Das Hochwasser und die Folgen für die Landwirtschaft
Seit fast zwei Wochen ist in vielen Teilen Niedersachsens Land unter. Was heißt das für die Landwirte und Landwirtinnen, wenn Felder unter Wasser stehen, nicht geerntet und gesät werden kann?
Das Landvolk Niedersachsen spricht davon, dass fast jeder Landwirt hierzulande von Hochwasser oder Dauerregen betroffen ist. "Es sind mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland überschwemmt", teilt das Landvolk auf Anfrage dem NDR Niedersachsen mit. Hunderte von Hofstellen seien direkt durch Überschwemmungen betroffen. "Glücklicherweise aber nur sehr wenige Betriebe so stark, dass auch Ställe betroffen sind und Vieh evakuiert werden musste." Das Landvolk betont, wie groß die Solidarität unter den Landwirten sei. "Da hilft jeder jedem."
Vor allem Winterweizen und Wintergerste vom Hochwasser betroffen
Laut niedersächsischem Landwirtschaftsministerium ist das Hochwasser besonders problematisch für Ackerbaubetriebe auf Standorten mit schwereren, ohnehin zu Staunässe neigenden Bodenverhältnissen. Betroffen seien insbesondere Winterkulturen wie Winterweizen und Wintergerste, teilweise auch Winterraps.
Ministerium geht von Ernteeinbußen durch das Hochwasser aus
Die Staunässe führe zu einem Sauerstoffmangel im Boden, die Pflanzen würden weniger Nährstoffe aufnehmen. "Eine länger anhaltende Überstauung kann erhebliche Ertragseffekte haben", so das Ministerium. Laut Landvolk belaufen sich die Schäden auf den Ackerflächen auf etwa 300 bis 400 Euro pro Hektar, wenn Flächen neu bestellt werden müssen.
Bauern fürchten Erosion durch die Überschwemmungen
In Haren im Emsland etwa steht ein Großteil der Flächen von Heiner Wessels seit vielen Tagen unter Wasser. Und der Landwirt stellt sich nun darauf ein, dass er zumindest einen Teil des Wintergetreides nachsäen muss, sobald es trockener ist. Das sei aber zu verkraften, sagte er dem NDR Niedersachsen. Schwierig werde es erst, wenn durch Strömungen größere Mengen Sand auf den Äckern abgetragen werden.
Keine Engpässe bei Weizen befürchtet
Beim Sommergetreide müsse dann im Vergleich zur Herbstaussaat mit etwa 20 Prozent weniger Ertrag gerechnet werden, teilte das Landvolk mit. Das betreffe vor allem klassisches Brotgetreide wie Weizen. Engpässe seien aber noch nicht zu befürchten, da in Deutschland mehr Getreide angebaut als verbraucht werde.
Zuckerrübenfelder stehen unter Wasser
Auch die Zuckerrübenbauern stehen vor Problemen. Es gebe vor allem in den Regionen entlang von Aller und Weser noch Felder, die unter Wasser stehen und nicht erreicht oder befahren werden könnten, teilte der Konzern Nordzucker mit. Es werde zunehmend schwieriger, diese Rüben in den kommenden Wochen noch zu ernten, sagte eine Konzernsprecherin. Zudem führe die Feuchtigkeit auch dazu, dass der Zuckergehalt in den Rüben nicht so hoch ist.
Was jetzt geerntet wird, kommt in die Biogasanlage
Auch Landwirt Wessels aus dem Emsland hat noch etwa neun Hektar mit Zuckerrüben stehen, wie er sagt. "Die Fläche stehe komplett unter Wasser. "Wenn wir die noch ernten können für unsere Biogasanlage, dann geht es noch. Wenn wir es nicht mehr können, oder die Rüben kaputt sind, dann haben wir einen Schaden von 30.000 Euro. Das wäre natürlich bitter." Normalerweise ernte Heiner Wessels die Zuckerrüben bereits Mitte November, doch auch da sei es einfach zu nass gewesen.
Hoffnung auf bessere Deiche beim nächsten Hochwasser
Bauer Wessels hofft nun, dass es bald dauerhaft trockener wird, damit der Grundwasserstand sinken kann. "Dann wünsche ich mir die richtigen Signale aus der Politik, dass zum Beispiel die Deiche nochmal vernünftig überarbeitet werden und so angepasst werden, dass es beim nächsten Hochwasser weniger Probleme gibt."