Blitz trifft Familie: Mutter und Tochter aus Klinik entlassen
Nach einem Blitzeinschlag in Delmenhorst sind eine Mutter und eines ihrer Kinder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Am Sonntag hatte das Unwetter in Niedersachsen zu zahlreichen Rettungseinsätzen geführt.
Die 38-jährige Mutter und ihre neunjährige Tochter waren bei dem Blitzeinschlag schwer verletzt worden, wie die Polizei mitteilte. Der fünfjährige Sohn und die 14-jährige Tochter schweben demnach weiter in Lebensgefahr - Rettungskräfte mussten beide am Sonntag reanimieren. Die Familie hatte sich laut Polizei an einem öffentlichen Grillplatz in der Parkanlage "An den Graften" aufgehalten und Schutz vor dem einsetzenden Unwetter gesucht. Als sich die Erwachsenen und Kinder unter einen Baum geflüchtet hätten, habe in unmittelbarer Nähe ein Blitz eingeschlagen, so die Polizei. Der zwölfjährige Sohn, die zwei Jahre alte Tochter, der 40-jährige Vater und ein 31-jähriger Verwandter wurden bereits aus Krankenhäusern entlassen.
Elektroingenieur: Blitz sprang vermutlich über
Ob die Familie direkt unter dem Baum gestanden hatte, in den der Blitz einschlug, konnte die Polizei nicht beantworten. "Dort stehen mehrere Bäume, in einem Baum schlug der Blitz ein", hatte ein Sprecher am Montag gesagt. Thomas Raphael vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) erklärt, dass es vermutlich zu einem sogenannten Blitz-Überschlag gekommen ist. "Wasser leitet den Strom des Blitzes Richtung Erde. Ein Baum besteht aus Holz und relativ wenig Wasser. Weil wir Menschen aus Wasser bestehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es zu einem Überschlag kommt", so der Elektroingenieur. Auch über eine Entfernung von drei Metern könne ein Blitz noch überspringen.
Schäden begleiten Überlebende oft ein Leben lang
Überlebende hätten nach Blitzeinschlägen oft schwere Schäden, die sie das ganze Leben beeinträchtigten, sagt Raphael. Dabei gehe es um Nervenschäden, Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisverlust und Störung des Kalt-Wärme-Empfindens. Einer Auswertung des VDE zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr etwa sieben Menschen durch Blitze, 120 werden verletzt.
Windhose in Dangast, Überschwemmungen in Goslar
Das Unwetter hatte am Sonntag für zahlreiche Einsätze von Feuerwehren und Rettungskräften gesorgt: In Dangast im Landkreis Friesland musste ein Strand aufgrund eines Tornados evakuiert werden, das Fahrgastschiff "Etta von Dangast" strandete auf einer Sandbank. In Sarstedt (Landkreis Hildesheim) setzte ein Blitzeinschlag das Dach eines Mehrfamilienhauses in Brand. Auch bei einem Brand in Jork (Landkreis Stade) geht die Polizei von einem Blitzeinschlag als Ursache aus. In Goslar führten starke Regenfälle zu einem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Zahlreiche Straßen in der Innenstadt standen am Sonntag unter Wasser, hieß es von der Polizei. Die Feuerwehren im Landkreis Northeim pumpten vollgelaufene Keller leer und räumten umgestürzte Bäume aus dem Weg. Darüber hinaus wurden am Sonntag vorsorglich mehrere Veranstaltungen in Niedersachsen abgesagt, so etwa das Kleine Fest im Großen Garten in Hannover.