Missbrauch: Landeskirche Hannovers korrigiert Fallzahlen nach oben
Am Umgang der Landeskirche Hannovers mit Fällen sexualisierter Gewalt gibt es schon länger Kritik. Betroffene bemängeln etwa, dass Fallzahlen zu gering angegeben würden. Die Kirche hat diese nun korrigiert.
Laut einer Betroffenen-Initiative geht es um zwei Tatkomplexe, in denen die Landeskirche im Rahmen der im Januar veröffentlichten bundesweiten "ForuM"-Studie offenbar deutlich weniger Fälle öffentlich kommuniziert hat, als tatsächlich bekannt sind. Auf massive Kritik von Betroffenen hat die Landeskirche am Montag reagiert - und entsprechende Zahlen um mehr als ein Drittel nach oben korrigiert. Statt wie zuvor von mindestens 140 Betroffenen seit dem Jahr 1946 geht die Landeskirche nun "von mindestens rund 190 betroffenen Personen aus, die im kirchlichen Kontext sexualisierte Gewalt erlitten haben", teilte ein Sprecher am Montag mit. Hintergrund sei, dass in die von der Landeskirche genannte Gesamtzahl nur die Personen aufgenommen worden seien, für die ihm Rahmen der Studie detaillierte Informationen vorgelegen hätten.
Betroffene fordern unabhängige Stelle
Betroffenen reicht das nicht aus. Sie gehen von noch mehr Fällen aus und werfen der Landeskirche weiterhin einen falschen Umgang mit der Zahl der Menschen vor, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Deshalb fordern die Betroffenen eine unabhängige Stelle, die die Taten aufarbeitet. Außerdem sprachen sie sich erneut für einen Rücktritt von Landesbischof Ralf Meister aus. Entsprechende Forderungen waren in den vergangenen Wochen mehrfach öffentlich geworden. Anfang Juni hatten mehr als 200 Geistliche und Kirchenbeschäftigte außerdem in einem offenen Brief an die Kirchenleitung einen Kulturwandel in der Landeskirche angemahnt.