Wegen Seeadler-Tod: Jäger fordern schnelles Verbot von Bleimunition
Umweltminister Till Backhaus (SPD) steht wegen seiner Aussagen zur Nutzung von Bleimunition durch Jäger erneut in der Kritik. Der Minister hatte die Erlaubnis, die umstrittenen Geschosse bis April 2027 zu nutzen, verteidigt. Der Ökologische Jagdverein im Land fordert dagegen ein schnelles Verbot.
Jäger in Niedersachsen dürfen vom 1. April an keine bleihaltige Kugel-Munition mehr verschießen, in Schleswig-Holstein gilt das schon seit Jahren. Giftiges Blei in den Überresten von erlegten Wildtieren gilt in Mecklenburg-Vorpommern als Hauptursache für den Tod von Seeadlern, die das Aas fressen. Das belegt auch eine Dokumentation des NDR. Der Vorsitzende des Ökologischen Jagdvereins, der ehemalige SPD-Politiker Jörg Heydorn, fordert von Backhaus auch deshalb ein schnelles Verbot.
Heydorn: Backhaus handelt "sachfremd"
Er verweist auch auf eine Studie des Bundesamtes für Risikobewertung. Danach sei Wild, das mit Bleimunition erlegt wurde, auch für Schwangere oder Kleinkinder nicht unbedenklich. Es sei auch deshalb "sachfremd", so Heydorn, wenn Backhaus mit dem Verbot der Schwermetalls bis April 2027 warten wolle. Bleifreie Munition sei für Jäger längst ein guter Ersatz. Backhaus hatte die im Vergleich zu Niedersachsen deutlich längere Frist damit begründet, dass Jäger Restbestände an Bleimunition noch verschießen könnten.
Jagdverband steht hinter Backhaus
Das Argument lässt Heydorn nicht gelten, sachlich sei das nicht zu begründen. "Bleihaltige Munition muss aus dem Verkehr", sagte der praktizierende Jäger. Der deutlich mitgliederstärkere Landesjagdverband begrüßt dagegen das Vorgehen des Ministers. Ein schnelles Verbot lehnte Verbandspräsident Florian Asche ab. Er sagte auf Anfrage, "unsere Jägerinnen und Jäger haben im Vertrauen auf die geltenden Gesetze bestimmte Munitions- und Waffentypen erworben, deren Verbot einer Enteignung gleich käme". Insbesondere ältere Waffenmodelle seien nur schwierig auf bleifreie Alternativen umzustellen. Das Abprallverhalten von bleifreien Geschossen sei "unzureichend erforscht". Gemeint ist die todbringende Wirkung der Geschosse im Wildkörper. Heydorn hält diese Kritik für unbegründet.
Übergangsfrist für bleihaltige Munition bis 2027
Das im vergangenen Jahr verabschiedete Jagdgesetz des Landes sieht die Übergangsfrist bis April 2027 vor. Während das Landesjagdgesetz in Niedersachsen demnächst eine "bleifreie" Munition vorschreibt, heißt es in der Regelung in Mecklenburg-Vorpommern, Jäger dürften auf Schalenwild, also beispielsweise Rehe und Wildschweine, keine Munition verwenden, "die mehr Blei als nach dem jeweiligen Stand der Technik vorgesehen an den Wildkörper abgibt." Als Begründung wird in einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Harald Terpe angegeben, "dass die hergestellte Munition bisher nicht zu 100 Prozent bleifrei" ist.
