Thomas Schäfer bleibt Chef der Marke Volkswagen
Seine Aufgabe ist heikel: Schäfer muss Milliarden einsparen, darf aber gleichzeitig den VW-Betriebsrat nicht verärgern. Dafür bekommt er nun Zeit bis 2030, bestätigte Volkswagen auf NDR Anfrage.
Die Lage bei Volkswagen kann Thomas Schäfer durchaus schonungslos beschreiben. Der Autobauer sei "wirtschaftlich nicht solide genug aufgestellt", schrieb der Top-Manager im vergangenen Jahr an die Belegschaft. In einem internen VW-Podcast nannte Schäfer das eigene Unternehmen "zu langsam, zu träge, zu kompliziert". Und in einem Führungskräftetreffen erklärte er: "Der Dachstuhl brennt". Ungewohnt ehrliche Worte für einen Vorstand in Wolfsburg.
Neuer Vertrag als Zeichen der Kontinuität bei VW
Mit seiner offenen Art eckt Schäfer aber offenbar nicht an, sondern wird für seine Klarheit geschätzt. Trotz seiner harten Analyse gibt sich der 54-Jährige meistens optimistisch - über Herausforderungen, wie beispielsweise die chinesische Konkurrenz auf dem deutschen Automarkt, spricht er gerne demonstrativ entspannt. Da die Marke Volkswagen das Herzstück des VW-Konzerns ist, sei es wichtig, an dieser Stelle für Kontinuität zu sorgen, heißt es aus Konzernkreisen. Bevor Schäfer den Chefposten bei der Marke VW übernahm, stand er schon an der Spitze von Skoda.
Magere Margen bei der Marke Volkswagen
Als Schäfer den Chefsessel der Marke VW im Juli 2022 in Wolfsburg übernommen hat, erbte er eine Mammutaufgabe: Seit Jahren werden typische Fahrzeuge wie Golf, Tiguan und Passat zwar massenhaft produziert. Pro Auto bleibt allerdings zu wenig Gewinn hängen. Den Knoten lösen soll das sogenannte Performance-Programm. Das Ziel bis 2026: Schäfer soll bei Personal, Entwicklung und Vertrieb insgesamt zehn Milliarden Euro einsparen und so die Rendite hochtreiben. Nur so könne VW wettbewerbsfähig bleiben, meint Schäfer und erntet damit in Wolfsburg kaum Widerspruch.
Lob von der Betriebsratschefin
Dass Marken-Chef Schäfer diese schwierige Aufgabe zugetraut wird, zeigt die aktuelle Vertragsverlängerung bis 2030. Schäfers Trumpf: Er hat sich offenbar gut mit Betriebsratschefin Daniela Cavallo zusammengerauft. Bei der letzten Betriebsversammlung, so berichten es Teilnehmer, soll Cavallo dem Manager bescheinigt haben, dass "die Richtung stimmt". Ein wichtiges Lob, denn ohne die Zustimmung der einflussreichen Arbeitnehmervertretung passiert in Wolfsburg nur wenig. Die rote Linie ist klar: Laufende Beschäftigungsgarantien werden nicht angetastet. Wenn Arbeitsplätze abgebaut werden, dann nur sozialverträglich.
Billig-E-Auto soll kommen
Eine weitere Baustelle für Thomas Schäfer: Die Elektroautos von Volkswagen verkaufen sich schlechter als erwartet. Gegen die günstigere und elektronisch oft bessere Konkurrenz kommen die Wolfsburger aktuell nicht an. Teuer umgerüstete VW-Fabriken wie die in Emden sind zurzeit schlecht ausgelastet. Um wieder mehr E-Autos zu verkaufen, will VW ein Modell für 20.000 Euro auf den Markt bringen. Gebaut werden soll es frühestens ab 2027 in Europa, aber nicht in Deutschland. Das ursprüngliche Ziel, dass bis 2030 80 Prozent der verkauften VW-Wagen mit Elektromotor fahren sollen, hat Schäfer kürzlich schon relativiert.