Galeria-Mitarbeiter in Braunschweig: Demo für Erhalt der Filiale
Etwa 185 Galeria-Beschäftige in Braunschweig hoffen, dass ihre Filiale doch noch erhalten bleibt. Etwa 150 von ihnen demonstrierten am Samstag in ihrer Mittagspause. Wie groß sind ihre Chancen?
"Ich verstehe mein Unternehmen nicht", sagte Galeria-Betriebsratsvorsitzender Stefan Nagelschmidt dem NDR Niedersachsen. Mit der Kundgebung am Samstag wollten die Galeria-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ein Zeichen für den Erhalt ihrer Filiale in Braunschweig setzen - und damit auch für ihre Arbeitsplätze.
Am Ende geht es um Existenzen
Das Kaufhaus-Gebäude gehört seit 2019 der Volksbank Braunschweig-Wolfsburg (BraWo). Nachdem der Warenhauskonzern ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren angemeldet hatte, konnte er sich mit der Bank und seinen Beteiligungsgesellschaften anscheinend nicht darauf einigen, den Mietvertrag weiterzuführen. Galeria-Betriebsrat Nagelschmidt kann nicht verstehen, woran die Einigung am Ende gescheitert ist. "Was sagen Sie einer 55-jährigen Verkäuferin, die seit 35 Jahren im Einzelhandel gearbeitet hat - die vielleicht sogar noch alleinerziehend ist und deren Kinder vielleicht noch schulpflichtig sind. Was sagen Sie der?", fragt Nagelschmidt. Er erinnert daran, dass es am Ende um Menschen, Existenzen und ihre Familien geht.
Gewerkschaft und Oberbürgermeister fordern weiterhin Einigung
Man müsse nun schnell wieder an den Verhandlungstisch, fordert die Gewerkschaft ver.di. Eine Einigung sei auch im Interesse der Volksbank und Galeria, sagte Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD). Die Filiale habe schwarze Zahlen geschrieben und die Kaufkraft der Region sei groß. Die angekündigte Schließung sei vor diesem Hintergrund unverständlich und führe zu erheblicher Verunsicherung von Beschäftigten, Bevölkerung und Politik, wohl um Druck auf die Verhandlungen aufzubauen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Sie sei zwar kein Verhandlungspartner, aber unterstütze, wo dies rechtlich möglich sei.
Aus für die Filiale Braunschweig kam für viele überraschend
Die Nachricht, dass ausgerechnet das an einer Haupteinkaufsstraße gelegene Kaufhaus in der Braunschweiger Innenstadt Ende Januar 2024 geschlossen werden soll, kam für die Beschäftigten überraschend. "Wir wussten von einem Investitionsstau und dass gewisse Investitionen in dieses Haus gemacht werden müssen", erklärte Nagelschmidt. "Mit Wohlwollen haben wir natürlich die Angebote von der Volksbank BraWo gehört." Auch ein Sprecher der regionalen Bank schreibt auf Anfrage des NDR Niedersachsen: "Beim Mietzins sprechen wir über eine Reduzierung von über einem Drittel und haben zusätzlich Instandsetzungszusagen von mehr als zehn Millionen Euro angeboten. Damit sind wir einen sehr großen Schritt auf den Mieter zugegangen."
Angebot der Volksbank reichte Galeria anscheinend nicht aus
Aber der Warenhauskonzern und seine Beteiligungsgesellschaft, die Signa Gruppe, hatten am Montag dennoch das Aus für den Standort Braunschweig bekanntgegeben. Dabei seien sich die Volksbank und Galeria nach NDR Informationen fast einig gewesen. Die Volksbank kann die Entscheidung von Galeria nicht nachvollziehen und beginne nun mit der Planung für eine alternative Nutzung. "Einmal mehr mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass die Signa Gruppe kein verlässlicher Vertragspartner ist", schreibt ein Volksbank-Sprecher dem NDR Niedersachsen.
Gewinn der Filiale sei nicht ausreichend für Instandhaltungskosten
Es habe in den vergangenen Monaten und Wochen "intensive Verhandlungen" gegeben, teilt der Pressesprecher von Galeria Karstadt Kaufhof dem NDR Niedersachsen mit. "Potenzielle Mietsenkungen, Investitionen in die Instandhaltung und notwendige Investitionen in den Verkaufsraum" seien berücksichtigt worden. Aber auch wenn die Galeria-Filiale in Braunschweig Geld erwirtschafte, könnten damit die Investitionskosten nicht gedeckt werden.
Fronten zwischen Volksbank und Galeria scheinen verhärtet
Der Warenhauskonzern dämpft die Hoffnungen auf eine kurzfristige Einigung in Braunschweig wie bei der Filiale in Oldenburg. "Die Entscheidungen über Schließungen oder Fortführungen stehen fest. Sollte sich an der aktuellen Fortführungsperspektive von Standorten signifikante Änderungen ergeben, wird Galeria die Sachlage selbstverständlich entsprechend bewerten", heißt es. Eine Hintertür scheint sich der Konzern also noch offenzuhalten. Doch die Fronten zwischen Vermieter und Mieter scheinen verhärtet. "Bezüglich des Galeria Karstadt Kaufhof Konzerns sind wir gesprächsbereit, wenn es neuen Fakten gibt", sagt ein Volksbank-Sprecher. "Wir hatten dem Mieter ein attraktives Angebot vorgelegt und aus unserer Sicht ist weiter die Signa Gruppe am Zug."
Nachverhandlungen auf dem Rücken der Galeria-Beschäftigten?
Gewerkschaftsvertreterin Sabine Gatz von ver.di Niedersachsen wirft den Eigentümern der Warenhauskette, darunter derösterreichische Investor René Benko, indes unternehmerische Versäumnisse vor: "Er hat jahrelang gutes Geld verdient in den Unternehmen. Er hat uns ein zukunftsfähiges Warenhauskonzept versprochen, an dem die letzten Jahre lang nicht wirklich ernsthaft gearbeitet wurde und die Rechnung dafür zahlen jetzt die Beschäftigten, denen der Arbeitsplatzverlust droht."