Sexueller Missbrauch: 200 Pastoren schreiben Brief an Bischof
Mehr als 200 Pastorinnen, Diakone und Mitarbeitende der hannoverschen Landeskirche haben die Kirchenleitung zum Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen kritisiert. Landesbischof Meister reagiert mit Verständnis.
Mit dem offenen Brief, der am Dienstag veröffentlicht wurde, beziehen sich die Unterzeichner auf die Studien zu Missbrauchsfällen in der Evangelischen Kirche in Deutschland - und konkret zu einem Fall in Oesede im Landkreis Osnabrück. Sie seien entsetzt über das Ausmaß sexualisierter Gewalt in der Kirche und den Umgang damit, heißt es in dem Brief. "Das Verhalten kirchenleitender Verantwortlicher hat unser Vertrauen in die Kirchenleitung beschädigt." Landesbischof Ralf Meister sagte dazu, dass der Brief wichtige Punkte anspreche. Zuerst hatte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtet.
Landesbischof: Kirche hat große Fehler gemacht
Die Unterzeichner wünschten sich einen grundlegenden Kulturwandel innerhalb der Kirche. Dafür müsse sie selbstkritisch mit den Ergebnissen der Studien umgehen, heißt es in dem Brief. Damit "unserer Kirche nicht nur zukunftsfähig wird, sondern vor allem sicherer und glaubwürdiger", müsse die Kirchenleitung den Kulturwandel initiieren, gestalten und begleiten. "Aufarbeitung und Aufklärung dürfen nicht wie bisher allein von Betroffenen geleistet werden", betonen die Verfasserinnen und Verfasser. Gefordert wird mehr Transparenz und, dass für die Betroffenen Finanzmittel im Haushalt eingestellt werden.
Meister will Kommunikationsräume öffnen
Landesbischof Meister gab als Reaktion auf den Brief zu, dass in der Vergangenheit große Fehler gemacht worden seien. "Für mich ist deutlich: Die Kirche, auf die wir zugehen, darf und wird nicht die Kirche sein, die jetzt ist." Es gelte nun, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und Kommunikationsräume zu öffnen. So habe es bereits zwei Videokonferenzen zum Thema gegeben. Nach Informationen des NDR hat es darin von Teilnehmenden aber Zweifel gegeben, ob der Kulturwandel mit der aktuellen Kirchenleitung gelingen kann. Von heute an beschäftigt das Missbrauchsthema auch die hannoversche Landessynode bei ihrem mehrtägigen Treffen im Kloster Loccum (Landkreis Nienburg/Weser).