Missbrauchsfälle: Erneut Rücktritt von Bischof Meister gefordert
Betroffene von sexualisierter Gewalt in der hannoverschen Landeskirche haben erneut den Rücktritt von Landesbischof Ralf Meister gefordert. Zudem kritisieren sie den Verlauf der Synode vor zwei Wochen.
Nur eine Betroffene habe vor dem Kirchenparlament auf der Synoden-Debatte zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche am 7. Juni im Kloster Loccum (Landkreis Nienburg) reden dürfen, heißt es in einem neuen offenen Brief der Initiative. Weitere kurzfristig von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers eingeladenen Betroffene hätten sich zwar in Kleingruppen mit Synodalen austauschen können - eine Rederecht vor der Synode sei ihnen jedoch verwehrt worden.
Rücktritt "die einzig verantwortungsvolle Option"
In dem Schreiben bekräftigten die Betroffen auch ihre Rücktrittsforderungen an Meister. Dessen Gesprächsangebot sei viel zu spät gekommen. Ein Rücktritt des Landesbischofs sei mehr denn je "die einzig verantwortungsvolle Option", heißt es in dem Brief. Ein Gesprächsangebot des Bischofs lehnte die Initiative ab. "Wir haben Bischof Meister nicht um eine Audienz gebeten", hieß es. Die Missbrauchsbetroffene hatten mit ihrer Initiative bereits vor den Beratungen der Synode den Rücktritt des 62-Jährigen verlangt. Er müsse die Konsequenzen aus einem unzureichenden Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen ziehen, hieß es Anfang Juni.
Landeskirche will sich kommende Woche äußern
Die Landeskirche Hannovers wollte sich zunächst nicht zu dem neuen Brief äußern. Eine Sprecherin teilte dem NDR Niedersachsen auf Anfrage mit, es würden derzeit auf vielen Ebenen Gespräche geführt. Zu dem Inhalt des neuen Briefs werde sie Anfang kommender Woche etwas sagen. Die Sprecherin verwies darauf, dass für die Landessynode bis November Vorschläge erarbeitet werden sollen, wie Betroffene in kirchlichen Beratungsgängen künftig mitarbeiten könnten. Auch solle das Missbrauchsthema in die Beratungen der Synode dauerhaft verankert werden. Dazu würde in den nächsten Monaten ein Vorschlag erarbeitet, so die Sprecherin.
Meister: Müssen Kirche in Umkehr sein
Derzeit wird in der hannoverschen Landeskirche intensiv der Umgang mit sexualisierter Gewalt diskutiert. Anfang Juni hatten mehr als 200 Geistliche und Kirchenbeschäftigte in einem offenen Brief an die Kirchenleitung einen Kulturwandel in der Landeskirche angemahnt. Die Forderung hatte die Kirchenleitung bei der Synodentagung in der Loccumer Stiftskirche aufgenommen. "Wir wissen, dass wir eine Kirche in Umkehr sein müssen", hatte Landesbischof Ralf Meister vor knapp zwei Wochen erklärt. Damals fügte er hinzu, dass auch er ein Bischof in Umkehr sein müsse.