Unzufriedenheit über Essen: Proteste in Flüchtlingsunterkunft in Rostock
In einer Rostocker Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber haben Streitigkeiten für einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Der Protest entzündete sich an der Verpflegung. Die Stadt reagiert.
Gemeinsam mit den Dienstleistern werde man den Vorwürfen nachgehen, erklärte Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke) am Montag in einer Pressemitteilung. Neues Essen sei bereits geliefert, Betreuung und Sicherheitsdienst seien verstärkt worden. Gravierendes Fehlverhalten seitens der Mitarbeiter sei bislang nicht erkennbar. Ein Büffetangebot und eine Essenskommission der Bewohner würden außerdem geprüft.
Muslimen Schweinefleisch serviert
Der Protest hatte sich am Sonnabend entzündet. Etwa 40 Geflüchtete waren mit der Verpflegung und den Bedingungen der Unterbringung in der Unterkunft im Stadtteil Schmarl unzufrieden. So soll muslimischen Bewohnern mehrfach Schweinefleisch serviert worden sein, was Muslime aber aus religiösen Gründen ablehnen.
Bewohner werfen Essen auf den Boden
Auch die Eintönigkeit des Essens wurde kritisiert, so dass einige der Bewohner am Sonnabendmittag ihre Portionen auf den Boden warfen. Da sich die Mitarbeiter durch den lautstarken Protest bedroht fühlten, rückte die Polizei mit zwölf Streifenwagen an. Zu Straftaten war es laut Polizeiangaben aber nicht gekommen.
Vorfall soll Thema im Innenausschuss werden
Der Rostocker CDU-Abgeordnete im Schweriner Landtag, Daniel Peters forderte eine Behandlung des Themas im Innenausschuss. "Sowohl der Innenminister als auch der Rostocker Sozialsenator und vor allem Vertreterinnen und Vertreter des Trägers, der Sicherheitsfirma und des Caterers müssen vom Innenausschuss gehört werden." Er verwies auf die Unschuldsvermutung und die unklare Faktenlage.
Stadtsprecher: Caterer wurde nicht gekündigt
Ein Sprecher der Stadt sagte, gerade wegen der unterschiedlichen Herkunft gebe es verschiedene Erwartungen an das Essen. Dass gerade Ramadan sei, habe auch eine Rolle gespielt, weil sich dadurch die Essenszeiten für einen Teil der Bewohner in die Zeit nach Einbruch der Dunkelheit verlagerten. Dem Caterer sei entgegen anders lautender Meldungen nicht gekündigt worden.
Rund 280 Menschen leben in der Unterkunft
In der Notunterkunft sind laut Stadt derzeit 281 Menschen unterschiedlichster Nationalitäten untergebracht. Die Zahl der Unterkünfte wird nach Aussage Bockhahns in den kommenden Monaten wachsen. Dabei soll künftig nach Möglichkeit auf provisorische Notunterkünfte verzichtet werden. Insgesamt beziehen laut Stadt derzeit 1.120 Personen in Rostock Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Herkunftsländer seien schwerpunktmäßig Syrien, Afghanistan und die Russische Föderation, aber auch Irak und der Iran.
Hinweis der Redaktion: Ein einer vorherigen Version dieses Artikels hatte es geheißen, dass dem Caterer gekündigt worden sei. Dies ist nicht so. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.