Kommentar: Missbrauch in Oesede - Versagen und zerstörtes Vertrauen
Am Dienstag hat eine unabhängige Kommission ihren Bericht zu einem Missbrauchsfall in der evangelischen Kirchengemeinde in Oesede-Georgsmarienhütte vorgelegt. Er deckt schwerwiegende Fehler in der Landeskirche auf.
Ein Kommentar von Florian Breitmeier
Laut Studie wurde der Fall in den 70er-Jahren konsequent vertuscht - von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche. Ein Skandal sollte vermieden werden. Die Staatsanwaltschaft blieb außen vor. Aber auch im Zeitraum von 2010 bis in die 2020er-Jahre hinein passierte viel zu wenig, um dem Missbrauchsthema gerecht zu werden. Das ist ein Versagen des hannoverschen Landeskirchenamtes und auch des Landesbischofs. Denn wenn die Leitungsebene nicht angemessen auf Hinweise oder Kritik von Betroffenen reagiert, bekannte Missstände nicht abstellt, dann konterkariert das auch die wichtige Präventionsarbeit in den Kirchengemeinden vor Ort.
Nachlässigkeit der Kirchenspitze hat fatale Folgen
Sehr viele Haupt- und Ehrenamtliche wurden und werden ja in der hannoverschen Landeskirche für den Umgang mit Missbrauchsvorwürfen sensibilisiert und geschult. Wenn aber die Kirchenspitze in der Praxis beim Missbrauchsthema unentschieden oder nachlässig agiert, dann kann das fatale Folgen haben. In erster Linie für Betroffene, aber eben auch an der Kirchen-Basis. Schlimmstenfalls kommt es nämlich zu der irrigen Annahme: das Thema Missbrauch sei nicht wichtig. Nun gibt es eine Betroffene, die viel Kraft, Mut und Herzblut in die Aufarbeitung investiert hat und doch vom zerstörten Vertrauen spricht. Anderen fehlen da längst die Worte.