EU-Kandidatin Repp will Sitz für die SPD in Brüssel holen
Sie soll der Landes-SPD wieder eine Stimme in Europa geben - nach fünf Jahren ohne eigenen Abgeordneten. Sabrina Repp will bei der Europawahl am 9. Juni ins EU-Parlament einziehen. Ihre Chancen stehen auf Listenplatz 11 nicht schlecht - selbst wenn die Umfragewerte der SPD weiter niedrig bleiben.
Wer sie unterschätzt, hat schon verloren. Sabrina Repp - freundliches Lächeln, lange blonde Haare - würden viele als zierlich bezeichnen. In ihrem roten Hosenanzug wirkt die gelernte Politikwissenschaftlerin aber so gar nicht wie ein politisches Leichtgewicht. Die 25-Jährige redet geschliffen, sehr überlegt und kontrolliert, wenn sie zum Beispiel darüber spricht, warum sie sich engagiert. "Ich habe Freude daran gefunden, mich für Menschen einzusetzen und mich auf der politischen Ebene für sie stark zu machen, auch um zu zeigen, dass es für junge Menschen wie mich durchaus möglich ist, in der Politik Gehör zu finden."
EU-Kandidatin der Landes-SPD
Ende Januar hat sie dafür den Grundstein gelegt. Gegen Mitbewerber und mit Rückendeckung der Parteispitze setzte sie sich als EU-Kandidatin der Landes-SPD durch. Los ging es für sie schon viel früher, erst im Schülerrat, später bei den Jusos. In Sachsen, in der Nähe ihres ersten Studienorts Dresden, machte sie kurz nach dem Abitur Kommunalwahlkampf für die SPD, und wurde in der sozialdemokratischen Diaspora nicht gewählt.
Rückhalt bei Familie in Tessin
Sabrina Repp kam zurück nach Mecklenburg-Vorpommern, absolvierte ihren Master-Abschluss an der Uni in Rostock und ist jetzt froh über den Rückhalt ihrer Familie in Tessin. Mittlerweile, sagt sie, hängt ihr Wahlkampf-Foto bei ihren Eltern zu Hause am Kühlschrank. Ihre Eltern sind auch so was wie die persönliche Triebfeder, Politik zu machen. Der Vater ist Maler, die Mutter Reinigungskraft - zu Hause sind die Bäume nicht in den Himmel gewachsen. Repp zog wegen der niedrigen Mieten ins Umland ihres ersten Studienorts Dresden.
Ihre Themen: Löhne, Landwirtschaft und Energie
Die Eltern hätten nach 1990 diverse Umbrüche und Veränderungen erlebt, auch mit Arbeitslosigkeit. Repp spricht vom "Transformationsprozess", der auch ihre Generation geprägt habe. Niedrige Löhne seien noch immer ein Thema, gerade auch in Osteuropa. Das müsse die EU stärker in den Blick nehmen. Repp will das als EU-Abgeordnete auf jeden Fall tun. Sie will auch das Thema "Zukunftsfähige Landwirtschaft" voranbringen. Mecklenburg-Vorpommern ist einer der größten Empfänger von EU-Hilfen, sagt sie. Außerdem geht es ihr um eine sichere Energieversorgung. Der Nordosten als Standort erneuerbarer Energien könne viel dazu beitragen, meint Repp.
Unterstützung von SPD-Fraktionschef Julian Barlen
Sie hat zwar bisher noch nie ein Mandat gehabt, dennoch verdient sie mit Politik ihren Lebensunterhalt. Repp ist in Rostock Leiterin des Wahlkreisbüros von SPD-Fraktionschef Julian Barlen, einem der einflussreichsten SPD-Männer im Land. Seine Mitarbeiterin, für die er sich womöglich bald um eine Nachfolge kümmern muss, lobt Barlen, wie es sich für einen Wahlkämpfer gehört: "Frau Repp begeistert die Menschen für Europa und sie weiß aus ihrer Familie, was es bedeutet, kämpfen zu müssen und sie ist Mecklenburg-Vorpommern tief verbunden."
Keine Zeit mehr für Wandern und Kartoffelpuffer
Und trotzdem zieht es Repp nach Brüssel und Straßburg. Dafür wirbelt sie jetzt im Wahlkampf, absolviert Termine mit SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert oder SPD-Spitzenkandidatin Katharina Barley. Für ihre Hobbys Wandern oder Kajakfahren mit ihrem Lebensgefährten, Mitarbeiter bei der SPD-Bundestagsabgeordneten Katrin Zschau, bleibt keine Zeit und auch nicht für ihr Lieblingsgericht zu Hause in Tessin. "Ich liebe die Kartoffelpuffer von meiner Oma, das hat für mich einen nostalgischen Charakter." Ihre Oma, sagt Sabrina Repp, sei einer ihrer größten Fans. Die verfolge jeden Termin auf ihrer Webseite. Der wichtigste ist der 9. Juni, dann wird gewählt. Für Repp wäre es der Raketenstart Richtung Polit-Karriere. Denn ein Mandat hat die 25-Jährige bisher nie gehabt. Politneuling ist sie dennoch nicht.