Social Start-up repariert Rechner für Schülerinnen und Schüler
Vielen Schülerinnen und Schülern fehlt immer noch die technische Ausrüstung für Homeschooling. Das Projekt "Hey Alter" repariert ausgemusterte Rechner und macht sie wieder einsatzfähig.
Die Corona-Pandemie hat den Alltag an den Schulen gründlich durcheinander gewirbelt: Unterricht per Video, Gruppenarbeiten im Chat oder Hausaufgaben online abgeben - für all das brauchen Schülerinnen und Schüler funktionierende Computer und Laptops. Aber längst nicht jede Familie kann sich das leisten. Während des ersten Lockdowns vor einem Jahr ist deshalb in Braunschweig das Projekt "Hey Alter" gestartet. Ein Team von Ehrenamtlichen sammelt ausgemusterte Rechner von Firmen oder Privatleuten und macht sie wieder fit für das Lernen und Arbeiten zu Hause.
Studierende der Informatik können viel dazu lernen
Staubige Lüfter sind oft das erste Problem, mit dem die Helfer von "Hey Alter" zu tun haben. Nach der Reinigung sind die Rechner gleich viel leiser, weiß Informatik-Student Lukas Tyburzy. Wenn er in der Werkstatt einen alten Laptop auseinander nimmt, tauscht er auch gleich den Akku aus. Insgesamt 25 ehrenamtliche Helfer*innen bringen momentan die gespendeten Computer auf Vordermann. Alte Daten werden definitiv gelöscht; anschließend wird eine neue Software aufgespielt. Lukas Tyburzy ist von Anfang an mit Spaß dabei: "Es ist zwar irgendwie nicht die spannendste Aufgabe, diese Teile auszubauen. Aber man lernt einfach unglaublich viel über Rechner." Bis zu zehn Geräte kann eine Helferin oder ein Helfer pro Stunde schaffen. Auch die Kamera wird gecheckt, um sicherzugehen, dass Videokonferenzen auch wirklich möglich sind.
Noch fehlen eine halbe Million Rechner
Bei der Suche nach ausgemusterten Geräten setzen die Macher von "Hey Alter" vor allem auf die Unterstützung von Firmen. In vielen Betrieben stehen Geräte herum, die nicht mehr dem neuesten Stand entsprechen und abgeschrieben sind, sagt Initiator Martin Bretschneider. Sie seien aber noch gut genug, um damit im Internet zu recherchieren, an Videokonferenzen teilzunehmen und Hausaufgaben zu machen. Mittlerweile gibt es die Initiative "Hey Alter" in mehr als 25 anderen Städten - zum Beispiel in Hamburg, Stuttgart und Köln. So konnten bisher bundesweit etwa 3.000 Rechner an Schulen verteilt werden, ergänzt Martin Bretschneider: "Wir schätzen, dass in Deutschland ungefähr eine halbe Million Rechner für Kinder fehlen, die kein eigenes Gerät haben. Da sind wir natürlich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Einerseits ist es schön, das geschafft zu haben. Andererseits wissen wir auch, dass es fast aussichtslos ist, 500.000 Rechner zu besorgen."
Auch nach der Pandemie noch großer Bedarf
Die Initiatoren des Projekts stehen eng in Kontakt mit der niedersächsischen Landesschulbehörde und der Stadtverwaltung. So erfahren sie, welche Schulen Bedarf haben, erläutert Martin Bretschneider. Am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig wartet die zehnjährige Greta schon sehnsüchtig auf ihren Computer. Als ihr der Laptop überreicht wird, ist sie sichtlich erleichtert: "Ich brauche den vor allem, wegen der Videokonferenzen. Gerade teile ich mir ein I-Pad mit meinem Bruder aber wir brauchen ihn halt beide." Auch nach der Corona-Pandemie möchte das Team von "Hey Alter" weitermachen - denn der Bedarf an Hardware für Schülerinnen und Schüler wird bleiben.