200 Beschäftigte streiken vor Helios Kliniken in Schwerin
Vor den Helios Kliniken in Schwerin haben sich am Mittwoch zahlreiche Beschäftigte versammelt. Die Gewerkschaft ver.di hat im Zuge der aktuellen Tarifverhandlungen zum zweitägigen Streik aufgerufen. Vor allem Azubis fordern faire Arbeitsbedingungen.
Rund 200 Mitarbeiter versammelten sich am Mittwochmorgen vor der Helios-Klinik in Schwerin. Die Stimmung unter den Streikenden war fordernd. Auf den Plakaten war zu lesen: "Wir sind die Zukunft behandelt uns auch so!", "Ausbildung statt Ausbeutung", oder auch "Ihr spart. Wir gehen - Was dann?" Der Warnstreik findet als "stiller Streik" statt. Auf eine laute Kundgebung wird verzichtet. Grund dafür ist laut ver.di die Trauer über die Opfer des Anschlags am vergangenen Donnerstag in München. Dabei waren zwei Menschen bei einer ver.di-Demonstration getötet worden, viele weitere wurden verletzt.
Ver.di fordert mehr Geld für Beschäftigte
Ver.di fordert für die rund 21.000 Beschäftigten von Helios, darunter rund 3.000 in Schwerin, eine Lohnerhöhung von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr. Außerdem ein 13. Monatsgehalt, höhere Zulagen für Arbeit zu ungünstigen Zeiten und Auszubildende sollen 150 Euro mehr bekommen. Der Helios-Konzern habe nach dem ersten Verhandlungstermin Ende Januar in Berlin kein Angebot vorgelegt. Laut Daniel Taprogge, ver.di-Bezirksgeschäftsführer, haben die Beschäftigten eine gute Lohnentwicklung verdient. Helios mache satte Gewinne, erwirtschaftet von den Beschäftigten, so Taprogge weiter.
Auch Arbeitsbedingungen müssen laut ver.di verbessert werden
Für Andreas Werth, Mitglied der ver.di-Tarifkommission, ist auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen nötig: "Dass entsprechend mehr Personal in der Gesundheitsversorgung eingesetzt wird, das ist für viele Mitarbeiter noch wichtiger als ihren Lebensunterhalt weiter sicherzustellen." Eine Physiotherapeutin, die am Mittwoch ebenfalls vor dem Krankenhaus streikte, wünscht sich beispielsweise vernünftige Betten, die sind nicht auf allen Stationen, mehr Gehwagen, mehr Rollstühle, mehr Patientenlifter und insbesondere mehr Personal.
Azubis wollen faire Arbeitszeiten
Ein wichtiger Aspekt in dem Warnstreik ist darüber hinaus der Nachwuchs. Werth betont: "Die jungen Mitarbeiter, die jetzt hier zu Einstiegsgehältern anfangen, die können sich dann kaum noch etwas leisten. Die Kosten sind in den letzten Jahren sehr gestiegen, gerade hier in Schwerin. Von daher muss unbedingt eine Steigerung her, damit auch sichergestellt wird, dass wir hier Nachwuchs in der Klinik bekommen. Damit wir auch in Zukunft noch Patienten gut versorgen können." Johanna Moeller macht gerade eine Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin. Auch sie wünscht sich Veränderungen und fordert vor allem faire Arbeitszeiten:
"Wir haben für eine 38,5 Stunden Woche unterschrieben, und arbeiten jetzt seit anderthalb Jahren trotzdem 40 Stunden in der Ausbildung. Wir machen ständig Überstunden, obwohl das in der Ausbildung eigentlich nicht sein darf." Johanna Moeller, Auszubildene der Helios Kliniken
Helios teilte derweil mit: "Wir nehmen den Aufruf zum Streik heute und morgen zur Kenntnis. Der Tarifauftakt war konstruktiv und vom Kennenlernen der neuen Verhandlungspartner sowie dem ersten Austauschen der Positionen geprägt."
Streik und Grippewelle: Helios garantiert Notversorgung
Die Gewerkschaft geht während des Streiks davon aus, dass geplante Therapien und Operationen nicht oder nur eingeschränkt stattfinden werden. Die Notversorgung sei aber gewährleistet. Das bestätigte auch ein Sprecher von Helios. Demnach sei eine Notdienstvereinbarung getroffen worden, die die Versorgung der Patientinnen und Patienten gewährleisten soll. Für einzelne Stationen und Bereiche seien Notdienstbesetzungen definiert worden.
Auch in Bezug auf die spürbare Grippewelle sei die Versorgung von Kindern und Erwachsenen in allen Bereichen sichergestellt. Laut eines Sprechers verzeichnen die Helios Kliniken derzeit mehr Patienten mit Influenza. Vor allem auf der Kinderstation gebe es aktuell viele Grippe-Patienten. Seit Jahresbeginn kommen die Helios-Kliniken in Schwerin auf rund 100 Fälle mehr als in den Vorjahren. Ähnliches bestätigen auch Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales.
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