Hannoversche Landessynode debattiert Umgang mit Missbrauch
Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ist in Loccum zu einer Synode zusammengekommen. Am Freitag stand das Thema sexualisierte Gewalt im Mittelpunkt. Es hatte Rücktrittsforderungen an Bischof Meister gegeben.
Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers geht durch eine tiefe Krise. Das wurde auf der Synodentagung in Rehburg-Loccum (Landkreis Nienburg) deutlich. Die Synode ist das oberste Gremium der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, eine Art Kirchenparlament. Manch ein Mitglied sprach am Freitag vom intensivsten Tagungstag, den es je erlebt habe. Mit Nancy Janz schilderte eine heute 44-Jährige in einem sehr persönlichen Vortrag, wie ihr als 17-Jährige von einem Geistlichen in Celle Gewalt angetan wurde. Vor dem Start der Synode hatten vier Missbrauchs-Betroffene Bischof Ralf Meister in einem Brief zum Rücktritt aufgefordert - weil er das Thema sexualisierte Gewalt nicht ernst nehme.
Janz: "Er hat mich meiner geistigen Heimat, meines Glaubens beraubt"
Nancy Janz ist Sprecherin der Betroffenen im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie schilderte im Kloster Loccum, wie sie sich nach dem Missbrauch von der Kirche im Stich gelassen gefühlt habe. Heute wisse sie, dass es weitere junge Frauen vor und nach ihr gegeben habe, die von dem Mann sexuell missbraucht worden seien. Weil sie kein Gehör gefunden habe, habe der Täter weitermachen können, so Janz. Sie bekam von den Anwesenden in Rehburg-Loccum stehenden Applaus.
Betroffene forderten Bischof zum Rücktritt auf
Das Beteiligungsforum der EKD entwickelt aktuell Maßnahmen, wie künftig mit Fällen von sexualisierter Gewalt umgegangen werden soll. Im November sollen hierzu Ergebnisse vorgestellt werden. Janz ist gegen einen Rücktritt von Bischof Meister. Chaos an der Führungsspitze sei nicht im Sinne der Betroffenen, sagt sie. Es gehe ihr nicht um die Personalie. "Ich möchte, dass Beschlüsse gefasst werden. Ich möchte, dass sich etwas verändert." Der Bischof solle mitarbeiten, so Janz. Anders sieht das Detlev Zander, ein weiterer Sprecher des Beteiligungsforums - er unterstützt die Rücktrittsforderung der Missbrauchs-Betroffenen.
Bischof Meister kündigt neuen Umgang an
Der Bischof selbst kündigte zum Abschluss der Landessynode einen Kulturwandel im Umgang mit sexualisierter Gewalt an. Ralf Meister sagte, es werde von ihm keine Predigt mehr geben, keine Fürbitte ohne den Bezug auf Menschen, "die in unserer Kirche sexuelle Gewalt erlitten haben". In seiner Ansprache ging der Bischof nicht auf die kurz vor der Synode öffentlich gewordenen Rücktrittsforderungen an ihn ein. Meister steht seit Wochen in der Kritik. Ende Februar wurde eine Studie veröffentlicht,die schwere Versäumnisse der Landeskirche im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in Oesede bei Osnabrück belegte. Die betroffene Gemeinde sei nicht ausreichend vom Landeskirchenamt unterstützt worden, hieß es darin. Und schon damals forderte eine Betroffene den Rücktritt des Bischofs.