Gelb blüht das giftige Jakobs-Greiskraut, auch Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) genannt. © picture alliance/dpa | Patrick Pleul Foto: Patrick Pleul

Jakobskreuzkraut: Debatte um heimische, aber giftige Pflanze

Stand: 23.07.2024 16:00 Uhr

Es dient hunderten Insektenarten als Futterpflanze - ist jedoch giftig für Weidetiere. Rufe werden laut, die Pflanze großflächig zu entfernen - das könnte aber laut Nabu schwere Folgen für die Artenvielfalt haben.

Es zeigt sich zurzeit von seiner schönsten Seite und blüht knallgelb auf Niedersachsens Feldern, an Wegrändern und in Gärten: das Jakobskreuzkraut. Und die Wildpflanze breitet sich laut Landvolk Niedersachsen zunehmend aus. Jakobskreuzkraut enthält leberschädigende Substanzen, die bei Weidetieren oder Pferden zu Schäden führen können, im Extremfall sogar zum Tod. Selten kommen auch Menschen mit der Wildpflanze in Kontakt, wenn sie etwa über Honig auf dem Esszimmertisch landet. Deswegen werden immer wieder Rufe laut, die Pflanze flächendeckend zu entfernen. Auch das Landvolk Niedersachsen hat nun dazu aufgerufen, sich dem "Jakobskreuzkraut mit allen Kräften entgegenzustemmen".

Was ist das Jakobskreuzkraut?

Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea), auch Jakobs-Greiskraut genannt, ist eine in Deutschland heimische Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Die zwei- bis mehrjährige Pflanze erreicht eine Höhe von 30-100 cm und hat ihre Blütezeit von Juni bis September. Das Jakobskreuzkraut enthält, wie viele andere Pflanzenarten, Pyrrolizidinalkaloide, die im Körper zu leberschädigenden Giften umgewandelt werden können. Wegen seines bitteren Geschmacks, meiden Wiederkäuer und Pferde die Pflanze. Allerdings werden die abschreckenden Bitterstoffe bei der Trocknung zur Heuherstellung abgebaut, die Tiere können die Pflanze dann nicht mehr erkennen und fressen sie. Die Giftstoffe bleiben aber enthalten. Hasen und andere Nagetiere scheinen dagegen quasi immun zu sein.

  • Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Das Jakobskreuzkraut soll weg - Landfrauen rufen zu Entsorgungsaktionen auf

Die Landfrauen in Neuenkirchen im Heidekreis sind dabei. Sie wollen jetzt in einer Dorfgemeinschaftsaktion dem Jakobskreuzkraut zu Leibe rücken. Gemeinsam mit der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Niedersachsen haben sie - wie im vergangenen Jahr - die "Verden Kreuzkraut Challenge" gestartet, bei der so viel Jakobskreuzkraut wie möglich fachgerecht entsorgt werden soll.

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Nabu warnt vor Entfernung der Pflanzen

Der Nabu warnt allerdings vor einer flächendeckenden Entfernung des Jakobskreuzkrauts. Aus Sicht des Naturschutzes sei es keine "Problempflanze" - ganz im Gegenteil: Das Jakobskreuzkraut sei eine wichtige Nahrungs- und Pollenquelle für Hunderte von Tierarten, einige davon wären ohne das Jakobskreuzkraut sogar vom Aussterben bedroht. Eine radikale Bekämpfung führe demnach zu weiteren Verlusten in der Artenvielfalt - und dies in einer ohnehin schon immer artenärmer werdenden Agrarlandschaft. "Auch wenn Vergiftungsfälle selten sind, ist es zweifellos richtig und wichtig, die Ausbreitung von Jakobskreuzkraut auf Weiden und Flächen zur Gras- und Heugewinnung einzudämmen, eine flächendeckende Bekämpfung halten wir jedoch für kontraproduktiv, weil massive Eingriffe in ökologische Kreisläufe und Netzwerke erfahrungsgemäß mehr Probleme schaffen als lösen", sagt die Pressesprecherin des Nabu Heidekreis, Antje Oldenburg.

Empfehlung des Landwirtschaftsministeriums Niedersachsen

Das Landwirtschaftsministerium Niedersachsen rät, die giftigen Pflanzen auf Flächen, die zur Heu- und Grassilagegewinnung dienen, zu entfernen. Dort sollte das Jakobskreuzkraut schon vor der Blüte gemäht und die Mahd verbrannt werden. Weiden, auf denen Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen gehalten werden, müssen regelmäßig auf das Vorkommen der Pflanze untersucht werden. Auf wirtschaftlich nicht genutzten Flächen bestehe demzufolge keine Veranlassung, gegen die Pflanze vorzugehen.

AUDIO: Schmetterlingsraupen gegen Jakobskreuzkraut (3 Min)

Jakobskreuzkraut - Gefährlich für den Menschen?

Besonders die Pollen und Blüten des Jakobskreuzkrautes enthalten viele Giftstoffe. Deswegen können diese in seltenen Fällen auch über Bienen in Honig gelangen. Diese Gefährdung sei laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) jedoch gering: Zum einen bevorzugen Bienen andere Pflanzen und weichen nur als letztes Mittel auf das Jakobskreuzkraut aus. Zum anderen sei es die Norm bei den meisten Imkern, den Honig vor der Blüte des Jakobskreuzkrautes zu schleudern. Dadurch werde eine Kontamination ausgeschlossen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 19.07.2024 | 15:00 Uhr

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