Petition: Polizisten wollen Uwe Lange als Chef zurück
Uwe Lange war designierter Präsident der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen - dann hat ihn das Innenministerium abberufen. Nun fordern rund 200 Kolleginnen und Kollegen seine Rückkehr auf den Chefposten.
Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang nach einem ungewöhnlichen Abgang: Mit einer Petition wollen Polizistinnen und Polizisten erreichen, dass der geschasste Polizeipräsident Uwe Lange als Chef der Zentralen Polizeidirektion (ZPD) bleiben darf. Namentlich unterschrieben - und das dürfte es so noch nie gegeben haben - haben offenbar nicht nur Mitarbeiter der Bereitschaftspolizei, sondern auch aus Dienststellen der Polizeidirektion Göttingen, wo Uwe Lange früher tätig war.
"Es will keiner mehr Fehler machen"
Polizeihauptkommissar Stephan Ilse aus Northeim hat die Aktion gemeinsam mit Kollegen angeschoben und die Petition stellvertretend unterschrieben. "Uwe Lange ist fachlich und persönlich kompetent", sagt der Beamte, der kurz vor seiner Pensionierung steht. "Wir wollen mit unserer Petition ein Zeichen setzen", beschreibt er das Ziel. Die Absetzung Langes habe für Verunsicherung in der Polizei gesorgt und ist aus seiner Sicht auch im Alltag zu spüren: "Es will keiner mehr Fehler machen. Wir müssen aber im Dienst auf der Straße oft schnelle Entscheidungen treffen - doch immer mehr Kolleginnen und Kollegen wollen sich bei allem rückversichern."
Absetzung Ende August
Der Grund für die Versetzung Langes an die Polizeiakademie Ende August: Es hatte Beschwerden über eine Führungskraft gegeben. Uwe Lange soll zu zögerlich gegen den Mitarbeiter vorgegangen sein. Das Innenministerium leitete deshalb ein Disziplinarverfahren ein und versetzte Lange an die Polizeiakademie. Uwe Lange bestreitet die Vorwürfe gegenüber dem NDR.
Petition soll Innenministerin und Landtag erreichen
Mit der Petition will Stephan Ilse nicht nur die Innenministerin Daniela Behrens (SPD) als oberste Dienstherrin, sondern auch die Parlamentarier im Landtag erreichen. In einer ersten Eilentscheidung hatte das Verwaltungsgericht Hannover die Versetzung an eine andere Dienststelle als rechtswidrig eingestuft. Das Hauptverfahren steht noch aus.
Ministerium: Petition "unerheblich"
Das Ministerium reagiert gelassen auf die Petition der Polizistinnen und Polizisten. Das Schreiben liege dem Ministerium zwar noch nicht vor, sagte ein Sprecher dem NDR. Aber: "Für dienstrechtliche Entscheidungen dürfen entsprechende Meinungsäußerungen keine Rolle spielen und sind daher für den weiteren Verlauf des Verfahrens unerheblich."
Behrens hält an Entscheidung fest
Innenministerin Behrens will weiterhin an der Versetzung von Lange festhalten, bekräftigte der Sprecher am Donnerstag. "Derzeit wird ihm Gelegenheit gegeben, sich hierzu zu äußern", heißt es vom Ministerium. Außerdem soll eine Begründung für die Abordnung an die Polizeiakademie nachgeliefert werden, dies hatte das Gericht so angeordnet. In dem Hauptverfahren gibt es unterdessen noch kein Urteil.