VIDEO: Hochwasser: Schäden in der Landwirtschaft werden sichtbar (1 Min)

Das Hochwasser und die Folgen für die Landwirtschaft

Stand: 10.01.2024 09:46 Uhr

Seit fast zwei Wochen ist in vielen Teilen Niedersachsens Land unter. Was heißt das für die Landwirte und Landwirtinnen, wenn Felder unter Wasser stehen, nicht geerntet und gesät werden kann?

Das Landvolk Niedersachsen spricht davon, dass fast jeder Landwirt hierzulande von Hochwasser oder Dauerregen betroffen ist. "Es sind mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland überschwemmt", teilt das Landvolk auf Anfrage dem NDR Niedersachsen mit. Hunderte von Hofstellen seien direkt durch Überschwemmungen betroffen. "Glücklicherweise aber nur sehr wenige Betriebe so stark, dass auch Ställe betroffen sind und Vieh evakuiert werden musste." Das Landvolk betont, wie groß die Solidarität unter den Landwirten sei. "Da hilft jeder jedem."

Videos
Ein Landwirt steht vor einem überfluteten Feld und trauert um seine verlorene Ernte. © Screenshot
3 Min

Das Hochwasser und mögliche Folgen für Landwirte

Sieben Hektar Ackerfläche von Eike Bruns stehen unter Wasser. Der Landwirt befürchtet, dass der Winterroggen kaputt ist. (10.01.2024) 3 Min

Vor allem Winterweizen und Wintergerste vom Hochwasser betroffen

Laut niedersächsischem Landwirtschaftsministerium ist das Hochwasser besonders problematisch für Ackerbaubetriebe auf Standorten mit schwereren, ohnehin zu Staunässe neigenden Bodenverhältnissen. Betroffen seien insbesondere Winterkulturen wie Winterweizen und Wintergerste, teilweise auch Winterraps. 

Ministerium geht von Ernteeinbußen durch das Hochwasser aus

Die Staunässe führe zu einem Sauerstoffmangel im Boden, die Pflanzen würden weniger Nährstoffe aufnehmen. "Eine länger anhaltende Überstauung kann erhebliche Ertragseffekte haben", so das Ministerium. Laut Landvolk belaufen sich die Schäden auf den Ackerflächen auf etwa 300 bis 400 Euro pro Hektar, wenn Flächen neu bestellt werden müssen.

Bauern fürchten Erosion durch die Überschwemmungen

In Haren im Emsland etwa steht ein Großteil der Flächen von Heiner Wessels seit vielen Tagen unter Wasser. Und der Landwirt stellt sich nun darauf ein, dass er zumindest einen Teil des Wintergetreides nachsäen muss, sobald es trockener ist. Das sei aber zu verkraften, sagte er dem NDR Niedersachsen. Schwierig werde es erst, wenn durch Strömungen größere Mengen Sand auf den Äckern abgetragen werden.

Keine Engpässe bei Weizen befürchtet

Beim Sommergetreide müsse dann im Vergleich zur Herbstaussaat mit etwa 20 Prozent weniger Ertrag gerechnet werden, teilte das Landvolk mit. Das betreffe vor allem klassisches Brotgetreide wie Weizen. Engpässe seien aber noch nicht zu befürchten, da in Deutschland mehr Getreide angebaut als verbraucht werde.

Zuckerrübenfelder stehen unter Wasser

Auch die Zuckerrübenbauern stehen vor Problemen. Es gebe vor allem in den Regionen entlang von Aller und Weser noch Felder, die unter Wasser stehen und nicht erreicht oder befahren werden könnten, teilte der Konzern Nordzucker mit. Es werde zunehmend schwieriger, diese Rüben in den kommenden Wochen noch zu ernten, sagte eine Konzernsprecherin. Zudem führe die Feuchtigkeit auch dazu, dass der Zuckergehalt in den Rüben nicht so hoch ist.

Was jetzt geerntet wird, kommt in die Biogasanlage

Auch Landwirt Wessels aus dem Emsland hat noch etwa neun Hektar mit Zuckerrüben stehen, wie er sagt. "Die Fläche stehe komplett unter Wasser. "Wenn wir die noch ernten können für unsere Biogasanlage, dann geht es noch. Wenn wir es nicht mehr können, oder die Rüben kaputt sind, dann haben wir einen Schaden von 30.000 Euro. Das wäre natürlich bitter." Normalerweise ernte Heiner Wessels die Zuckerrüben bereits Mitte November, doch auch da sei es einfach zu nass gewesen.

Hoffnung auf bessere Deiche beim nächsten Hochwasser

Bauer Wessels hofft nun, dass es bald dauerhaft trockener wird, damit der Grundwasserstand sinken kann. "Dann wünsche ich mir die richtigen Signale aus der Politik, dass zum Beispiel die Deiche nochmal vernünftig überarbeitet werden und so angepasst werden, dass es beim nächsten Hochwasser weniger Probleme gibt."

Weitere Informationen
Eine Dronenaufnahme zeigt das Überschwemmungsgebiet in Hannover bei Frost. © HannoverReporter

Hochwasser in Niedersachsen: Ticker vom 9. Januar zum Nachlesen

Durch das kalte, trockene Wetter sinken vielerorts die Pegelstände. Der Liveticker macht deshalb vorerst eine Pause. mehr

Menschen sind bei sonnigem Winterwetter am schneebedeckten Elbstrand des Falkensteiner Ufers bei Hamburg-Blankenese unterwegs. © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius

Sonniges Winterwetter im Norden: Es bleibt kalt und glatt

Nach dem Dauerregen der vergangenen Wochen macht sich in Norddeutschland nun langsam der Winter breit - mit Eis und Schnee. (05.01.2024) mehr

Sandsäcke liegen zum Hochwasserschutz an einer Landstraße am Ortseingang von Sandkrug bei Oldenburg. © picture alliance / dpa | Christian Charisius Foto: Christian Charisius

Die Bilder zum Hochwasser in Niedersachsen 2023 / 2024

Dauerregen hat die Flüsse in Niedersachsen anschwellen lassen. Ab Weihnachten herrschte vielerorts Hochwasser. Hier die Bilder. mehr

Hochwasser an der Hunte. Ein Auto fährt über eine Brücke. © Nord-West-Media TV

Dauer·regen sorgt für viele Probleme

In Nord·deutschland hat es in den vergangenen Tagen sehr viel geregnet. Deshalb sind die Probleme durch das Hoch·wasser wieder größer geworden. Vor allem in Niedersachsen. (04.01.2024) mehr

Niedersachsen, Oldenburg: Mitarbeiter von THW und der Feuerwehr Oldenburg befüllen Elemente eines mobilen Notdeichs mit Wasser. © Christian Charisius/dpa Foto:  Christian Charisius/dpa

Schutz vor dem Hochwasser: Wenn Deiche unter Druck geraten

Mit einem zweistufigen Sicherungssystem sollen Überschwemmungen verhindert werden. Dabei kommen längst nicht nur Sandsäcke zum Einsatz. (04.01.2024) mehr

Zwei geschwächte Rehe stehen im Hochwasser auf einer überschwemmten Brücke. © picture alliance Foto: Christian Charisius/dpa

Das Hochwasser in Niedersachsen und die Folgen für Wildtiere

Der Lebensraum vieler Tiere steht seit Weihnachten unter Wasser. Manche passen sich an, für andere ist das Wasser tödlich. (03.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 05.01.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landwirtschaft

Hochwasser

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ärzte bei einer Operation © fotolia.com Foto: Gorodenkoff

Nordländer wollen Krankenhausreform mehrheitlich nicht blockieren

Hamburg, Niedersachsen und MV wollen im Bundesrat für die Reform stimmen. In Schleswig-Holstein wird noch diskutiert. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?