aus, dass der erhöhte Zoll die Marke Porsche wahrscheinlich nicht so sehr treffen wird. "Luxusmarken-Hersteller haben eine höhere Marge und Kunden sind vermutlich auch bereit, mehr zu zahlen." VW und Audi treffe es schon härter.
VW und Conti setzen auf Investitionen in den USA
Die Folgen der Zölle hielten sich insgesamt dennoch in Grenzen, weil viele Autobauer und Zulieferer schon jetzt in den USA produzierten. VW und Continental etwa haben in den vergangenen Jahren Milliarden in den USA investiert und Tausende Arbeitsplätze geschaffen. Sie setzen darauf, dass Trump das auf lange Sicht bei seinen Zoll-Plänen berücksichtigt. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) spricht von einer "harten Auseinandersetzung auf internationaler Ebene". Europa dürfe sich nicht wegducken.
EU-Abgeordneter: "EU wird sich nicht unter Druck setzen lassen"
Danach sieht es aktuell tatsächlich auch nicht aus. Der niedersächsische EU-Parlamentarier Bernd Lange (SPD) sagte am Donnerstag: "Die EU wird sich nicht von den USA unter Druck setzen lassen." Die Europäische Union hält zwar Verhandlungen für den besseren Weg als 'Strafzölle', arbeitet aber dennoch an Gegenmaßnahmen. Für denkbar hält Lange beispielsweise Zölle auf digitale Dienstleistungen. Amerikanische Digital-Unternehmen hätten mehr Kunden in Europa als die USA Einwohner hätten. Klar ist aber: Einen funktionierenden Freihandel halten sowohl die EU als auch die Unternehmen in Niedersachsen für den besseren Weg.
