Ein Arzt berät einen Patienten © colourbox

KKH beklagt Korruption und Manipulation im Gesundheitswesen

Stand: 28.05.2023 12:03 Uhr

Gefälschte Rezepte, nicht erbrachte Untersuchungen, gepanschte Arzneimittel: Mehr als eine Million Euro Schaden durch Abrechnungsbetrug ist allein der KKH im vergangenen Jahr entstanden.

Die Kaufmännische Krankenkasse Hannover (KKH) spricht von Manipulation und Korruption, für die das Gesundheitswesen anfällig sei - vor allem wegen der hohen Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen von etwa 289 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. "Da scheint die Versuchung für die - wenn auch wenigen - schwarzen Schafe im Gesundheitswesen groß, sich unrechtmäßig hohe Summen abzuzweigen", sagt KKH-Chefermittlerin Dina Michels - und nennt Beispiele für Abrechnungsbetrug. Ein Augenarzt etwa soll in der Corona-Pandemie die Gesundheitskarte von Begleitpersonen seiner Patienten eingelesen haben - unter dem Vorwand, Daten zur Kontakt-Nachverfolgung zu erfassen. Doch er soll die Daten verbotenerweise genutzt haben, um Behandlungen abzurechnen, die es nie gab.

KKH: Auch das Leben von Menschen steht auf dem Spiel

Der Schaden sei in vielerlei Hinsicht groß. "Zum einen fehlen die gesetzwidrig erschlichenen Gelder dem solidarischen Sozialsystem, beispielsweise für die Versorgung kranker Menschen. Zum anderen, und das wiegt noch schwerer, werden die Gesundheit und mitunter sogar das Leben von Versicherten aufs Spiel gesetzt, wenn zum Beispiel Pseudo-Pflegepersonal Ernährungssonden und Dauerkatheter setzt oder Insulin-Injektionen verabreicht."

Krankenkasse konnte über eine Million Euro zurückholen

Die höchste Schadenssumme für die KKH verursachten im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben Krankengymnastik- und Physiotherapiepraxen: 428.800 Euro. Es folgten Zahnärztinnen und -ärzte mit 122.900 Euro sowie Pflegeheime mit 116.880 Euro. Im Jahr 2021 war der KHH ein Schaden von 4,7 Millionen Euro durch Abrechnungsbetrug entstanden - so viel wie in keinem Jahr zuvor. 2020 hatte der Gesamtschaden bei dieser Kasse demgegenüber bei knapp 500.000 Euro gelegen. Allerdings konnte die Krankenkasse 2022 aus vergangenen Betrugsfällen auch mehr als 1,2 Millionen Euro zurückholen - damit wurde erstmals die Millionengrenze übertroffen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 28.05.2023 | 12:00 Uhr

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Gesundheitspolitik

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