Apotheken dicht: Viele Beteiligte bei Protestaktion im Norden
Aus Protest sind in Norddeutschland am Mittwoch erneut viele Apotheken für einen Tag geschlossen geblieben. Der Apothekerverband hatte zum Protesttag aufgerufen. In Hannover gab es eine zentrale Kundgebung.
Mehr als 3.000 Menschen kamen laut Verband zu der Veranstaltung in der Landeshauptstadt. Der Protest richtete sich laut Verband gegen anhaltende Missstände in der Arzneimittelversorgung - darunter Lieferengpässe, fehlendes Personal und Apothekenhonorare. "Wir haben seit zehn Jahren keine Honorarerhöhung bekommen, die Kosten laufen uns davon", sagte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. Wegen eines zum 1. Februar eingeführten Gesetzes müssten die Apotheken einen Abschlag an die gesetzlichen Krankenkassen abführen. Dadurch seien die Honorare nominell auf dem Stand von 2004, so Groeneveld. Mehr Geld und auch weniger Bürokratie seien notwendig, um zu verhindern, dass weitere Apotheken schließen.
Niedrigster Stand seit 1979
Nach aktuellen Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) geht die Anzahl der Apotheken in Deutschland immer weiter zurück. Ende Oktober verzeichnete sie mit 17.733 Apotheken den niedrigsten Stand seit 1979. Demzufolge schlossen in den ersten neun Monaten dieses Jahres 335 Apotheken. Der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) sagte auf der Kundgebung: "Apotheken kommen betriebswirtschaftlich an ihre Grenzen." Das Apothekensterben sei ein Warnsignal.
Krankenkassen sehen "keinen sachlichen Grund"
Ein Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen sagte, dass die Vergütung von Jahr zu Jahr steige, da die Apotheken zusätzlich zum Honorar drei Prozent vom Apothekeneinkaufspreis erhalten. Darüber hinaus gebe es weitere Erhöhungen etwa bei den Notdiensten: "Für zusätzliche Honorarsteigerungen an die Apotheken sehen wir keinen sachlichen Grund."
Protest: Im ganzen Norden nur Notdienstapotheken geöffnet
Auch in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein blieben Apotheken geschlossen. In den betroffenen Bundesländern konnten Kunden dann ausschließlich auf Notdienstapotheken zurückgreifen. Zu der gemeinsamen Aktion in Norddeutschland hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände aufgerufen - als Teil eines bundesweiten "Protestmonats" der Apothekerinnen und Apotheker.