KKH: Betrug bei Abrechnungen verursacht Millionenschaden

Stand: 15.05.2024 15:19 Uhr

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) mit Sitz in Hannover hat 2023 einen Schaden von rund 3,5 Millionen Euro durch Betrügereien verzeichnet. Ein großer Teil sei ambulanten Pflegediensten geschuldet.

Allein 1,9 Millionen Euro der Gesamtsumme gehen laut Krankenkasse auf deren Konto. An zweiter Stelle stehen Apotheken mit gut einer Million Euro. Bei den Betrugsfällen gehe es um Abrechnungen, gepanschte Arzneien oder auch den Missbrauch von Versichertenkarten. Dabei gingen die Betrüger teils "äußerst skrupellos" vor, teilte KKH-Chefermittlerin Dina Michels mit. Es gehe darum, sich ein Stück vom "Milliardenkuchen Gesundheitssystem abzuschneiden".

Videos
Verschiedene Fotos von einer Pflegeheimbewohnerin im Bett. © NDR
12 Min

Pflegequalität in Deutschland hängt stark vom Wohnort ab

Wie gut Pflegequalität ist, kommt darauf an, wo man lebt - das haben aktuelle Auswertungen von Versichertendaten ergeben. (17.10.2023) 12 Min

Ungeschultes Personal, unterdosierte Krebsmedikamente

Gegen einen ambulanten Pflegedienst bestehe beispielsweise der Verdacht, Pflegebedürftige intensivmedizinisch von Personal versorgt zu haben, das dafür nicht ausgebildet war. "Lebensnotwendige Medikamente wurden fehlerhaft gegeben, eklatante Mängel in der Hygiene in Kauf genommen und zudem Leistungen abgerechnet, die nie erbracht wurden", sagte Michels. Neben dem wirtschaftlichen Schaden seien körperliche und seelische Schäden die Folge. In einem anderen Fall soll ein Apotheker Krebsmedikamente bewusst unterdosiert abgegeben haben, wie Michels mitteilte. Der Schaden hierbei sei noch unklar.

KKH: 1,25 Millionen Euro Regressforderungen

Die Schadenssumme des vergangenen Jahres ist laut KKH bislang die dritthöchste. Die Krankenkasse holte im Gegenzug rund 1,25 Millionen Euro als Regressforderungen zurück - ein neuer Höchstwert. Laut Michels hat die Krankenkasse bis Ende vergangenen Jahres 1.900 Verdachtsfälle bearbeitet. In 21 Fällen wurde Strafanzeige gestellt, vor allem wegen Betrugs. Im Jahr 2022 lag die Schadenshöhe demnach bei mehr als einer Million Euro, im Jahr 2021 bei 4,7 Millionen Euro.

Krankenkassen tauschen sich in Hannover aus

Die KKH zählt mit 1,6 Millionen Versicherten zu den bundesweit größten gesetzlichen Krankenkassen. Doch auch andere Krankenkassen sind betroffen. Deshalb tauschen sich Expertinnen und Experten an diesem Mittwoch und Donnerstag in Hannover mit Fachleuten aus den Bereichen Polizei und Justiz aus. Das Ziel: Betrugsfälle verhindern.

Weitere Informationen
Tabletten fallen aus einer Dose auf Euroscheine. © Fotolia.com Foto: Stefan Redel

Krankenkassenbeiträge: Was kommt auf Versicherte zu?

Die Krankenkassen schlagen Alarm: Die Gesundheitsreform könnte Arbeitnehmer bald teuer zu stehen kommen. Was steckt dahinter? (23.04.2024) mehr

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen liegen auf einem Tisch. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner Foto: Jens Büttner

Krankschreibungen in Niedersachsen erreichen neuen Rekord

Laut einer Studie von DAK und KKH lag der Krankenstand im vergangenen Jahr bei 5,7 Prozent - einem neuen Höchststand. (23.01.2024) mehr

Eine Pflegerin beschäftigt sich mit einer Pflegeheimbewohnerin. © NDR

Pflegequalität in Deutschland hängt stark vom Wohnort ab

Wie gut Pflegequalität ist, kommt darauf an, wo man lebt - das haben aktuelle Auswertungen von Versichertendaten ergeben. (17.10.2023) mehr

Ein Arzt berät einen Patienten © colourbox

KKH beklagt Korruption und Manipulation im Gesundheitswesen

Der Krankenkasse aus Hannover ist durch Abrechnungsbetrug im vergangenen Jahr erneut ein Millionenschaden entstanden. (28.05.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 15.05.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Krankenversicherung

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im September 2024 vor dem Bundesministerium des Innern und für Heimat. (Themenbild) © picture alliance/dpa Foto: Kay Nietfeld

Weil will bis Weihnachten Klarheit über die Zukunft bei VW

Das sagte der SPD-Politiker bei Markus Lanz. Der Landeschef fordert von Volkswagen Alternativen zu Werkschließungen. mehr