Erdbeben: Muslime rufen beim Freitagsgebet zu Spenden auf
Die Zahl der Toten nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt. In Moscheen in Niedersachsen wurde am Freitag mit einem Totengebet der Opfer gedacht. Helfer benötigen vor allem Geldspenden.
In vielen muslimischen Gemeinden - darunter Braunschweig, Wolfenbüttel, Salzgitter und Göttingen - wurde beim Freitagsgebet dazu aufgerufen, die Helferinnen und Helfer in den Erdbebengebieten mit Geld- oder Sachspenden zu unterstützen. Allein in Braunschweig sollen während des Gebets nach Angaben der Gemeinde 5.000 Euro zusammengekommen sein. Auch die Gemeindemitglieder in Niedersachsen treffe die aktuelle Lage hart, sagte ein Sprecher der Schura Niedersachsen, des Landesverbands der Muslime. Sie würden um Freunde und Verwandte trauern. Mehrere islamische Hilfsorganisationen sammeln Spenden. Laut Recep Bilgen, Vorsitzender der Schura Niedersachsen, wurden inzwischen mehrere Millionen Euro gesammelt.
DRK: Geldspenden helfen am effektivsten
Gleichzeitig rufen die Gemeinden zum Spenden auf. Ehrenamtliche, unter anderem in Peine und Goslar, verkaufen beispielsweise türkische Spezialitäten nach dem Gebet. Der Erlös soll dann an Hilfsorganisationen gehen. Die Lage in der Türkei und in Syrien sei noch so unübersichtlich, dass in erster Linie Geldspenden gebraucht würden, sagte Nadine Spangenberg vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Hannover. Das DRK in Wolfsburg hat inzwischen im Stadtteil Laagberg eine Sammelstelle für Kleidung, Decken und Hygieneartikel eingerichtet.
Türkische Gemeinde sammelt 250 Paletten voller Sachspenden
Überall im Land sammeln Organisationen, Kirchen und Privatpersonen Spenden - die Hilfsbereitschaft ist groß. So hat die Türkische Gemeinde Niedersachsen in Hannover eine zentrale Sammelstelle für Spenden für die Erdbebenopfer eingerichtet. Vor allem Decken, Windeln, warme Kleidung und Babynahrung werden in den betroffenen Gebieten benötigt. Adil Arslan leitet das Spendenzentrum und erzählt, dass mittlerweile fast 250 Paletten voller Spenden zusammengekommen sind. Diese müssten nun mit dem Flugzeug in die Türkei geflogen werden. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat bei einem Besuch des Spendenzentrums am Donnerstagabend angekündigt, zu prüfen, ob die Paletten eventuell über den Luftwaffenflughafen Wunstorf in die Türkei gebracht werden können.
Nordkirche solidarisch mit den Menschen in der Türkei und Syrien
Die Nordkirche hat ebenfalls zu Spenden an Diakonie und Katastrophenhilfe aufgerufen. "Lassen Sie uns solidarisch an der Seite der Menschen sein, die jetzt so Schweres erleben", sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. In der Marktkirche in Hannover liegt zudem ein Kondolenzbuch zum Gedenken an die Opfer aus. Besucherinnen und Besucher können außerdem Kerzen für die Opfer entzünden.
Bäckerei und Dönerladen wollen Tageseinnahmen spenden
Zudem gibt es immer mehr Beispiele von privaten Hilfsaktionen. Eine Unternehmerin aus dem Landkreis Ammerland hat einen Aufruf in den sozialen Medien gestartet und sich zum Einsammeln der Spenden auch gleich einen Transporter geliehen. Eine Bäckerei aus Braunschweig und ein Döner-Imbiss aus Hannover wollen den Erlös eines gesamten Tages an eine Hilfsorganisation spenden. Auch Mehmet Yagmur, Besitzer einer Autowerkstatt in Göttingen, möchte helfen. Gemeinsam mit Helfern sammelt in seiner Werkstatt Kindernahrung, Kleidung und warme Decken. Sie sollen mit einem Transporter zum Flughafen Köln-Bonn gebracht werden. Von dort würden die Hilfsgüter dann in die Erdbebengebiete geflogen, so Yagmur.