Viele Unfälle bei Rövershagen, aber keine "Unfallhäufungsstelle"
Immer wieder kracht es auf der B105 bei Rövershagen im Landkreis Rostock. Bei der Hälfte der Fälle handelt es der Polizei-Statistik zufolge um Wildunfälle.
Normaler Verkehr, klare Sicht - eigentlich ist alles gut am Sonntag, 8. Oktober 2023, auf der B105. Gegen 16 Uhr zieht plötzlich ein Volvo zwischen Gelbensande und Rövershagen auf die Gegenfahrbahn. Im Fahrzeug: Ein Familienvater mit seinen beiden Kindern. Der Pkw prallt frontal in ein Auto in dem ein Rentnerehepaar sitzt. Beide Wagen werden von der Straße geschleudert. Fünf Verletzte sind die Folge. "Wir mussten die Rentner aus ihrem Auto rausschneiden. Ein Wunder, dass nichts Schlimmeres passiert ist", meint Erik Fritsche, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Rövershagen.
Jeder Unfall hat seine eigene Kennung
Die Polizei nimmt den Unfall auf und leitet ihn weiter an die Polizeiinspektion Güstrow. Dort arbeiten die Beamten den Vorgang ins System ein. So beginnt die Arbeit von Polizeihauptkommissar Toni Möller. Der Leiter des Sachbereichs Verkehr füttert seine Statistik mit den Einzelheiten und schaut auf eine Straßenkarte für den Landkreis Güstrow. Darauf sind viele Fähnchen und Kreise mit unterschiedlichen Farben zu erkennen. "Je größer der Punkt, desto größer war der Unfall. Farbe und die Fähnchen unterscheiden die Art des Ereignisses. Vom Wildunfall bis hin zum Anfahren eines Fußgängers: Alles hat seine eigene Kennung", so Hauptkommissar Möller.
Fall für die Unfallkommission
Bis zu drei Jahre wird die Statistik für jeden Straßenabschnitt geführt. Kommen auffällig viele große Punkte hinzu, die schwere Personenschäden anzeigen, schaltet er die Straßenverkehrsbehörde ein. Stellen beide Seiten eine Unfallhäufung fest, landet der Fall vor der Unfallkommission. Dort sitzen neben Polizei und Straßenverkehrsbehörde die Kommunen und der Straßenbaulastträger. Gemeinsam entscheiden sie was zu tun ist. "Das kann das Aufstellen von Verkehrsschildern sein, ein Überweg, eine Ampel, ein Blitzer oder ein Kreisel, der den Verkehr beruhigt", so Toni Möller.
Kein "Unfallhäufungsstelle" auf B105 bei Rövershagen
Und wie steht es um den schweren Unfall bei Rövershagen? Täglich sind 55.000 Fahrzeuge über das Nadelöhr B105 unterwegs auf dem Weg zur Arbeit oder zur Urlaubsküste. Der Unfallexperte blickt auf seine Straßenkarte und zieht Bilanz. "In den letzten drei Jahren haben wir 47 Unfälle eingestuft. Davon 50 Prozent Wildunfälle. Von den bleibenden 50 Prozent sind ein Drittel auf zu geringen Abstand zurückzuführen, also zum Beispiel Auffahrunfälle, so Hauptkommissar Möller. Also kein Unfallschwerpunkt, kein Grund für das Einschalten der Unfallkommission.
Mahnung an Autofahrer
Wehrleiter Fritsche, selbst Anwohner der B105, hat im Gespräch mit dem NDR trotzdem seine eigene Sicht: "Manche fahren hier wie 'ne wilde Sau, missachten das Überholverbot und versuchen in der Senke zu überholen, ohne zu wissen was oben kommt." Sein Rat: "Beachtet die Verkehrszeichen und seid aufmerksam!" Damit die Feuerwehr kein Unfallopfer aus dem Fahrzeug schneiden muss.