Finanzminister Heere verteidigt Gehalt von Weils Büroleiterin

Stand: 30.05.2024 17:36 Uhr

Die Fronten im Untersuchungsausschuss zur Gehaltserhöhung von Ministerpräsident Weils Büroleiterin verhärten sich. Die CDU löchert über Stunden Finanzminister Heere und sieht sich bestätigt. SPD und Grüne reagieren genervt.

von Hilke Janssen

Die Befragung im Untersuchungsausschuss dürfte für Niedersachsens Finanzminister nicht gerade angenehm gewesen sein. Immer wieder bohrt die CDU am Donnerstag nach, wann und wie Gerald Heere von den Grünen konkret eingebunden war in die bessere Bezahlung von Stephan Weils Büroleiterin. Heere betont etliche Male, dass es bei der Höherstufung nicht um eine Einzelfalllösung ging, sondern um eine "generelle Lösung für Quereinsteiger" im öffentlichen Dienst. Er sei sich mit dem Ministerpräsidenten einig gewesen, eine "Gerechtigkeitslücke" zu schließen. Fachliche Bedenken im eigenen Ministerium habe er nicht wahrgenommen.

VIDEO: Staatsanwaltschaft ermittelt zu Gehalt von Weils Mitarbeiterin (28.05.2024) (2 Min)

Untersuchungsausschuss: CDU hält Argumentation für "Lüge"

Die CDU interpretiert Heeres Aussage ganz anders. Die Fraktion sieht sich bestätigt, dass die Staatskanzlei gezielt einer engen Mitarbeiterin des Ministerpräsidenten zu einem höheren Gehalt verhelfen wollte. "Die Lüge vom Attraktivitätsprogramm wird uns schon seit Wochen erzählt", sagt die parlamentarische Geschäftsführerin, Carina Hermann. Vielmehr habe von der Änderung der Verwaltungspraxis aber explizit Weils Büroleiterin profitiert. Der Finanzminister, sagt Hermann im NDR Interview, habe sich dafür von Stephan Weil "vor den Karren spannen lassen". 

SPD und Grüne werden ungeduldig

Die beiden parlamentarischen Geschäftsführer der Regierungsfraktionen reagieren im Ausschuss zunehmend ungehalten. Wiard Siebels (SPD) und Volker Bajus (Grüne) kommentieren verärgert die Fragen der CDU. "Hat er schon beantwortet", ist immer wieder von den beiden zu hören. Im NDR Interview sagt Bajus, "wir drehen uns hier im Kreis". An den Vorwürfen der CDU sei "nichts dran", es sei Zeit, den Untersuchungsausschuss zügig zu beenden. Siebels spricht von einer "Schmutzkampagne der CDU".

Videos
Kathrin Söfker von der Staatsanwaltschaft Hannover © NDR
1 Min

Staatsanwaltschaft leitet Strafverfahren gegen Unbekannt ein (28.05.2024)

Bereits im März waren Strafanzeigen dazu eingegangen. Aufgrund von Medienberichten wird nun ermittelt. 1 Min

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Gehalts-Plus

Seit dieser Woche ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover wegen des Anfangsverdachts der Untreue. Der Verdacht richtet sich nicht gezielt gegen eine Person, sondern gegen Unbekannt. Die Büroleiterin von Stephan Weil ist seit Februar 2023 auf dem Posten in der Staatskanzlei. Durch eine kurzfristige Änderung der Verwaltungspraxis machte sie im Herbst einen Gehaltssprung: Rückwirkend zum August wurde sie in die Besoldungsstufe B2 eingestuft. Das entspricht einem Gehalt von rund 8.200 Euro brutto - und einer Erhöhung um fast 1.900 Euro pro Monat.

Weitere Informationen
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht auf der Pressekonferenz nach dem Bund-Länder-Gipfel. © picture alliance/dpa Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Gehaltserhöhung von Weils Büroleiterin: Staatsanwaltschaft ermittelt

Es geht um den Anfangsverdacht der Untreue. Die Gehaltserhöhung ist seit Wochen Thema in Niedersachsens Landespolitik. (28.05.2024) mehr

Die Niedersächsische Staatskanzlei in Hannover. © picture alliance/Geisler-Fotopress Foto: Ulrich Stamm

Staatskanzlei: "Keine Fehler" bei Gehalt von Weils Büroleiterin

Der Chef der Staatskanzlei wies im Untersuchungsausschuss erneut alle Vorwürfe zurück. Die CDU arbeitete sich an ihm ab. (23.05.2024) mehr

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht in einem Interview. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey

CDU verschärft Kritik an Bezahlung von Stephan Weils Büroleiterin

Sie fordert personelle Konsequenzen in der Staatskanzlei. Kommende Woche tagt wieder der Untersuchungsausschuss. (17.05.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.05.2024 | 10:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, nimmt an der Sitzung des Bundestags mit der Regierungsbefragung teil. © picture alliance / Thomas Koehler/photothek.de Foto: Thomas Koehler

Pistorius wird nicht Kanzlerkandidat der SPD

Der Bundesverteidigungsminister tritt bei der kommenden Bundestagswahl nicht als Kanzlerkandidat der SPD an. Das erklärte er in einer Videobotschaft. Mehr bei tagesschau.de. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?