Cannabis-Kontrollen sorgen für Kritik der Kommunen

Stand: 17.04.2025 14:58 Uhr

Seit einem Jahr ist der Konsum von Cannabis legal, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Kontrollieren sollen das in Zukunft die Kommunen. In Niedersachsen fehlt es jedoch an geschultem Personal.

von Johannes Koch

Mehr als ein Jahr lang war in Niedersachsen unklar, wer kontrollieren soll, ob sich Cannabis-Konsumenten an die neuen Regeln halten. Der Grund: Mehrere Landesministerien mussten untereinander besprechen, wie mit dem im Bund beschlossenen Gesetz zur Teil-Legalisierung von Cannabis umgegangen werden soll. Nun haben sich Sozialministerium, Innenministerium, Justizministerium und Finanzministerium geeinigt. Zuständig sind nun die Städte und Gemeinden in Niedersachsen. So steht es in einer Zuständigkeitsverordnung des Landes.

Städtetag: Kontrollen kaum umsetzbar

Konkret geht es unter anderem darum, ob Cannabis-Konsumenten den Mindestabstand von 100 Metern zu Schulen, Kitas und Sportvereinen einhalten. Auch der Konsum vor Minderjährigen ist verboten und muss kontrolliert werden. Zuständig sind nun die Ordnungsämter der Kommunen, doch der Niedersächsische Städtetag hält es für unwahrscheinlich, dass die Städte und Gemeinden diese Aufgabe wahrnehmen können.

Videos
Szennen aus einem legalen Cannabis-Club zeigen den Anbau der Pflanze. © Screenshot
4 Min

Ein Jahr Teil-Legalisierung: Cannabis Club Peine zieht Bilanz

Im Februar haben die Mitglieder des Vereins die ersten Blüten geerntet und getrocknet - drei Kilogramm sind es geworden. 4 Min

Es fehlt Personal, Geld und Weiterbildung

Nicht jede Kommune habe einen Ordnungsdienst, sagte Kirsten Hendricks, Geschäftsführerin des Niedersächsischen Städtetages dem NDR Niedersachsen. "Und selbst wenn sie so einen Ordnungsdienst haben, dann macht der bisher so Dinge wie Strafzettel verteilen". Für die Kontrolle von Cannabis-Konsumenten bräuchte es aber Weiterbildungen, zum Beispiel beim Durchsuchen der Kleidung. Und es brauche mehr Personal. Doch für all das fehlt laut Hendricks aktuell das Geld. Niemand glaube daran, dass dieses Gesetz kontrollierbar sei, sagte sie.

Land will gesprächsbereit bleiben

Das Sozialministerium kündigte auf NDR-Anfrage an, man wolle in den kommenden sechs Monaten beobachten, ob und wie die Kommunen die neue Aufgabe bewältigen können. Sollten hier Probleme auftauchen, bleibe man gesprächsbereit. Der Städtetag fordert bereits jetzt finanzielle Unterstützung vom Land und wünscht sich, dass das Cannabis-Gesetz im Bund angepasst wird.

Weitere Informationen
Ein Mann zündet sich einen Joint an. © picture alliance / dpa Foto: Hannes P Albert

Neuer Bußgeldkatalog für Cannabis: Bis zu 15.000 Euro Strafe

Das Land Niedersachsen hat den Katalog am Dienstag beschlossen. Wer etwa auf Spielplätzen raucht oder Werbung macht, muss zahlen. mehr

Cannabis in einem Plastiktütchen und auf einer Holzfläche. © Colourbox Foto: Nils Weymann

Cannabisgesetz: Welche Regeln gelten seit der Legalisierung?

Besitz und Erwerb von Cannabis sind unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Beim Autofahren gilt ein Grenzwert. mehr

Ein Joint qualmt vor einem Polizeiauto. © NDR

Cannabis-Bilanz: 35 Clubs und weniger Straftaten in Niedersachsen

Seit einem Jahr ist das umstrittene Gesetz in Kraft. Niedersachsen ist zusammen mit NRW führend bei der Genehmigung von Clubs. mehr

In einem Raum stehen viele Cannabis-Pflanzen, an der Decke hängen Lüftungsgeräte. © Polizei Göttingen

Bad Lauterberg: Cannabis-Plantage in leer stehender Fleischerei

Die Beamten beschlagnahmten kiloweise Drogen, Hunderte Cannabispflanzen und scharfe Waffen. Fünf Personen wurden festgenommen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 17.04.2025 | 18:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Hunderte Teilnehmende bei Demo für Lorenz in Oldenburg © NDR Foto: Lotti Höfer

Nach Polizeischüssen: Mehr als 8.000 Demonstranten in Oldenburg

Die Initiative "Gerechtigkeit für Lorenz" hatte dazu aufgerufen. Auch in anderen Städten gab es am Freitag Demonstrationen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen