NABU kritisiert geplanten Schnellabschuss eines Wolfes

Stand: 27.03.2024 21:20 Uhr

Seit Dienstag darf in der Region Hannover ein Wolf geschossen werden, der ein Rind gerissen haben soll. Niedersachsen setzt damit als erstes Bundesland das neue sogenannte Schnellabschussverfahren um.

Kritik an der Entscheidung kommt vom NABU Niedersachsen. Für die erteilte Ausnahmegenehmigung seien die Voraussetzungen nicht gegeben, die das niedersächsische Umweltministerium selbst festgelegt habe, erklärte der Naturschutzbund NABU am Mittwoch in Hannover. Die Schutzkriterien für die von einem Wolfsriss betroffene Rinderherde seien nicht erfüllt, erklärte NABU-Vorstand Holger Buschmann. Am vergangenen Wochenende war nach Informationen des Umweltministeriums in der Region Hannover ein Rind durch einen Riss getötet worden. Mit "hinreichender Sicherheit" soll es sich dabei um einen Wolfsriss handeln. Da es in dem Gebiet wiederholt zu Rissen gekommen sei, soll nun durch das "Schnellabschussverfahren" ab Dienstagabend die Genehmigung zum Abschuss erteilt werden.

Videos
Ein Wolf liegt auf dem Waldboden. © Screenshot
4 Min

Wolf-Abschüsse: Umweltminister Meyer stellt den Fahrplan vor

Schnellabschüsse sollen schon jetzt getestet werden und das Land will Herdenschutz-Prämien unbürokratischer zahlen. (12.02.2024) 4 Min

Fünfter Riss in neun Monaten

Das getötete Rind war den Angaben zufolge Teil einer Herde mit rund 30 erwachsenen Heckrindern und einem Jungbullen. Nach geltenden Vorgaben sei damit ein ausreichender Schutz gegeben gewesen, so das Ministerium. Seit September 2023 handele es sich um den fünften Riss in diesem Gebiet. Der genaue Ort und die Menschen, die mit dem Abschuss beauftragt wurden, werden zu ihrem Schutz nicht veröffentlicht. "Um die Akzeptanz für den Wolf zu erhalten, müssen wir im Einzelfall, wo Wölfe wiederholt Probleme machen, zum Schutz der Weidetiere handeln, und zwar schnell", so Umweltminister Christian Meyer (Grüne).

Weitere Informationen
Ein Wolf blickt in die Kamera (Nahaufnahme). © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Wölfe in Deutschland: Niedersachsen ist Wolfs-Hotspot

Vor 20 Jahren ist der Wolf nach Norddeutschland zurückgekehrt. Landkarten zeigen, wo er lebt und wie er sich ausbreitet. mehr

Wolfsschützer wollen Klage gegen Ausnahmegenehmigung einreichen

Auch aus Sicht von Artenschützern ist die Ausnahmegenehmigung rechtswidrig. Das so erstmals zur Anwendung kommende bundesweite Schnellabschussverfahren verstoße gegen europäisches und nationales Naturschutzrecht, kritisierte der in Wolfsburg ansässige "Freundeskreis freilebender Wölfe" am Dienstag. Der Verein werde mit einer "beispiellosen Klagewelle" bis hin zum Europäischen Gerichtshof gegen die Regelung vorgehen.

Umweltministerkonferenz einigt sich auf Schnellverfahren

Anfang Dezember hatte sich die Umweltministerkonferenz auf das neue Verfahren geeinigt. In Gebieten mit überdurchschnittlich vielen Wolfsangriffen auf gut geschützte Herden ist in einem Abstand von 1.000 Metern um die entsprechende Weide für 21 Tage der Abschuss erlaubt - ohne dass eine DNA-Probe bestätigen muss, dass es sich um einen bestimmten Wolf handelt. Sowohl Bund als auch EU-Kommission stufen das Vorgehen als rechtmäßig ein. Studien hätten belegt, dass es sehr wahrscheinlich sei, dadurch den für die jeweiligen Risse verantwortlichen Wolf zu entnehmen.

Weitere Informationen
Ein Wolf steht auf einem Weg bei Sögel im Emsland. © picture alliance Foto: imageBROKER | W. Rolfes

Wolf tötet acht Schafe an der Nordseeküste

Sechs Tiere wurden verletzt. Betroffen ist auch eine Deichschäferei. Für sie seien wolfssichere Zäune schwer umsetzbar. (21.03.2024) mehr

Ein europäischer Wolf steht in einem Waldstück. © Colourbox Foto: Dennis Jacobsen

Vermeidbares Tierleid: Prozess gegen Schafhalter nach Wolfsriss

Er soll seine Tiere nicht ausreichend vor Wölfen geschützt haben. Der Fall landete vor dem Amtsgericht in Dannenberg. (13.03.2024) mehr

Ein Wolf spaziert durch Varel (Landkreis Friesland). © Andreas Kaltenbach Foto: Andreas Kaltenbach

Streifte lahmende Wölfin tagsüber durch Varel?

Der zuständige Wolfsberater hat die Sichtung bestätigt. Das Tier hält sich ihm zufolge nicht dauerhaft in dem Gebiet auf. (12.03.2024) mehr

Ein Wolf steht im Gehege im Wisentgehege Springe und leckt sich das Maul. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Neue Regeln für Abschuss von Wölfen: Diese Kriterien gelten jetzt

Wölfe in Niedersachsen, die Tiere trotz Herdenschutzes gerissen haben, dürfen gejagt werden. Ein DNA-Nachweis ist unnötig. (05.01.2024) mehr

Drei Männer stehen in Stade vor einer getöteten Kuh. © Adrian Götz

Erneuter Wolfsangriff? Zwei Rinder in Stade gerissen

In der Region ist es die vierte mutmaßliche Attacke binnen drei Wochen. Am Freitag fährt Umweltminister Meyer nach Stade. (19.09.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 26.03.2024 | 18:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Polizeiauto steht in Japan am Straßenrand einer Großstadt. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Stanislav Kogiku Foto: Stanislav Kogiku

In Japan vermisster 21-Jähriger aus Burgdorf ist tot

Eine DNA-Probe bestätigte laut örtlicher Polizei die Identität. Ein Zeuge hatte den leblosen Körper im Meer gesichtet. mehr