Cocktails auf der Krebsstation? In Göttingen passt das gut!
Immer mittwochs besuchen Ehrenamtliche des Projekts "Fruchtalarm" die Kinderkrebsstation der Uni-Klinik Göttingen. Dort mixen sie mit den Kindern Cocktails - aus Fruchtsäften und Sirup.
Die Lehramtsstudentin Tatjana Bendig ist eine der "Fruchties". Sie besucht ehrenamtlich Kinder, die auf der Krebsstation der Universitätsmedizin Göttingen untergebracht sind. Für sie stand schnell fest, dass sie sich genau für dieses Projekt engagieren will - und zwar aus persönlicher Betroffenheit. Ein junges Mädchen, das Tatjana Bendig von Geburt an kannte und auf das sie häufiger aufgepasst hat, ist vor einiger Zeit an Krebs verstorben, erzählt sie. "Einer ihrer letzten Wünsche waren Erdbeeren." Die Fruchtsaft-Cocktails für Kinder, die ebenfalls an Krebs erkrankt sind, haben sie deshalb sofort angesprochen und den Impuls gegeben, sich selbst als Ehrenamtliche dafür bewerben.
"Wir wollen auch gar nicht über die Krankheit reden"
Für die Aktion gehen Tatjana Bendig und die anderen Ehrenamtlichen auf der Station von Zimmer zu Zimmer und bieten den Kindern an, selbst Cocktails zu mixen - für sich oder andere. Während ihrer Besuchsrunde spielt die Krankheit der Kinder für Tatjana nur eine nebensächliche Rolle. "Natürlich kann man es nicht immer ausblenden, aber wir sind hier, um Freude zu verbreiten, um gemeinsam zu lachen oder zu mixen, irgendwie was Buntes in den Alltag zu bringen. Wir wollen auch gar nicht über die Krankheit reden und auch die Kinder davon in dem Moment ablenken."
Gemixt wird, was schmeckt
Einen bestimmtes Lieblingsrezept haben die Kinder bisher nicht. Es kann auch schon mal vorkommen, dass alle verfügbaren Sorten zusammengemischt werden, sagt Tatjana Bendig. Als einzelner Saft ist ihr zufolge Banane der klare Favorit in Göttingen. Aus medizinischer Sicht ist der Zuckergehalt der Saft-Cocktails zu vernachlässigen, erklärt Dr. Christof Kramm, der Leiter der Krebsstation. Viel wichtiger sei der Austausch zu den Ehrenamtlichen der Aktion. "Die haben auch die Aufgabe, wie ein Animateur, die Patienten aus ihrem Alltag "rauszureißen" und zu Aktivität, zu Kommunikation aufzufordern. Und das gelingt ziemlich gut!"
Bei manchen Patienten ist Geduld gefragt
Auf der Kinderkrebsstation der UMG Göttingen sind im Schnitt zehn bis zwölf Kinder untergebracht. Sie sind dort vor allem für Operationen oder ihre Chemotherapie. Durch die Aktion sollen sie nicht nur animiert werden, etwas zu trinken, sondern sich auch zu bewegen. Zum Beispiel, wenn sie selbst zum Shaker greifen. Nicht alle Kinder haben genug Kraft dafür, weil sie durch die Behandlung geschwächt sind. Manche haben auch einfach keine Lust auf einen Saft-Mix. Diesen Wunsch respektieren die Ehrenamtlichen. Tatjana Bendig lässt sich allerdings nicht so einfach abschütteln. "Wir fragen manchmal auch nach, was vielleicht der Lieblingssaft ist oder eine Lieblingsfarbe. Manche haben auch Lust zu experimentieren: was kommt dabei raus, wenn ich grün und gelb zusammengebe? Und dann versuchen wir so, die Laune herauszufinden - und dann ist manchmal doch noch der Wunsch nach einem Cocktail da."
Ein Cocktail, der den Tag verschönert
Manchmal kommen die Kinder auch ein zweites Mal auf die Ehrenamtlichen zu und wollen noch einen Cocktail mixen. Solange noch Saft und Sirup da sind, ist das natürlich möglich. Für Tatjana Bendig zeigt sich daran, wie die Aktion die Stimmung des Kindes an dem Tag verbessert hat. Für Denise Dreist, die auch als Ehrenamtliche bei der Aktion mitmacht, ist es wichtig den Kindern ein Stück Selbstständigkeit zu ermöglichen. Denn natürlich bestimmen sie selbst, was sie trinken wollen. Die Eltern sind oft sehr dankbar für Aktion, erzählt sie. "Es ist das Schönste, wenn uns gesagt wird: 'Mensch, das ist das Erste, was mein Kind heute getrunken hat.'"