Nach Hamas-Terror: Mehr antisemitische Übergriffe in Niedersachsen
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat es in Niedersachsen verstärkt antisemitische Übergriffe gegeben. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS zählte mehr als 20 Fälle in neun Tagen.
Zum Vergleich: Im Jahr 2022 seien rund 100 Fälle dokumentiert worden. Demnach wertete die RIAS den Zeitraum vom 9. bis 23. Oktober 2023 aus und dokumentierte diejenigen Vorfälle, denen ein Bezug zu den Hamas-Angriffen zugeordnet werden konnte. Unter anderem habe es drei Versammlungen gegeben, auf denen es zu antisemitischen Äußerungen gekommen sei oder bei denen antisemitische Inhalte auf Schildern oder in Reden verbreitet wurden.
"Free Palestine" an Wohnungstür geschrieben
Die Taten wurden an verschiedenen Orten in Niedersachsen verübt. So hätten etwa in Hannover Unbekannte "Free Palestine" an die Wohnungstür einer Jüdin geschrieben. Die Frau sei für ihr Engagement gegen Antisemitismus bekannt, hieß es von der RIAS. Markierungen dieser Art könnten auch als öffentliche Identifizierung von Zielen potentieller Angriffe dienen und würden die Betroffenen entsprechend stark belasten. An der Universität Oldenburg und an dem Oldenburger Wahrzeichen Lappan seien Flugblätter verteilt worden, in denen die Terrorangriffe als "Antwort des palästinensischen Widerstands" auf den "Kolonialismus" Israels bezeichnet wurde. Diese Zuordnung werde als gängige antisemitische Dämonisierung und Delegitimierung Israels angesehen.
Flaggen aus Rathäusern gestohlen
Darüber hinaus entwendeten Täter an zahlreichen Rathäusern im Land israelische Fahnen. Zum Teil sei versucht worden, diese zu verbrennen. Nach Angaben der RIAS wurden Fahnen-Diebstähle aus Ronnenberg (Region Hannover), Braunschweig, Salzgitter, Syke (Landkreis Diepholz), Hameln, Drochtersen (Landkreis Stade) und Stuhr (Landkreis Diepholz) gemeldet, in Stade sei ein Versuch vereitelt worden. Laut RIAS sei 2021 ein sprunghafter Anstieg von antisemitischen Übergriffen dokumentiert worden. Auch damals war der Nahost-Konflikt im Gazastreifen eskaliert. Die RIAS geht davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liege als die 22 bekannten Fälle.
Bundesweit sind im Zeitraum vom 7. bis 15. Oktober 2023 über die RIAS-Meldestellen 202 verifizierte antisemitische Vorfälle eingegangen, die einen Bezug zu den Terrorangriffen hatten. Im Vorjahreszeitram seien es 59 antisemitische Vorfälle gewesen. Ein Wert zum Vorjahreszeitraum zu Niedersachsen liegt nicht vor.