Wolf auf Norderney: DNA-Test gibt klaren Hinweis auf Herkunft
Vor mehreren Wochen wurde erstmals ein Wolf auf der Insel Norderney gesichtet. Das Tier ist wohl noch immer auf der Insel: Wildtierkameras haben erst kürzlich entsprechende Aufnahmen gemacht.
Anfang und Mitte Juli wurde der Wolf viermal fotografiert, sagt Thea Hamm. Sie ist Biologin bei der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven. Die jüngste Aufnahme stamme demnach vom 15. Juli. Erstmals hatte die Verwaltung des Nationalparks Ende Juni über einen Wolf auf Norderney berichtet. Daraufhin wurde das Tier noch zweimal von Wildtierkameras und später mithilfe einer Drohne mit Wärmebildkamera fotografiert.
DNA-Test: Wolf auf Norderney stammt aus Belgien
Um herauszufinden, woher der Wolf kommt, wurde die DNA aus einer Haarprobe des Tieres analysiert. Der Wolf stammt demnach aus einem Rudel in Belgien. Dort wurde der junge Rüde nach Angaben der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer im vergangenen Jahr geboren.
Wolf könnte dem Wild auf die Insel gefolgt sein
Experten gehen davon aus, dass der Wolf bei Niedrigwasser über das Watt auf die Insel gelangt sein könnte. Sie halten es für möglich, dass das Tier auch über diesen Weg Norderney wieder verlassen könnte. Biologin Hamm schließt nicht aus, dass der Wolf sogar zwischen Festland und Insel pendelt. Das würde die mehrtägigen Pausen zwischen den einzelnen Sichtungen erklären, sagte sie. Jäger vermuten, dass der Wolf bei seinem Weg auf die Insel auch dem Wild gefolgt sein könnte. Dieses wechsele auch zwischen den Inseln und dem Festland hin und her, sagte Gernold Lengert, stellvertretender Vorsitzender der Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland. Auf der Insel gibt es Damwild, Rehe und auch Kaninchen. Hinweise, dass der Wolf stetig zwischen Insel und Festland wandert, wurden bislang allerdings nicht gefunden. So wurden bisher keine Pfotenabdrücke im Watt entdeckt.
Nationalparkverwaltung: "Kein Handlungsbedarf"
Obwohl der Wolf weiterhin über die Insel zu streunen scheint, sieht die Nationalparkverwaltung derzeit keinen Handlungsbedarf. "Wir kontrollieren Raumnutzung und Aufenthalt so eng wie möglich", sagte Biologin Hamm. Bislang habe der Wolf keine weiteren Tiere gerissen oder sich gar Menschen genähert, heißt es. Bei einem ersten Drohnenflug wurde demnach ein totes, angefressenes Damwild nahe dem Wolf entdeckt. Der Wolf sei zudem auf natürlichem Weg in die Ruhezone des Nationalparks gelangt, so Hamm, "was mit den Schutzprinzipien im Nationalpark im Einklang steht". Demnach bestehe kein Anlass das Tier einzufangen. Trotzdem sollen mögliche Wolfssichtungen weiterhin der Nationalparkverwaltung gemeldet werden.