Nach Weihnachts-Hochwasser: Wie viele Hilfen sind angekommen?
Wochenlange Regenfälle und Überschwemmungen haben vor einem Jahr in Niedersachsen zu immensen Schäden geführt. Über 45 Millionen Euro geforderte Infrastruktur-Hilfen sind bis heute nicht bewilligt.
Bis Mitte Dezember haben Kommunen, Vereine und Verbände bei der Förderbank NBank rund 300 Anträge gestellt, um Schäden an der Infrastruktur beseitigen zu können. Darin haben sie laut Land Zuschüsse in Höhe von 45 Millionen Euro beantragt. Bewilligt ist davon aber noch nichts: Die Frist laufe bis zum 31. Dezember, die bisherigen Anträge befänden sich in der Prüfung und es gebe Unterlagennachforderungen, so die Landesregierung.
Rund 1,5 Millionen Euro für Privathaushalte
Private Haushalte haben bislang etwa 500.000 Euro Soforthilfen erhalten. In den ersten drei Monaten nach der Flut waren laut Land rund 400.000 Euro an Soforthilfen an 330 Privathaushalte ausgezahlt worden; die mit Abstand meisten Anträge wurden demnach im Landkreis Celle bewilligt. Von weiteren 200 Anträgen über finanzielle Hilfe bei Instandsetzung von Gebäuden und Erneuerung von Hausrat wurden den Angaben zufolge bislang 140 bewilligt. Knapp eine Million Euro Unterstützung sei ausgezahlt worden, hieß es.
Vieles angeschoben, Umsetzung dauert noch
Hochwasserschutzkonzepte werden entwickelt, beschädigte Deiche wurden repariert, Schöpfwerke instand gesetzt. Vielerorts im Land laufen zudem Planungsverfahren, umgesetzt werden viele Maßnahmen aber voraussichtlich frühestens im kommenden Jahr. In Rodenberg (Landkreis Schaumburg) hat die Gemeinde beispielsweise monatelang mit Landwirten verhandelt, um unter anderem Regenrückhaltebecken zu bauen. Inzwischen ist man sich einig. Allerdings: Von 20 geplanten Maßnahmen sind lediglich zehn übrig geblieben. Und keine davon ist bislang realisiert. Und der Schutzdamm für Großenwieden an der Oberweser, das bei Hochwasser immer wieder zur Insel wird, ist bisher ebenfalls lediglich eine Idee.
"In Kürze": Sechs Millionen Euro Hilfe für Landwirtschaft
Weitere rund 1,5 Millionen Euro gingen nach Angaben der Landesregierung an vom Hochwasser betroffene Unternehmen. Landwirtschaftliche Betriebe erhalten dagegen erst "in Kürze" Unterstützung. Bis September konnten sie Hilfen beantragen, die ersten Anträge sollen laut Land demnächst bewilligt werden. Für Hilfen im landwirtschaftlichen Bereich hat das Land insgesamt rund sechs Millionen Euro veranschlagt.
Bremen hat alle Anträge abgearbeitet
Während in Niedersachsen einige Antragstellerinnen und Antragsteller auf ihr Geld warten, sind in Bremen alle Anträge bearbeitet. Insgesamt rund 414.000 Euro hat das Land an Hochwasserbetroffene ausgezahlt. Mehr als zwei Drittel der vom Bremer Senat bereitgestellten Hilfen gingen an landwirtschaftliche Betriebe, die restlichen gut 100.000 Euro an vom Hochwasser betroffene Privatpersonen.
Bessere Vorhersage und neue Stellen
Zwar ist die Infrastruktur in beiden Bundesländern noch nicht vollständig wieder hergestellt. Es wurden aber einige Maßnahmen ergriffen, um die Deiche sicherer zu machen, außerdem hat Niedersachsen mobile Deichsysteme und Sandsackfüllmaschinen angeschafft und die Hochwasservorhersage verbessert. Zudem wurden in Niedersachsen wie auch in Bremen neue Stellen im Bereich Hochwasserschutz geschaffen.
Lage vor einem Jahr: Sandsäcke knapp, Deiche aufgeweicht
Das Weihnachtshochwasser 2023/2024 war laut Landesregierung eine der schwersten Naturkatastrophen, die Niedersachsen je erlebt hat. Es gab kaum eine Region in Niedersachsen, die nicht betroffen war: Sandsäcke wurden knapp, Deiche weich, Straßen waren gesperrt. Technisches Hilfswerk (THW), Feuerwehren und Zehntausende Menschen waren rund um die Uhr im Einsatz. Man habe kurzfristig mehr als 100 Millionen Euro für Soforthilfen, die Beseitigung von Schäden und Schutzmaßnahmen bereitgestellt, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Trotz schwieriger Haushaltslage sei der Hochwasserschutz deutlich verstärkt worden, in den kommenden Jahren würden Rekordsummen investiert.