Nach Hamas-Terror: Mehr antisemitische Übergriffe in Niedersachsen

Stand: 18.10.2023 17:09 Uhr

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat es in Niedersachsen verstärkt antisemitische Übergriffe gegeben. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS zählte mehr als 20 Fälle in neun Tagen.

Zum Vergleich: Im Jahr 2022 seien rund 100 Fälle dokumentiert worden. Demnach wertete die RIAS den Zeitraum vom 9. bis 23. Oktober 2023 aus und dokumentierte diejenigen Vorfälle, denen ein Bezug zu den Hamas-Angriffen zugeordnet werden konnte. Unter anderem habe es drei Versammlungen gegeben, auf denen es zu antisemitischen Äußerungen gekommen sei oder bei denen antisemitische Inhalte auf Schildern oder in Reden verbreitet wurden.

Weitere Informationen
Die israelische Flagge weht am Hamburger Rathaus. © NDR

Seit Hamas-Angriff: Deutlich mehr antisemitische Vorfälle

Neue Zahlen: Seit dem Hamas-Angriff ist die Zahl der gemeldeten antisemitischen Vorfälle bundesweit gestiegen. (18.10.2023) mehr

"Free Palestine" an Wohnungstür geschrieben

Die Taten wurden an verschiedenen Orten in Niedersachsen verübt. So hätten etwa in Hannover Unbekannte "Free Palestine" an die Wohnungstür einer Jüdin geschrieben. Die Frau sei für ihr Engagement gegen Antisemitismus bekannt, hieß es von der RIAS. Markierungen dieser Art könnten auch als öffentliche Identifizierung von Zielen potentieller Angriffe dienen und würden die Betroffenen entsprechend stark belasten. An der Universität Oldenburg und an dem Oldenburger Wahrzeichen Lappan seien Flugblätter verteilt worden, in denen die Terrorangriffe als "Antwort des palästinensischen Widerstands" auf den "Kolonialismus" Israels bezeichnet wurde. Diese Zuordnung werde als gängige antisemitische Dämonisierung und Delegitimierung Israels angesehen.

Flaggen aus Rathäusern gestohlen

Darüber hinaus entwendeten Täter an zahlreichen Rathäusern im Land israelische Fahnen. Zum Teil sei versucht worden, diese zu verbrennen. Nach Angaben der RIAS wurden Fahnen-Diebstähle aus Ronnenberg (Region Hannover), Braunschweig, Salzgitter, Syke (Landkreis Diepholz), Hameln, Drochtersen (Landkreis Stade) und Stuhr (Landkreis Diepholz) gemeldet, in Stade sei ein Versuch vereitelt worden. Laut RIAS sei 2021 ein sprunghafter Anstieg von antisemitischen Übergriffen dokumentiert worden. Auch damals war der Nahost-Konflikt im Gazastreifen eskaliert. Die RIAS geht davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liege als die 22 bekannten Fälle.

Bundesweit sind im Zeitraum vom 7. bis 15. Oktober 2023 über die RIAS-Meldestellen 202 verifizierte antisemitische Vorfälle eingegangen, die einen Bezug zu den Terrorangriffen hatten. Im Vorjahreszeitram seien es 59 antisemitische Vorfälle gewesen. Ein Wert zum Vorjahreszeitraum zu Niedersachsen liegt nicht vor.

VIDEO: Aus Israel evakuiert: 21-Jährige schildert ihre Eindrücke (16.10.2023) (2 Min)

Weitere Informationen
Teenagerin schaut entsetzt auf ihr Smartphone © Fotolia.com Foto: gemphotography

Krieg in Israel führt zu mehr Anrufen bei Telefonseelsorge

Der Konflikt selbst ist oft nur Auslöser für Anrufe. Viele fühlen sich von Krisen-Nachrichten stark belastet. (18.10.2023) mehr

Eine Israel-Flagge hängt am historischen Rathaus in Stade. © picture alliance/dpa | Georg Wendt Foto: Georg Wendt

Mehrere Attacken auf Israel-Flaggen in Niedersachsen

In Stade wollten Unbekannte die Fahne am Rathaus entwenden. Vorfälle gab es auch in Braunschweig, Bremerhaven, Syke und Goslar. (13.10.2023) mehr

Ein Volkswagen Logo dreht sich auf dem Dach vom Werk von Volkswagen Nutzfahrzeuge. © dpa - picture alliance Foto: Julian Stratenschulte

VW, Katar und Niedersachsen: Das Schweigen der Großaktionäre

Konzern und Politik wagen keine öffentliche Kritik am VW-Anteilseigner Katar. Für sie ist es eine heikle Angelegenheit. (18.10.2023) mehr

Antonia Vehling sitzt an einem Tisch. © NDR Foto: Antonia Vehling

Aus Israel evakuiert: 21-Jährige schildert Eindrücke des Angriffs

Antonia Vehling war in Tel Aviv, als die Raketen flogen. Ihre Erinnerungen und die Berichte ihrer Freunde beschäftigen sie. (17.10.2023) mehr

Ein Blick auf die Schäden eines Raketenangriffs aus Gaza in der israelischen Stadt Ashkelon. © Ilia Yefimovich/dpa

tagesschau.de: Mindestens 700 Israelis bei Hamas-Angriff getötet

Die Gefechte auf israelischem Boden gehen weiter. Mehr auf tagesschau.de extern

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 18.10.2023 | 18:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Fass mit radioaktiv verseuchtem Wasser steht am 04.03.2014 in Remlingen (Niedersachsen) in einem Schacht des Atommüll-Lagers Asse. (Archivbild) © picture alliance / dpa | Jochen Lübke Foto: Jochen Lübke

Atommüll-Endlager: Weitere Gebiete vorerst ausgeschlossen

Die BGE hat mögliche Regionen im Norden für Atommüll-Endlager eingegrenzt. Auch in Niedersachsen fallen Gebiete raus. mehr