Windkraft-Ausbau in MV: Nur 15 neue Windräder in 2022
Beim Ausbau der Windkraft an Land schneidet Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich erneut schlecht ab. Im vergangenen Jahr wurden im Nordosten nach vorläufigen Branchenangaben genau 15 neue Windenergieanlagen aufgestellt.
Der Trend in Mecklenburg-Vorpommern geht weiter nach unten: 32 neue Anlagen wurden noch 2020 aufgestellt, immerhin 19 waren es im Jahr 2021 und mit nur 15 neuen Windrädern ist für 2022 ein neuer Tiefpunkt erreicht worden. Anders als in anderen Bundesländern wächst die Zahl der Windräder kaum, schon seit 2013 geht die Zahl der neu in Betrieb genommen Anlagen rapide zurück - damals wurden noch 146 Windräder neu aufgebaut. Unterm Strich sind 2022 in Mecklenburg-Vorpommern nur acht neue Standorte dazugekommen, weil in dem Jahr sieben, meist leistungsschwache Windräder abgerissen wurden.
Der Norden ist Primus, der Nordosten abgeschlagen
Das geht aus Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) hervor, das sich auf Angaben der Bundesnetzagentur beruft. In allen Nachbar-Bundesländern kommt demnach der Ausbau zügiger voran. Im kleineren Schleswig-Holstein sind 134 neue Anlagen entstanden - der Norden ist damit Primus beim Windkraftausbau in Deutschland. Auf Platz zwei kommt Niedersachsen mit 101 neuen Anlagen und Brandenburg erreicht hinter Nordrhein-Westfalen mit 91 neuen Anlagen Rang 4. Abgeschlagen ist dagegen Mecklenburg-Vorpommern. Thüringen und Sachsen-Anhalt haben mehr Windmühlen aufgestellt - in Ostdeutschland hat nur Sachsen mit elf neuen Anlagen schlechtere Zahlen als Mecklenburg-Vorpommern.
MV gegen den Trend
Deutschlandweit ist die Zahl neuer Anlagen dagegen höher als noch 2021. Im Jahr 2022 sind nach der IWR-Auswertung insgesamt 591 Windenergieanlagen neu in Betrieb gegangen. Das sind fast 100 Anlagen mehr als noch 2021. Mecklenburg-Vorpommern schert damit aus dem allgemeinen Trend aus. Die 15 neuen Windräder entstanden an Standorten in Sülstorf, Milow und Zölkow (Landkreis Ludwigslust-Parchim), in Gägelow und Grevesmühlen (Landkreis Nordwestmecklenburg), in Kröpelin (Landkreis Rostock) und in Grimmen und Süderholz (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Der Großteil der Anlagen stammt vom Hersteller Nordex.
Bürgerbeteiligungsgesetz gibt offenbar keine Impulse
Die Zahlen machen deutlich, dass auch das sogenannte Bürgerbeteiligungsgesetz aus dem Jahr 2016 dem Ausbau offenbar keinen Schub verleihen konnte. Das Land hatte Investoren verpflichtet, Bürgern Anteile an den Anlagen anzubieten. Die Idee: Anwohner sollten leichter von der oft umstrittenen Energieform überzeugt werden können, wenn sie Geld mit der Windenergie verdienen können. Aus der Branche wurde das Gesetz auch als Hemmschuh bezeichnet, weil Investoren mit Verlusten rechnen müssten. Vor dem Bundesverfassungsgericht scheiterte im Mai 2022 allerdings eine Klage gegen das Gesetz.
Erneuerbare-Energien-Verband: Land macht Hausaufgaben nicht
Der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE), Johann-Georg Jaeger, kritisierte, die Ausbauzahlen würden "hinten und vorne nicht reichen, um unsere Klimaziele zu erreichen". Jaeger sieht in den Daten einen Beleg dafür, "dass die Landesregierung ihre selbst gesteckten Ziele nicht erfüllt und ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat". Als Ursache nannte Jaeger langwierige und komplizierte Genehmigungsverfahren.
Backhaus will die Hürden senken
Umwelt- und Klimaminister Till Backhaus (SPD) will dem Windkraftausbau jetzt mehr Schub verleihen. Der Sozialdemokrat plant, die Hürden für die Genehmigungen zu senken und die Antragsverfahren zu beschleunigen. Unter anderem soll der Einfluss des Denkmalschutzes beschnitten werden. Außerdem sollen mehr Mitarbeiter für eine zügigere Bearbeitung sorgen. Backhaus hat noch für diesen Monat einen Windkrafterlass angekündigt.