Krankenkassenbeiträge: Was kommt auf Versicherte zu?
Deutschlands Betriebskrankenkassen warnen davor, dass die Beiträge zur Krankenversicherung für gesetzlich versicherte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2025 drastisch steigen könnten. Was steckt dahinter?
Der vom Gesetzgeber festgelegte allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung beträgt derzeit im Regelfall 14,6 Prozent vom Einkommen. Hinzu kommt ein je nach Krankenkasse individueller Zusatzbeitrag. Bei Letzterem drohen nach einer Berechnung des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK Dachverband) spürbare Steigerungen. Auslöser seien Aspekte der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angestrebten Gesundheitsreform.
Welche Faktoren könnten zu einem Anstieg der Kassenbeiträge führen?
Künftig sollen beispielsweise vertrauliche Preisabsprachen für neue patentgeschützte Medikamente zwischen Krankenkassen und Pharmaindustrie möglich werden. Mit dem entsprechenden Gesetz soll der europäische Markt attraktiver werden, um die Gefahr von Arzneimittelengpässen zu verringern. Bislang sind Preise für Medikamente transparent in einem Verzeichnis gelistet. Jeder verschreibende Arzt kennt also die Kosten. Das wäre dann nicht mehr bei allen Medikamenten so. Die Kassen rechnen hier mit Mehrkosten von fast drei Milliarden Euro.
Ein weiteres Beispiel: Die Krankenhausreform soll unter anderem durch einen Transformationsfonds bezahlt werden, zu dem die Kassen von 2026 an pro Jahr 2,5 Milliarden Euro beisteuern sollen. Verschärfend kommt hinzu, dass die Krankenkassen nur noch geringe Rücklagen haben. Der Kapitalpuffer aus dem Gesundheitsfonds ist voraussichtlich im kommenden Jahr aufgebraucht.
Um wie viel könnte der Zusatzbeitrag steigen?
Noch sind die Gesetze nicht verabschiedet, es handelt sich lediglich um eine Berechnung des BKK Dachverbands, also einer Interessenvertretung der Kassen. Ohne Ausgleich aus Bundesmitteln könnte der Zusatzbeitrag gemäß dieser Zahlen von jetzt durchschnittlich 1,7 Prozent auf 2,45 Prozent oder sogar noch mehr steigen. Auch die DAK warnt vor Milliardendefiziten und spricht von einer Erhöhung des Zusatzbeitrags von 0,5 Prozentpunkten.
Der deutsche Durchschnittsverdienst für Vollzeitbeschäftigte liegt aktuell bei gut 4.300 Euro brutto. Bei einem Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent betragen die Kosten für die Krankenkasse in diesem Fall 350 Euro monatlich. Stiege der Zusatzbeitrag wie vom BKK Dachverband berechnet auf 2,45 Prozent, liefe das auf rund 16 Euro mehr pro Monat für Arbeitnehmer und -geber hinaus.
Welche Prognosen zur Beitragszukunft gibt es?
Schon jetzt liegt der Anteil für Krankenkasse, Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung in Deutschland im Durchschnitt bei über 40 Prozent des Einkommens. Vor einigen Jahren prognostizierte eine Studie einen Anstieg auf 46 Prozent im Jahr 2040. Grundsätzlich werden die Kosten wegen der alternden Gesellschaft sicherlich steigen, allerdings könnte der Gesetzgeber auch noch gegensteuern.
Was die aktuellen Reformpläne angeht, erwarten Experten Klagen vor Gericht - etwa, was die Beteiligung der Krankenkassen an dem Transformationsfonds angeht. Je nach Urteil müsste das Geld dafür dann eventuell komplett aus Steuermitteln kommen, die Kosten dürften sich nicht in einem höheren Zusatzbeitrag widerspiegeln.
Deutschland liegt bei den Sozialabgaben im europäischen Vergleich auf Platz zwei. Fachleute warnen: Eine noch höhere Abgabenlast könnte fatale Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort und auch den Arbeitsmarkt haben.