Fünf Jahre nach Corona: Was hat Niedersachsen gelernt?
Vor fünf Jahren gab es in Niedersachsen den ersten Coronafall. Der Lockdown danach hat besonders Kinder und Senioren hart getroffen. Das würden Schulen, Altersheime und die Landesregierung heute anders machen.
In der Hochphase der Pandemie galten für Schülerinnen und Schüler teils extreme Kontaktbeschränkungen: Die Schulen wurden geschlossen, Unterricht fand lediglich digital statt, Sportunterricht war kaum möglich und Jugendliche durften zeitweise maximal einen Freund oder eine Freundin treffen. Das hat Spuren hinterlassen, sagt Alexandra Vanin, Schulleiterin der Otfried-Preußler-Schule Hannover.
Kontaktverbote in der Schule: Schwere Folgen für Kinder

"Die Generation nach Corona hat deutliche soziale und psychische Probleme sowie unterschiedliche motorischen Fähigkeiten", so Vanin. Der soziale und finanzielle Hintergrund der Familien sei dabei wichtig gewesen. Einige Kinder wurden in der Zeit abgehängt, weil ihre Familien es sich nicht leisten konnten, sie in der Pandemie zu unterstützen. Das sagt Vanin. Aus der Rückschau hätte man einiges anders machen müssen - und besonders die psychischen Folgen für Kinder bedenken müssen: "Kinder müssen möglichst beschwerdefrei durch diese Zeit gehen, sich begegnen und miteinander sein dürfen. Das ist fast genauso wichtig wie die physische Gesundheit", so Vanin.
Corona Pandemie: Besuchsverbote für Senioren fatal

Auch in Altenheimen wurden Kontakte extrem beschränkt. Es galten strikte Besuchsverbote, die zu Vereinsamung geführt haben. Adrian Grandt leitet das Seniorenheim Victor's Residenz Margarethenhof in Laatzen und hätte sich gewünscht, Kontakte zuzulassen. Heute resümiert er: "Schutz ist extrem wichtig, aber Einsamkeit kann noch schlimmere Folgen haben als ein Virus". Besonders fatale Folgen hatten die Verbote für Sterbende, die sich nicht von ihren Familien verabschieden konnten. "Das war unerträglich", sagt Grandt. Ein Gesetz dürfe nicht so weit gehen, dass ethische Grundsätze verletzt werden und Menschen alleine sterben müssen.
Weil: Gegen Querdenker war Politik machtlos
Ein ähnliches Fazit zieht Ministerpräsident Stephan Weil (SPD): "Auch unter extrem schwierigen Bedingungen müssen wir Gemeinschaft zulassen." Bei den Maßnahmen an Schulen und Altenheimen lagen gute Absichten zugrunde, "aber beim nächsten Mal müssten wir die Härten sehr viel mehr abwägen." In Bezug auf die Bewegung der Querdenker sieht Weil auch fünf Jahre später keine Möglichkeiten, wie diese hätte eingedämmt werden können. Querdenker hätten die Gefahr der Pandemie bestritten, "das war aber unser eigentliches Motiv, wir wollten Menschenleben retten. Wenn ich über die entscheidende Ausgangfrage komplett unterschiedlicher Auffassung bin, wird es schwer einen gemeinsamen Punkt zu finden", sagt Weil.
Coronaregeln: Auch in der Kommunikation lief vieles nicht rund
In der Kommunikation neuer Verordnungen und Regeln hätte man damals besser erklären sollen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen worden sind, sagt Heiger Scholz (SPD), ehemaliger Leiter des Corona-Krisenstabs in Niedersachsen. Außerdem seien viele Regeln "zu detailliert gewesen, das ist auch hinterher in der Systematik kaum noch überschaubar gewesen." Im Nachhinein ließe sich das aus der Ruhe aber immer leichter sagen.
