Galeria Karstadt Kaufhof: Lies hofft auf Transfergesellschaft
Galeria Karstadt Kaufhof hat angekündigt, die Filialen in Celle, Oldenburg, Hildesheim und Braunschweig zu schließen. Wirtschaftsminister Olaf Lies bezeichnete die Pläne als zusätzlichen Tiefschlag.
Nach Gewerkschaftsangaben droht mehr als 630 Beschäftigten in Niedersachsen und Bremen der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Der SPD-Politiker sagte am Dienstag, die Entscheidung treffe die Betroffenen in ohnehin für sehr viele finanziell enorm belastenden Zeiten. Ein kleiner Hoffnungsschimmer könne eine Transfergesellschaft sein. "Das kann den Beschäftigten immerhin etwas mehr Zeit verschaffen, einen neuen Job zu finden - innerhalb oder außerhalb des Unternehmens", so Niedersachsens Wirtschaftsminister. Bundesweit sind 52 Warenhäusern von Schließungen betroffen, die der Konzern am Montag öffentlich machte. 77 Standorte will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge in den kommenden drei Jahren modernisieren, darunter Goslar, Göttingen, Hannover und Lüneburg.
Unverständnis bei der Belegschaft
Bei den Beschäftigten herrscht weitgehend Unverständnis über die Schließungspläne von Galerie Karstadt Kaufhof. "Ich verstehe mein Unternehmen nicht", sagte Stefan Nagelschmidt, Betriebsratsvorsitzender der Galeria-Filiale in Braunschweig dem NDR. Anfang kommenden Jahres will der insolvente Warenhauskonzern das Kaufhaus mitten in der Braunschweiger Innenstadt dicht machen, rund 150 Beschäftigte verlieren dadurch wohl ihre Arbeitsplätze. Dabei sei die Filiale die einzige im Umkreis, so Nagelschmidt.
Mitarbeitende der Galeria-Filiale in Braunschweig ohne Hoffnung
Man erwirtschafte Gewinne und es kämen wieder mehr Kundinnen und Kunden, sagte der Arbeitnehmervertreter weiter. Auch der Vermieter, die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg, sei dem Warenhauskonzern entgegengekommen - allerdings ohne Erfolg. Am Dienstagvormittag gab es in Braunschweig eine Betriebsversammlung für die Beschäftigten. Laut Nagelschmidt waren fast alle Mitarbeitenden des Hauses dabei, seinen Angaben nach haben sie jedoch keine Hoffnung mehr. Auch Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) reagierte enttäuscht. Für die Stadt und die Beschäftigten bedeute die Schließung "einen drastischen Einschnitt".
Galeria: Grund für Schließung sind Instandhaltungskosten
Die Filiale in Braunschweig erwirtschafte zwar ein positives Filialergebnis, leider würden in der Filiale aber sehr hohe Kosten für die Instandhaltung bevorstehen, schrieb ein Galeria-Sprecher am Dienstag auf Anfrage des NDR. Diese Kosten müssten von Galeria als Mieter getragen werden, könnten jedoch "auch durch ein positives operatives Geschäft nicht erwirtschaftet werden", heißt es in der Stellungnahme weiter. Daher habe man sich für eine Schließung des Standorts entschieden. Der Sprecher stellte in Aussicht, dass es zu einer Neubewertung der Situation kommen könne, sollten sich "signifikante Änderungen ergeben".
Oldenburg: "Leerstand ist eine Katastrophe"
Wie die Filiale in Braunschweig gelte auch der Standort in Oldenburg als profitabel, heißt es von dort. Ein Leerstand sei eine Katastrophe, sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD). Die Zuversicht ganz aufgegeben hat er dennoch nicht. Krogmann kündigte an, dabei helfen zu wollen, dass der Kaufhauskonzern und die Vermieter sich doch noch einigen. Krogmanns Amtskollege in Celle, Jörg Nigge (CDU), hofft auf eine Nachnutzung der dortigen Galeria-Immobilie. "Wir haben ein lange Liste von Geschäften und Unternehmen, die gerne ansiedeln würden, wir haben nur nicht genug Flächen. Wir sind da in Gesprächen", sagte der Celler Oberbürgermeister dem NDR in Niedersachsen.
Hildesheims Oberbürgermeister spricht von "herbem Rückschlag"
Hildesheims Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos) sprach in der Ratssitzung von einem "herben Rückschlag" für die Stadt. "In den vergangenen Monaten habe ich versucht, in Gesprächen mit der Unternehmensleitung sowie der Eigentümerseite die Schließung noch abzuwenden. Leider liegt das aber nicht in den Händen der Stadt", sagte Meyer. Trotzdem bleibe die Stadt "natürlich mit dem Eigentümer der Immobilie und der Handelskette als Mieter in Kontakt, um die Schließung vielleicht über eine Entmietung von Flächen doch noch abwenden zu können", so der Oberbürgermeister weiter. Die Chancen hierfür stünden nach jetzigem Ermessen jedoch eher schlecht.
Einigung mit Vermietern als letzte Hoffnung
Es ist die letzte Hoffnung der betroffenen Kommunen, dass es zwischen der Signa Holding, der Beteiligungsgesellschaft hinter dem Galeria Konzern, und den Vermietern doch noch zu einer Einigung kommt. Die Vermieterin in Braunschweig ist die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg. Ein Sprecher teilte auf Anfrage des NDR in Niedersachsen mit, dass man dem Mieter bereits entgegengekommen sei - und zwar mit einem Betrag in Millionenhöhe. Die Bank könne deshalb die Entscheidung des Unternehmens nicht nachvollziehen. Es habe sich erneut gezeigt, dass die Signa Holding kein verlässlicher Vertragspartner sei, hieß es.
Ver.di: "Beschäftigte zahlen für Fehler des Managements"
Sabine Gatz von der Gewerkschaft ver.di sagte: "Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen." Für mehr als 630 Beschäftigte in Niedersachsen und Bremen stehe damit die Existenz auf dem Spiel. Die Unternehmensleitung habe ein Zukunftskonzept verschleppt, die Fehler seien hausgemacht. Für diese Fehler müssten die Beschäftigten nun bezahlen, so Gatz. Ver.di will das Aus für viele Galeria-Standorte nicht hinnehmen. Man werde um jede Filiale und jeden Beschäftigten kämpfen, sagte ein Sprecher.
Lüneburg erleichtert: Stadt behält Filiale
Freude herrscht dagegen in Lüneburg: Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) sprach von einer "großartigen Nachricht für Lüneburg und die Innenstadt", dass der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Standort in der Hansestadt erhalten bleibt. Außerdem freue sie sich für die vielen Beschäftigten, dass die Zitterpartie nun ein Ende habe.
Diese Filialen schließen in Niedersachsen:
- Celle zum 30. Juni 2023
- Braunschweig zum 31. Januar 2024
- Hildesheim zum 31. Januar 2024
- Oldenburg zum 31. Januar 2024
- Bremen zum 31. Januar 2024
Diese Filialen bleiben in Niedersachsen weiter bestehen:
- Goslar
- Göttingen
- Hannover
- Lüneburg