Erst Regen, nun Frost: Kartoffeln bleiben tonnenweise in der Erde
Es hätte eine der besseren Ernten für Niedersachsens Kartoffelbauern werden können. Doch das nasse Herbstwetter hat nicht mitgespielt. In Niedersachsen sind Tonnen von Kartoffeln noch in der Erde.
In Zeiten des Klimawandels, längerer Dürreperioden und trockener Böden sehnten sich zeitweise viele nach Regen. Doch im Moment gilt: Zu viel ist auch nicht gut. Nach dem regenreichen Herbst stehen in Niedersachsen jede Menge Felder und Äcker unter Wasser. Der frühe Wintereinbruch tut sein Übriges. Das wird vor allem dort zum Problem, wo die Ernte noch nicht vollständig abgeschlossen ist.
Bis zu 10 Prozent der Kartoffelernte noch im Boden
"Es sind aktuell im Emsland und der Grafschaft sicherlich noch bis zu 10 Prozent der Kartoffeln im Boden, die auch teilweise nicht mehr gerodet werden können", berichtet Dirk Oevermann von der Erzeugergemeinschaft für Industriekartoffeln im Emsland und der Grafschaft Bentheim. Oevermann geht davon aus, dass ein großer Teil davon im Boden bleiben wird. "Wenn in den letzten Wochen etwas geerntet wurde, dann nur unter Einsatz von schweren Maschinen und in Verbindung mit sehr hohen Rodungskosten." Oft müssten steckengebliebene Maschinen mit einem enormen Aufwand aus den durchnässten Böden geholt werden.
Erntebilanz noch unklar
"Viele Landwirte hat die Situation kalt erwischt. Es gibt Betriebe, die haben die Hälfte ihrer Kartoffeln noch nicht geerntet", sagt Thorsten Riggert vom Landvolk Niedersachsen. Vor allem Landwirte im Westen Niedersachsens seien betroffen. Dort würden viele Höfe mit der Kartoffelernte später beginnen als etwa in der Region Uelzen-Lüneburg-Wendland, sagt Riggert. Nässebedingte Ernteausfälle in dieser Dimension habe es Jahre - wenn gar Jahrzehnte - nicht gegeben. Riggert hofft auf trockenes und windiges Wetter. "Damit es oberflächlich abtrocknen kann. Es darf aber auch nicht zu kalt werden, sonst gibt es Frostschäden." Wie die Erntebilanz ausfallen wird, ist noch unklar. "Für genaue Zahlen ist es zu früh", so Gerald Burgdorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Eine erste Hochrechnung habe einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag prognostiziert. "Da sind aber nässebedingte Ernteschäden nicht mitgerechnet."
Zuckerrübenernte verzögert sich
Auch Zuckerrübenbauern hadern mit dem Wetter. Gut ein Fünftel der Zuckerrüben sei noch auf dem Feld, so Gerald Burgdorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. "Normalerweise ist die Rübenernte schon Mitte November durch. Das Roden der Früchte hat sich aber in den vergangenen Wochen durch den vielen Regen immer wieder verzögert."
Wenige Landwirte gegen Ernteausfälle versichert
Mögliche Ernteausfälle bekommt nicht jeder Landwirt ersetzt. "Es gibt für solche extremen Wetterereignisse Versicherungen, aber die Prämien sind in den vergangenen Jahren exorbitant angestiegen", sagt Dirk Oevermann. Aus diesem Grund hätten die meisten Landwirte eine solche Versicherung nicht abgeschlossen. In manch anderem EU-Staat werde diese Versicherung gefördert. In Deutschland geschehe das nicht. "Es wäre wünschenswert, wenn die Politik bei zunehmenden Wetterkapriolen unterstützt", sagt Oevermann. Thorsten Riggert vom Landvolk Niedersachsen bestätigt laufende Verhandlungen in der Sache mit der Politik und der Versicherungsbranche. "Noch ist aber keine Lösung in Sicht."